Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen

FC Bayern: Die Baustellen vor dem Saisonstart

Sven Busch

Update 17/06/2015 um 17:39 GMT+2 Uhr

Geht die Seuche schon wieder los? Franck Ribéry muss fast einen Monat Gips tragen, Medhi Benatia noch bis Ende dieser Woche eine Halskrause. Noch sind es zwei Wochen bis zum ersten Bayern-Training am 1. Juli, aber die Vorzeichen stehen derzeit nicht gut. Auch die Personalie Bastian Schweinsteiger bleibt eine Hängepartie. Das sind die fünf Bayern-Brennpunkte vor dem Saisonstart.

Schlüsselfiguren beim FC Bayern: Schweinsteiger, Guardiola, Ribéry

Fotocredit: SID

1.) Das Rätsel Franck Ribéry:
Wie geht es mit dem Superstar weiter? Seit dem 11. März hat der Edeltechniker wegen einer rätselhaften Sprunggelenksverletzung kein Spiel mehr bestritten. Nach Fehldiagnosen und einem verfrühten Comebackversuch wird die Frust beim Franzosen immer größer.
Er habe im Urlaub "höchstens einen Tag am Strand" verbracht, "weil ich Angst um meinen Fuß hatte", klagte Ribéry. I2ch war im Urlaub, aber ich konnte nicht machen, wozu ich Lust hatte. Das ist doch Mist!" Ein realistisches Datum für seine Rückkehr gibt es nicht, teamintern soll sich der 32-Jährige zudem über fehlende Unterstützung durch Coach Pep Guardiola beklagt haben.
"Statistisch ist es leider ein Fakt, dass Franck in den vergangenen zwei Jahren oft verletzt war", stellte Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge nüchtern fest. Klar ist: Selbst bei einem günstigen Heilungsverlauf ist es sehr wahrscheinlich, dass Ribéry den Saisonstart verpasst.
Die Frage, wann und ob der Publikumsliebling überhaupt noch einmal seine Topform erreicht nach weit mehr als 100 Tagen Ausfallzeit, treibt die Bayern-Verantwortlichen um. Die Suche nach einer personellen Alternative soll intensiviert werden.
2.) Die zweite Problempersonalie Bastian Schweinsteiger:
Wie geht es mit der Leitfigur weiter? Bereits in der abgelaufenen Saison war die Bayern-Ikone für Guardiola eher prominente Verschiebemasse im Mittelfeld. Deshalb rät Rekordnationalspieler Lothar Matthäus dem Vize-Kapitän in der "Sport Bild" zu einem Wechsel zu Manchester United: "Schweinsteiger braucht in der Endphase seiner Karriere einen Trainer, der auf ihn setzt und das Spielsystem auf ihn abstimmt."
Das wird Guardiola mit Sicherheit nicht machen. Im Gegenteil. Eher wird der Katalane die Einsatzzeiten des 30-Jährigen auf dessen geliebter Sechser-Position weiter reduzieren. Das Problem: Der Kapitän der Nationalmannschaft benötigt Spielpraxis, um das DFB-Team auf möglichst hohem Niveau zum ersehnten EM-Titel 2016 führen zu können.
Das vermeintlich angespannte Binnenverhältnis der beiden birgt Explosionsgefahr. In der Schaltzentrale gibt es mit Philipp Lahm, Xabi Alonso, Thiago, Javi Martínez und Schweinsteiger ein Überangebot. Schweinsteiger will seinen bis zum 30.6. 2016 laufenden Vertrag dem Vernehmen nach erfüllen. Nur in diesem Sommer bekämen die Bayern noch eine Ablöse für ihn. Eine klare Aussage zur weiteren Zusammenarbeit gibt es von beiden Seiten nach wie vor nicht.
3.) Das Transfer-Dilemma:
Als gleichwertige Alternative für die verletzungsanfälligen Ribéry und Arjen Robben würde auf den Flügelpositionen nur ein internationaler Hochkaräter die Mannschaft wirklich weiterbringen. Dafür müssten die Münchner eine Rekordablöse locker machen (bisher 40 Millionen Euro für Javi Martínez) und ein Topsalär bezahlen, das die interne Gehaltshierarchie durcheinander bringen könnte. Genau davor hat Sportvorstand Matthias Sammer gewarnt.
Von Guardiolas Wunschspielern Kevin De Bruyne und Ángel Di María gab es bisher einen Korb, vom Franzosen Antonine Griezmann ist der Bayern-Coach nicht überzeugt.
picture

