Bayern gibt sich auf Schalke keine Blöße

Carlo Ancelotti warf erneut die Rotationsmaschine an und würfelte seine Startelf munter durch. Mit Niklas Süle und Javi Martinez anstelle von Mats Hummels und Jerome Boateng, Sebastian Rudy anstelle von Thiago oder Arturo Vidal und James Rodriguez für Franck Ribéry dürfte der Italiener auch Domenico Tedesco überrascht haben.

Dennoch fand der FCB schnell ins Spiel und hatte durch Rudy (8.) und Thomas Müller (12.) schnell die ersten Chancen. Doch auch Schalke zeigte sich bissig und spielte mutig mit.

Ganz bittere Minuten begannen für Königsblau dann zur Mitte der ersten Halbzeit. Ein Treffer von Guido Burgstaller wurde zurecht nicht anerkannt, da Bastian Oczipka zuvor im Abseits gestanden hatte (22.). Nur wenig später griff auf der Gegenseite der Video-Assistent in Person von Christian Dingert ein, als Naldo eine Hereingabe von James mit einer unnatürlichen Handhaltung abwehrte. Allerdings sprang der Ball erst vom Fuß Naldos an den Arm des Brasilianers, was zu heftigen Protesten führte, was letztlich jedoch nichts an der Entscheidung änderte. Den folgenden Elfmeter verwandelte Robert Lewandowski gewohnt sicher links unten zum 0:1 (25.).

Wiederum nur vier Minuten später erlebte Gelsenkirchen den ersten Bundesliga-Treffer von James. Corentin Tolisso hatte den Kolumbianer glänzend in halbrechter Position freigespielt. Von dort netzte der Edeltechniker eiskalt mit der linken Innenseite zum 0:2 rechts unten ein (29.).

Nach dem Seitenwechsel versuchte Schalke noch einmal alle Kräfte zu mobilisieren, doch letztlich fehlte es gegen nun größtenteils routiniert ihren Stiefel herunter spielende Bayern, an der Durchschlagskraft.

So konnte sich James durch einen genialen Zauberpass hinter die Schalker Abwehrkette endgültig zum Matchwinner empfehlen. Der eingelaufene Arturo Vidal verwertete das Zuspiel seines südamerikanischen Kollegen technisch perfekt volley mit rechts in den rechten Torwinkel zum 0:3-Endstand (75.), der den FCB zumindest über Nacht zum neuen Tabellenführer macht.

Ralf Fährmann (FC Schalke 04): "Ich möchte unserer Mannschaft ein Kompliment machen. Wir waren griffig in den Zweikämpfen. Was uns natürlich ein Bein gestellt hat war der Elfmeter. Wir sind keine Robben, sondern haben nun einmal Arme. Uns wurde ganz klar in den Schulungen gesagt, dass es kein Elfmeter ist, wenn der Ball vom Fuß an die Hand springt. Dann brauchen wir auch keine Schiedsrichterschulungen mehr machen. Natürlich fühle ich mich klar benachteiligt, obwohl die Szene am Ende natürlich nicht allein entscheidend war."

Joshua Kimmich (FC Bayern München): "Ich glaube, dass beide Teams am Anfang relativ viele Fehler gemacht haben. Hinten haben wir immer wieder den Gegner eingeladen. Das darf nicht passieren. Letztlich haben wir deren Fehler dann besser genutzt und es nach dem Wechsel auch souveräner gespielt. Manuel ist natürlich eine Persönlichkeit, die uns fehlt."

Christian Heidel (Sportdirektor FC Schalke 04): "Ich glaube, dass der Elfmeter schon entscheidend war. Für mich war das definitiv kein Elfmeter. Deswegen haben wir aber nicht verloren. Das wäre zu einfach. Wenn die Bayern einen guten Tag haben ist es wahrscheinlich immer ein Klassenunterschied. Wir dürfen uns aber nicht von unserem Weg abbringen lassen, deswegen heißt es jetzt: Abhaken und weitermachen."

Sven Ulreich (FC Bayern München): "Ich freue mich natürlich, dass ich im ersten Spiel wieder zu null spielen konnte. Schalke hat das teilweise nicht schlecht gemacht, ist gut angelaufen. Natürlich fühle ich mit Manuel mit. Ich wünsche ihm, dass er schnell wieder zurückkommt. Ich freue mich dennoch, dass ich jetzt die Spiele bekomme. Ich brauche keine Stärkung durch eine Vertragsverlängerung. Ich will der Mannschaft einfach helfen."

Leon Goretzka (FC Schalke 04): "Am Ende war es deutlich. Ich glaube, dass wir in der ersten Halbzeit einige Male die falsche Entscheidung getroffen haben. Das müssen wir besser machen. Nach dem diskutablen Elfmeter wird es dann schwierig. Wir haben es extra vor der Saison gesagt bekommen, dass es kein Elfmeter ist, wenn der Ball vom Fuß an die Hand springt. Wir hatten eine ganz ähnliche Szene in Hannover. Da wurde nicht gepfiffen und dazu haben wir auch nichts gesagt."

Opfer dieser Maßnahme von Carlo Ancelotti waren Mats Hummels, Thiago, Arturo Vidal und erneut Franck Ribéry, die zunächst auf der Bank Platz nehmen mussten. Der Franzose kam letztlich überhaupt nicht zum Einsatz.

Bei seinen bisherigen Einsätzen für den deutschen Rekordmeister kam der Kolumbianer nicht über einige gute Ansätze hinaus. In Gelsenkirchen ließ James Rodriguez erstmals seine ganze Klasse aufblitzen, spielte viele kluge Pässe, brillierte im Abschluss und sammelte zudem bei den Teamkollegen einige Bonuspunkte, da er sich auch in der Arbeit gegen den Ball stark verbessert präsentierte.

Der FC Bayern München ist der einzige Verein, der in dieser Saison bereits zum zweiten Mal vom Video-Assistenten korrekterweise einen Elfmeter zugesprochen bekommt. Den ersten Strafstoß gab es am 1. Spieltag gegen Bayer Leverkusen.