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Toto Wolff: Stoffel Vandoorne gehört die Zukunft bei Mercedes

VonMotorsport-Total.com

Update 29/06/2019 um 17:18 GMT+2 Uhr

Stoffel Vandoorne umgeben viele negative Motorsport-Klischees: Das "ewige Talent", das es in der Formel 1 nicht geschafft hat und in die Formel E "abgeschoben" wurde. Auch vor den TV-Mikrofonen ist er keiner, der seinen Platz einfordert. Doch ein entscheidender Big-Player im Business hält zu ihm: Mercedes-Boss Toto Wolff. "Stoffel ist für mich die Zukunft dieses Formel-E-Teams", sagt er.

Toto Wolff

Fotocredit: Getty Images

Denn nachdem Vandoorne von McLaren fallen gelassen wurde, hat er eine neue Familie gefunden, die noch an sein Talent glaubt.
Wolff ist nicht erst seit gestern Vandoorne-Fan. Bereits 2016 hat er erklärt: würde Vandoorne keinen Stammplatz in der Formel 1 bekommen, "werde ich ihm einen Platz suchen. Das verspreche ich." Damals war Vandoornes Ruf noch unbefleckt und viele Experten waren Wolffs Meinung.
Aber auch heute betont Wolff noch: "Stoffel war in jeder Nachwuchskategorie spitzenmäßig schnell: Er hat den Renault-Eurocup dominiert und dann ist er in der GP2 alles in Grund und Boden gefahren. Hamilton-Style. In Japan konnte man es schwer beurteilen, aber auch da war er ganz vorne dabei. Und dann ist bei McLaren irgendwas falsch gelaufen."

Erfolg in allen Nachwuchsserien

Vandoorne begann seine Karriere im Alter von sechs Jahren ganz klassisch im Kartsport. Als Belgischer KF2-Meister und Vizemeister der F2-CIK-FIA-Kartweltmeisterschaft war er 2010 bereit für den Formelsport. Mit 18 gewann er den F4 Eurocup. 2012 dominierte er im Formel Renault 2.0 Eurocup zusammen mit Daniil Kwjat, gegen den er sich am Ende durchsetzen konnte.
Das machte McLaren auf ihn aufmerksam. Seit 2013 gehörte er zu der Nachwuchsschmiede in Woking. Das ermöglichte ihm sogar einen Ausflug in die FIA-GT-Serie. In der Formel Renault 3.5 scheiterte er jedoch an McLarens anderem Liebling: Kevin Magnussen. Der um ein halbes Jahr jüngere Däne erhielt daraufhin prompt ein Stammcockpit bei McLaren. Konnte sich dort aber auch nur zwei Jahre halten.
Vandoorne stieg hingegen zunächst klassisch in die Formel 2 (damals noch GP2) auf. Dort gelang ihm im allerersten Rennen schon ein Sieg. Die erste Saison beendete er nach ein paar dominanten Auftritten als Vizemeister hinter Jolyon Palmer. In der zweiten Saison konnte ihm dann keiner mehr das Wasser reichen.

GP2-Dominanz im "Hamilton-Style"

Nur bei fünf von 21 Rennen stand er nicht auf dem Podium. Auch sieben Siegen waren dabei. Damit hatte er am Ende fast doppelt so viele Punkte wie der Gesamtzweite Alexander Rossi. Hamilton-Style? Der mittlerweile fünfmalige Formel-1-Weltmeister holte in seiner GP2-Meister-Saison "nur" fünf Siege und verpasste das Podium siebenmal. Auf Nelson Piquet junior hatte er damals zwölf Punkte Vorsprung.
Bei McLaren war für Vandoorne 2016 aber noch kein Platz neben Fernando Alonso und Jenson Button. Die Honda-Beziehungen ermöglichten ihm eine Zwischenstation in der japanischen Super Formula. Auch dort konnte er zwei Siege erzielen. In der Formel 1 machte er außerdem als Alonso-Ersatz in Bahrain erstmals auf sich aufmerksam, wo er den ersten Saisonpunkt für das Team holte. Und 2017 war es dann endlich soweit: Vandoorne bekam das Stammcockpit neben Alonso.
Seine Königsklassen-Bilanz: 41 Rennen, nur sieben Ankünfte in den Punkten. Nur dreimal konnte er sich vor Alonso qualifizieren - 2018 gar nicht mehr. Die Umstände sind bis heute jedoch undurchsichtig. Vandoorne kam in ein Team, das schon zwei enttäuschende Honda-Jahre hinter sich hatte. Als sich 2017 keine Besserung einstellte, trennte sich McLaren vom Motorenpartner. Mit Renault wurde es 2018 aber zunächst auch nicht besser.

An Alonso gescheitert?

Die Messlatte Alonso schien für Vandoorne zu hoch. Es hielten sich jedoch auch die Gerüchte, dass er bei Updates benachteiligt und bei der Entwicklung zu Versuchszwecken "geopfert" wurde. McLaren-Boss Zak Brown bilanzierte schlussendlich: "Er ist ein sehr netter Kerl, aber er hätte mit uns vielleicht ein bisschen aggressiver umgehen können." Für die Saison 2019 fand Vandoorne kein Formel-1-Cockpit.
"Ich glaube, der Faktor Alonso, der mit Sicherheit zu den Besten zählt, und dann die damit einkehrende Verunsicherung hat zu diesem Leistungsabfall geführt", vermutet Toto Wolff. "Aber ich sehe in Stoffel das Talent, das ist nach wie vor da. Und die Intelligenz, dass er das umsetzen kann. Deswegen setze ich für die Zukunft unseres Formel-E-Engagements ganz stark auf Stoffel."
Seine erste Saison hat Vandoorne für das junge HWA-Racelab-Team bereits fast hinter sich. In Rom gelang ihm dabei schon eine Podiumsplatzierung. In der Gesamtwertung hat er 23 Punkte mehr als sein erfahrener Teamkollege Gary Paffett, dem amtierenden DTM-Meister. Auch im dominanten Formel-1-Team von Mercedes hat Vandoorne einen Fuß. Er unterstützt die Mannschaft um Weltmeister Hamilton als Simulatorfahrer.
Wolffs Vertrauen in ihn ist aufgrund der Tatsache, dass Mercedes den Einstieg als Werksteam in die Formel E vorbereitet, nicht zu unterschätzen. "Ich möchte gern abwarten, wie New York läuft, und dann eine Entscheidung treffen", räumt Wolff zwar ein. Aber die Formel E gewinnt mit ihren Hersteller-Beteiligungen noch immer an Bedeutung. Und Vandoornes Talent könnte diesen Weg mitgehen.
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"Dann geht das Gemetzel los": Vandoorne über die Formel E

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