Kevin De Bruyne und Ángel Di María gaben den Bayern bisher einen Korb

Fotocredit: Imago

Was nun FC Bayern? Im Gespräch bleiben der Brasilianer Douglas Costa (Schachtjor Donezk) und der Senegalese Sadio Mané (FC Southhampton), die beide Entwicklunspotenzial haben. Ribéry gibt sich cool: "Wenn ich keine Verletzung habe, wenn ich zu 100 Prozent fit bin, dann kann kommen, wer will."
Aber er ist ja nicht fit. Bisher hat der Rekordmeister lediglich den Ex-VfB-Keeper Sven Ulreich als neue Nummer zwei und den 20 Jahre jungen Perspektivspieler Joshua Kimmich verpflichtet und den ausgeliehenen Dänen Pierre-Emile Höjbjerg vom FC Augsburg zurückgeholt. Bedarf gibt es zudem in der Innen- und Außenverteidigung. Insgesamt muss noch etwas passieren.
4.) Die Abhängigkeit von Pep Guardiola:
Der Star-Trainer hat noch kein Treue-Bekenntnis über 2016 hinaus gegeben. Das erschwert die Kaderplanung für die Zukunft. Guardiolas Versprechen steht: "Nächste Saison werden wir stärker zurückkommen", prophezeite er auf dem Marienplatz. "Ich hoffe auf den bestmöglichen Kader."
Pep fordert bei allen Transfers ein gehöriges Mitspracherecht. So ein Missverständnis wie bei seinem Amtsantritt 2013 soll es nicht mehr geben. Damals wollte er eigentlich Neymar und bekam stattdessenMario Götze – und mit dem Ex-Dortmunder ist er nicht so richtig zufrieden.
Guardiola hat klare Vorstellungen, Sammer auch: "Der FC Bayern hat nie nach einer Trainer-Wunschliste eingekauft. Ein Trainer muss immer gehört werden, aber wir müssen auch für den FC Bayern agieren. Der FC Bayern ist größer als jeder Einzelne."
Es bleibt spannend.
5.) Die Umbau der medizinischen Abteilung:
An der Säbener Straße entsteht ein hochmodernes Zentrum für Leistungsdiagnostik. Mit Hilfe von Blut- und Urinproben soll der körperliche Zustand der Profis regelmäßig getestet werden. Auch ein MRT-Gerät für Kernspinuntersuchungen wurde angeschafft. Die Bayern wollen sich vor allem im Bereich Verletzungsprävention deutlich verbessern.
So eine Seuchensaison wie 2014/2015 darf es nicht mehr geben. Team-Chefarzt Volker Braun ist der neue starke Mann, der von einem Netzwerk voller Spezialisten profitieren soll. Für jedes Fachgebiete wie Knie, Schulter oder Rücken gibt es künftig Experten. Professor Dr. Markus Walther ist die Bayern-Koryphäe für Probleme an den Füßen – und damit neuer Hoffnungsträger für Ribéry.
Der Flügelflitzer schwört aber weiter auf Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, dessen Ära Mitte April nach 38 Jahren abrupt und unschön endete. Die Arzt-Legende ist als Doc der Nationalmannschaft zudem weiter Vertrauensperson anderer Bayern-Stars. Dies gilt auch für Phyiotherapeut Fredi Binder, der 36 Jahre im Klub tätig und bisher immer ein wichtiger Bezugspunkt für Schweinsteiger und Robben war. Der nächste Zoff kommt bestimmt.
Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung