Was man von Pep Guardiola noch erwarten kann - und was nicht

Florian Bogner

Update 04/03/2016 um 15:29 GMT+1 Uhr

Der nette Herr Guardiola war gestern: Vor dem Bundesliga-Spiel bei Borussia Dortmund gibt sich der Trainer des FC Bayern München keine besondere Mühe mehr, sich der Öffentlichkeit zu erklären. Nur bei Thomas Tuchel gerät er ins Schwärmen. Intern ist der 44-Jährige drei Monate vor seinem Abschied ähnlich gnadenlos - der BVB kann sich auf den besten FC Bayern gefasst machen.

Pep Guardiola verlässt den FC Bayern München im Sommer in Richtung Manchester City

Fotocredit: AFP

Vorbei? Und tschüss. Pep Guardiola kann das Ende seiner Pressekonferenzen beim FC Bayern München mittlerweile kaum mehr abwarten. Mediendirektor Markus Hörwick sagte am Freitag noch seine Verabschiedungsformel auf, da war Guardiola schon zur Tür raus.
Nein, der Öffentlichkeit in Deutschland hat Guardiola nicht mehr viel zu geben. Der Spanier hat offenbar entschieden, dass es aussichtslos ist - und verschwendet keine besondere Mühe mehr darauf, sich zu erklären, seine Ideen unters Volk zu bringen.

Ein bisschen wie beim Zahnarzt

Wenn Pep da oben sitzt, strahlt er aus: Der weiße Drehhocker im fensterlosen Pressestüberl an der Säbener Straße ist für den 44-Jährigen ähnlich attraktiv wie ein Zahnarztstuhl geworden. Entsprechend freudvoll geht das Prozedere dann auch vonstatten.
Wie denn sein besonderer Matchplan gegen Borussia Dortmund am Samstag aussehe, wurde Guardiola am Freitag gefragt. Und der Katalane sagte doch glatt, dass er sich nichts Besonderes überlegt habe. "Wir hatten nur zwei Tage Zeit, es gibt nicht Spezielles", meinte Guardiola mit gelangweilter Miene. Nächste Frage! Na sicher.
Peps Null-Bock-Haltung gegenüber den Medien heißt aber nicht, dass er sein Trainergeschäft nun ebenso gleichgültig erfüllt. Drei Monate vor seinem Abschied in Richtung Manchester City muss er nur nicht mehr ganz so galant vorgehen, kann gnadenloser sein.

Spielt Mario Götze? Guardiola weicht aus

Wie bei Mario Götze zum Beispiel, den er zuletzt nicht brauchte und entsprechend auf der Bank beließ.
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Mario Götze spielt seit 2013 für den FC Bayern München

Fotocredit: Imago

Spielt Götze wenigstens gegen seinen Ex-Klub? Pep wich aus. "Meine Meinung von Mario ist hoch", sagte er. Und dann die alte Schallplatte: "Mario muss nichts anders machen. Er verdient es zu spielen. Aber ich habe sieben Stürmer."
Aus denen er die besten für Dortmund auswählen muss. In der Bundesliga ist ihm das gut gelungen. 3:0 2014, 1:0 2015. Nur im DFL-Supercup gab's in Dortmund zweimal auf die Nuss (2:4, 0:2). "Ich bin sehr froh, dass ich das nochmal erleben darf, die Stimmung in Dortmund", sagt Guardiola.
Ich hoffe auf ein gutes Spektakel.

Guardiola angetan vom BVB

Die Fußball-Fans in Deutschland auch - und mehrheitlich auf einen BVB-Sieg, damit's wieder eng wird im Kampf um die Meisterschaft. "Die Fans wünschen sich mehr Spannung – Willkommen!", sagt Guardiola zum Ausrutscher gegen Mainz.
Dass Dortmund aktuell psychologisch im Vorteil ist, muss auch Guardiola gestehen. "Das Momentum ist jetzt vielleicht auf Dortmunds Seite. Aber meine Spieler haben es die letzten vier Jahre Wahnsinn gemacht, kaum verloren", sagt er.
Wie geht das Top-Spiel aus?
Überhaupt, der BVB: der hat es Guardiola schon angetan. Als er am Freitag von seinem Kontrahenten Thomas Tuchel spricht, fällt seine gleichgültige Fassade für wenige Momente ab.

Pep schwärmt geradezu von Tuchel

Tuchel? "Einer der besten Trainer der Welt!", schwärmt der Spanier, "ein Top-Top-Top-Top-Trainer!" Vier Tops gab's bei ihm noch nie, in Pep-Sprech ist das: Prädikat Weltklasse.
Weil: "Er hat in nur zwei, drei Monaten die Spielweise von Borussia Dortmund geändert, und das ist nicht einfach." Guardiola weiß, dass Dortmund unter Tuchel nun kompletter ist, sowohl kontern, als auch Ballbesitzfußball spielen kann. Und in den letzten Monaten so viel dazu gelernt hat, dass es ein anderes Team ist als beim 5:1 in München im Oktober. Fazit: "Sie spielen komplett anders, sind eine der besten Mannschaften Europas, der beste Konkurrent in Deutschland."
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Pep Guardiola und Thomas Tuchel

Fotocredit: Imago

Aber Guardiola wäre nicht Guardiola, wenn er nicht für die Top-Top-Top-Spiele etwas in petto hätte. So wie neulich in Turin, als Bayern, so sagte Pep nun, "die beste Leistung seit ich Trainer bei Bayern München bin" zeigte. Trotz 2:2.

Guardiola spielt Bedeutung herunter

Bevor er von seinem Hocker glitt, um das Abschlusstraining vorzubereiten, bemühte sich Guardiola dann noch, die Tragweite des Spiels runterzuspielen. "Wir dürfen nicht verlieren am Samstag", hatte Vereinsboss Karl-Heinz Rummenigge gewarnt.
Also was, wenn Dortmund gewinnt, auf zwei Punkte ranrückt? "Vielleicht verlieren wir, aber das verändert mein Leben nicht. Danach geht es gegen Bremen, gegen Turin", sagte Guardiola, wieder sehr gleichgültig.
Und wenn Bayern siegt - Vorentscheidung? "Mit acht Punkten Vorsprung bei noch neun Spielen und diesem BVB ist es auch noch nicht vorbei."
Stimmt. Knapp drei Monate muss er noch. Auch auf Pressekonferenzen.
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