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Eurosport Taktik-Check: So kann Borussia Dortmund beim FC Bayern München gewinnen

Luca Baier

Update 03/10/2015 um 09:00 GMT+2 Uhr

Am Sonntagabend blickt die Fußballwelt nach Deutschland: Mit dem FC Bayern München und Borussia Dortmund treffen die beiden Teams aufeinander, die europaweit bislang die besten Leistungen in dieser Spielzeit brachten. Während Bayern zuletzt Tore am Fließband erzielte, musste Dortmund in der Liga zweimal Punkte lassen. eurosport.de analysiert, wie der BVB den Münchnern gefährlich werden kann.

Der Gipfel: Borussia Dortmund um Marco Reus will den FC Bayern mit Jérôme Boateng bezwingen

Fotocredit: AFP

5:1 gegen Wolfsburg, 3:0 in Mainz, 5:0 gegen Zagreb: Die Offensive des deutschen Rekordmeisters läuft zur Zeit richtig heiß. Was kann Borussia Dortmund am Sonntag (ab 17:30 Uhr im Liveticker auf eurosport.de) gegen die Power von Lewandowski, Costa und Co. ausrichten?
Viele Gegner igeln sich in der Allianz Arena mit allen elf Spielern vor dem eigenen Tor ein - um dann schließlich doch ein Tor nach dem anderen zu kassieren. Wer den FC Bayern zu nah an den eigenen Strafraum lässt, bekommt gleich mehrere Probleme: Wird nur ein Zweikampf verloren, ist die Schussbahn in der Regel frei. Werden zu viele Fernschüsse zugelassen, kann man sich aufgrund der Qualität des Rekordmeisters sicher sein, dass mindestens einer sein Ziel findet. Lässt man Douglas Costa vom Flügel seine knallharten Flanken bringen, findet er zwangsläufig irgendwann einen Spieler, der den Ball ins Tor befördert - notfalls auch einen Gegner.
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Das letzte Spiel: Im Pokal-Halbfinale setzte sich Dortmund gegen Bayern nach Elfmeterschießen durch

Fotocredit: AFP

Die Liste der Gefahren bei diesem Vabanquespiel ist lang. Übrigens häufen sich so auch die knappen Entscheidungen, wenn die Bayern-Angreifer immer wieder mit Tempo in den Strafraum gehen können - somit steigt naturgemäß auch das Risiko eines (auch mal unberechtigten) Elfmeters.

Pressing statt Zittern

"Angriff ist die beste Verteidigung." Dieser Spruch ist ebenso alt wie abgedroschen. Doch liegt Wahrheit in ihm - zumindest in Bezug auf die mögliche Dortmunder Herangehensweise am Sonntag. Bayern ist derzeit im Angriffsdrittel extrem gut abgestimmt, nahezu jeder Ablauf sitzt. Hinzu kommt, dass gleich mehrere Akteure - allen voran Robert Lewandowski und Costa - in einer Form sind, in der wirklich alles klappt.
Gut möglich also, dass Thomas Tuchel seinen Spieler zur Flucht nach vorne rät. Wie gut die Schwarz-Gelben einen Gegner unter Druck setzen können, haben sie in den letzten Jahren häufig genug demonstriert - egal ob Real Madrid, Manchester City, den FC Arsenal oder eben Bayern. Viele Topmannschaften haben gehörig unter der Klopp'schen Pressingmaschine gelitten.
Unter Tuchel hat sich der Fokus zwar mehr zum Ballbesitzspiel geändert, doch die Arbeit gegen den Ball vergisst man nicht mal eben so. Im Gegenteil: Die neuen Elemente, die Tuchel eingeführt hat, können den "alten" Stil der Pressingmaschine hervorragend ergänzen.
Die Dortmunder müssen versuchen, Bayern konsequent weit vorne anzulaufen, um sie so gar nicht erst in die gefährlichen Zonen kommen zu lassen. Nach Ballgewinn muss es jedoch nicht immer das in den vergangenen Jahren typische schnelle Umschaltspiel sein. Der BVB ist mittlerweile in der Lage, auch gegen starke Gegner lange in Ballbesitz zu bleiben und sich geduldig Chancen herauszukombinieren.
Dass dies dem FC Bayern überhaupt nicht schmecken würde, hat Pep Guardiola in den letzten Jahren immer wieder betont. Der Katalane wird nicht müde zu predigen, dass seine Mannschaft leide, wenn sie nicht den Ball habe. Auch ein ständiges Hin und Her sei nichts für seine Schützlinge. Nur einmal ließ er sich drauf ein - und verlor 0:4 zu Hause gegen Real Madrid. "Der größte Fehler meiner Karriere", erklärte Guardiola damals.

Alonso entscheidet das Spiel!

Doch was ist, wenn ein Gegner es darauf anlegt UND die Qualität dazu hat, die Kontrolle zumindest phasenweise zu übernehmen? Der BVB könnte mit diesem Mittel Erfolg haben. Sie haben genügend Spieler mit den Fähigkeiten, um zwischen den Stilen zu wechseln. Aubameyang ist im Umschaltspiel eine kaum zu stoppende Waffe, bei längeren Ballbesitzphasen hilft die Genialität eines Ilkay Gündogan und die beeindruckende Ruhe des Julian Weigl
Dass mit Mhkitaryan und Reus zudem zwei Spieler in der Startelf spielen, die beide Stile hervorragend verbinden, unterstreicht die taktische Flexibilität der Borussia. Tuchel, der für seine intensive Gegneranalyse bekannt ist, wird sich sicherlich schon einen passenden Plan überlegt haben, wie und wo seine Mannschaft Ballgewinne erzielen kann.
Ein mögliches "Pressingopfer": Xabi Alonso. Der routinierte Spanier ist nicht gerade beweglich, schnelle Drehungen, kurze Körpertäuschungen oder Ähnliches sieht man von ihm nicht - schon gar nicht unter Druck. Presst der Gegner hoch, neigt die personifizierte Passmaschine zu Fehlern - man denke an die Partie der Bayern in Porto im Frühjahr. Ballverluste in den Räumen, in denen sich Alonso aufhält, sind fast automatisch Torchancen. Und somit vielleicht der Schlüssel zum BVB-Sieg.
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Bayerns Xabi Alonso kommt gegen Dortmund eine Schlüsselrolle zu

Fotocredit: Imago

Doch wie jede taktische Maßnahme hat auch diese mutige Variante ihre Nachteile. Neben der körperlichen und geistigen Intensität ist auch die hohe Abwehrreihe ein Risiko. Denn nur, wenn die Viererkette bis zur Mittellinie nachschiebt, können die Schwarz-Gelben so kompakt pressen, dass die Räume selbst für Bayerns Edeltechniker zu eng werden.
Dass ausgerechnet Alonso ausgezeichnete lange Bälle spielen kann, macht die ganze Sache besonders pikant: Entweder jagt ihm der BVB Bälle ab und kommt so zu guten Chancen. Oder der Spanier hebelt das kollektive Anlaufen der Dortmunder mit einem 50-Meter-Pass auf Costa aus. So oder so: Alonso wird in diesem Spiel wohl mitentscheident sein - vorausgesetzt, der BVB ist mutig genug. Wer wagt, gewinnt?
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