Kingsley Coman startet beim FC Bayern München durch: Nur Robert Lewandowski ist effektiver

Pep Guardiola kann dieser Tage wieder freundlicher dreinschauen. Gegen Werder Bremen hatte er vor einer Woche noch "keine Außenspieler" zur Verfügung, gegen den 1. FC Köln brachte er mit Douglas Costa, Arjen Robben und Kingsley Coman gleich drei.

Robben war es, dem nach seinem Comeback die Schlagzeilen gebührten; doch Coman war gegen Köln nicht minder aktiv, spielte die FC-Außenverteidiger auf beiden Seiten schwindelig, bereitete das 2:0 sehenswert vor und holte auch den Freistoß vor dem 3:0 heraus.

Pep Guardiola war am Montag voll des Lobes, als ihn eurosport.de nach seinem juvenilen Neuzugang fragte. "Wir wussten nicht, was uns erwartet, als er von Juventus kam", sagte der Coach, "aber er macht sich sehr gut. Er hat vier, fünf Spiele alles korrekt gemacht. Er hat seine Seite gehalten, er ist immer sofort auf den Außenverteidiger gegangen. Auch wenn er den Ball verliert, probiert er es nochmal und nochmal. Und er hat unser Defensivverhalten verstanden."

Vor dem DFB-Pokalspiel beim VfL Wolfsburg (Di., 20.30 Uhr im Liveticker) hat der Trainer nun fast schon ein Luxusproblem: Wen seiner fünf gegen Köln aufgebotenen Angreifer soll er draußen lassen, wenn er gegen den Titelverteidiger nicht wieder krass offensiv spielen lassen will?

Für Coman spricht jedenfalls seine jugendliche Unbekümmertheit, die auch Robben beeindruckt. "Er ist erst 19", staunte der Niederländer am Samstag nicht schlecht. "Er macht das sehr, sehr gut."

So gut, dass er auch bald schon sein Debüt in der französischen Nationalmannschaft geben dürfte. Er gehört jetzt schon zu den Perspektivspielern für die Heim-EM 2016. "Er ist sehr interessant, kann auf vielen Positionen spielen. Obwohl er noch sehr jung ist und ein paar Stufen zu gehen hat, hat er schon großes Potenzial", sagte Nationaltrainer Didier Deschamps.

Andererseits ist die Offensive der "Equipe Tricolore" mit Karim Benzema, Antoine Griezmann, Mathieu Valbuena, Olivier Giroud und Anthony Martial sehr gut besetzt, dazu kommt der wieder erstarkte Hatem Ben Arfa.

Dennoch ist Coman vielleicht sogar der verheißungsvollste Teenager im Bayern-Trikot seit David Alaba in der Saison 2011/12 durchstartete. Seiner vollmundigen Ankündigung zum Antritt - "Ich bin ein Spieler, der den Unterschied macht - in jeder Minute des Spiels" - hat Coman jedenfalls ein paar Taten folgen lassen.

Bisher ist der Franzose alle 62 Spielminuten direkt an einem Tor beteiligt (zwei Treffer, fünf Vorlagen), nur Robert Lewandowski (21 Scorerpunkte, alle 52 Minuten) ist bisher effektiver. Thomas Müller (13/82), Douglas Costa (14/85), Mario Götze (6/103), Arjen Robben (3/129), Arturo Vidal (7/132) und Thiago (6/145) kommen da statistisch nicht heran.

Gegen Köln spulte Coman die zweitmeisten Kilometer (10,88 km) nach Vidal ab, zog die meisten Sprints auf dem Feld an (22), schlug nach Robben die zweitmeisten Flanken (4), was von ihm unkommentiert blieb, da er bislang nur Interviews auf Französisch gibt.

"Pep Guardiola hat mich regelmäßig spielen lassen, ich bin sehr zufrieden. Ich spüre sein Vertrauen. Ich bin sehr glücklich. Es ging alles sehr schnell, aber ich konnte sofort zeigen was ich drauf habe", sagte Coman zuletzt zu "bundesliga.de". Bei der Integration im Team helfen derweil Franck Ribéry und Medhi Benatia, mit denen der 19-Jährige Französisch sprechen kann. Bei Pep darf's auch mal ein bisschen Italienisch sein - der Coach spielte wie Coman einst in der Serie A.

Comans Ziel ist es indes weiterhin "zu zeigen, dass der Verein zu Recht sein Vertrauen in mich setzt". Denn noch steht er ganz am Anfang einer zweijährigen Probezeit. Bis 2017 haben die Bayern Zeit, darüber zu entscheiden, ob sie den Außenstürmer fest von Juventus Turin verpflichten wollen. 21 Millionen Euro soll das zusätzlich zur üppigen Leihgebühr von sieben Millionen Euro kosten. Warum Juve-Trainer Massimiliano Allegri in den höchsten Tönen von ihm schwärmte ("Er ist sehr jung, aber er kann ein Superstar werden. Er ist bereit für die große Bühne"), ihn dann aber dennoch ziehen ließ, bleibt sein Geheimnis.

Geht es nach Guardiola, könnte Bayern die Option sofort ziehen: "Keine Zweifel. Er hat die Qualität, hier lange, lange Zeit zu spielen."

Den jetzt bei Bayern von Guardiola erteilten Auftrag, nämlich "durch meine Schnelligkeit für Gefahr in der gegnerischen Hälfte sorgen", erfüllt Coman bislang ganz gut. Auch wenn Pep sagt: "Coman und Douglas Costa müssen viel Suppe essen, um das Niveau von Arjen und Franck, das sie in diesem Verein gezeigt haben, zu erreichen."

Ein paar Löffel hat Kingsley Coman schon intus.