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Arjen Robben beim FC Bayern München: Vom Ego-Shooter zum Teamplayer

Johannes Mittermeier

Update 19/10/2017 um 08:13 GMT+2 Uhr

Im vorerst letzten Vertragsjahr beim FC Bayern München hat Arjen Robben eine erstaunliche Wandlung genommen: Mangels Hierarchie ist der einst als "Aleinikov" verhöhnte Niederländer zum Anführer avanciert - und entzieht sich dieser Verantwortung nicht. Ganz im Gegenteil. Für die Nationalmannschaft spielt Robben nicht mehr, Bayern-Trainer Jupp Heynckes traut dem Altmeister noch Großtaten zu.

Arjen Robben beim FC Bayern München

Fotocredit: Getty Images

Dieses Ende mit Emotionen hat Jupp Heynckes genau verfolgt. Eine Ehrenrunde durch die Amsterdam Arena beschloss Arjen Robbens Dienst für die Niederlande, dann war's vorbei, und Robben wusste das.
Zwei Tore hatten er gegen Schweden erzielt, er hatte gebrannt auf dem Fußballfeld, wie er halt immer brennt, und er hatte alles versucht. Für nichts. Holland verpasst die WM 2018, Robben wird nicht wieder auflaufen fürs Nationalteam, mit 33 ist Schluss. In München saß Heynckes vorm Fernseher, anderntags würdigte er:
Holland hat ganz große Fußballer hervorgebracht, wie Cruyff, Gullit, van Basten, Rijkaard. Man muss Arjen in diese Riege einstufen.
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Arjen Robben

Fotocredit: Getty Images

14 Jahre Fußball fürs Vaterland, 96 Länderspiele, 37 Tore, das ist Robbens Zahlenwerk in Oranje. Beim FC Bayern, wo er seit 2009 spielt, längst im Legendenstatus, sind nach 265 Einsätzen stolze 133 Treffer und 88 Assists notiert. Es sollen mehr werden, immer mehr, mehr, mehr, deshalb hört Robben für Holland auf:
Ich spiele bei einem europäischen Topklub, darauf will ich mich nun vollständig konzentrieren.
Und da hat er ja allerhand zu tun.
Heynckes bereitet den FC Bayern aufs erste Spiel seiner vierten Amtszeit vor, am Samstag gastiert der SC Freiburg (ab 15:30 Uhr im Liveticker auf Eurosport.de). Der Übergangstrainer legt den Fokus auf Taktik, Fitness und besonders jene berüchtigten weichen Faktoren, die in keiner Gebrauchsanleitung nachzulesen sind, aber die unsichtbare Architektur einer Mannschaft bilden, ihr Rückgrat und Stützkorsett.

Neuer? Müller? Lewandowski? Robben!

"Wichtig ist, eine ganz klare Hierarchie zu installieren", sagt Heynckes dem "kicker". Wie in seiner dritten FCB-Periode, die auch deshalb im Triple gipfelte, weil ein Team auf dem Platz stand, das diesen Namen verdiente.
Bis Herbst 2017 ist dieser Mannschaftsgedanke schleichend zerbröselt. Die Verbindungsfiguren Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm, Xabi Alonso sind weg, Manuel Neuer kann seinem Führungsanspruch verletzungsbedingt nicht entsprechen, Thomas Müller überzeugt sportlich zu selten, Robert Lewandowski ist eher Einzelgänger und die üppige spanischsprechende Fraktion nicht geeicht für ernsthafte Leader-Qualitäten. Vom 2013er Geist war diese Truppe unter Ex-Coach Carlo Ancelotti weit entfernt.
Mats Hummels soll Abteilungsleiter sein, zwecks Leistung und Auftreten. Und dann ist da noch Robben.
Es ist übrigens derselbe Robben, dem eigene Mitspieler einst den Spitznamen "Aleinikov" gaben, und es ist derselbe Robben, der als Außenstürmer allzu oft zum Ego-Shooter mutierte (dass er Bayern mit Einzelaktionen etliche Male rettete, besonders international, war dieser Stellung nicht undienlich).
Menschen sind wandlungsfähig. Nach wie vor kurvt Robben bevorzugt von rechts in die Mitte, wo er Lewandowski leider übersehen muss, um selber den Abschluss zu suchen. Aber das ist nicht alles. Robben hat sich zum Teamplayer entwickelt, er wird in die Verantwortung genommen und entzieht sich ihrer nicht - das Gegenteil ist der Fall.

Heynckes traut Robben noch viel zu

Als Franck Ribéry (früher nicht unbedingt Robbens bester Freund) nach seinem Trikotwurf im nächsten Bundesligaspiel auf der Bank saß, bejubelte Robben sein Tor mit ihm, demonstrativ. "Das war ein Zeichen", sagte der Niederländer, permanent betonte er in den turbulenten letzten Wochen zudem dieses Dogma:
Das Wichtigste ist, dass wir zusammenhalten. Jeder, der unzufrieden ist und das öffentlich äußert, schadet der Mannschaft. Wir müssen zusammenhalten!
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Arjen Robben und Franck Ribéry

Fotocredit: Imago

Dabei war Robben nicht in Topform, bloß Ersatz und/oder ineffektiv. im Januar wird er 34, im Juni endet sein Vertrag. Was ist drin? "Ich fühle mich richtig fit. Solange es geht, will ich an der Spitze mithalten." Robbens enormer Ehrgeiz verblüfft sogar einen 72-Jährigen wie Heynckes, der Bayerns Siegtorschützen des Champions-League-Finals 2013 selig beklatscht:
Arjen Robben ist ein Profi, den man nur selten antrifft - weil er hochprofessionell ist und eine Eigenmotivation hat wie nur ganz wenige Spieler. Deswegen glaube ich nicht, dass bei ihm das Alter entscheidend ist. Er kann diese und vielleicht noch nächste Saison auf ganz hohem Niveau spielen.
Und Integrator sein. Aleinikov, der Anführer. Erstaunlich.
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