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Der LIGAstheniker: Der FC Bayern unter Heynckes wieder im Alleingangmodus

Thilo Komma-Pöllath

Update 30/10/2017 um 14:44 GMT+1 Uhr

Der LIGAstheniker Thilo Komma-Pöllath entschuldigt sich bei Jupp Heynckes und findet viel Lob für den Trainer des FC Bayern. Heynckes könne wohl als Einziger "Bayern-To-Go", die Münchener also in Nullkommanichts wieder auf Kurs bringen. Die Spannung und Aufbruchstimmung in der Meisterschaft könne damit aber schnell wieder Geschichte sein, daher die Frage: Jupp, musste das wirklich sein?

Jupp Heynckes (FC Bayern München)

Fotocredit: Getty Images

Mal ganz was Neues an dieser Stelle: der LIGAstheniker möchte sich hochoffiziell bei Jupp Heynckes entschuldigen. Also: Sorry, Jupp!
Zu Beginn seiner Verpflichtung beim FC Bayern vor drei Wochen habe ich mich darüber lustig darüber gemacht, dass ein Neuanfang ausgerechnet mit einem 72-Jährigen gelingen soll. Wie das gehen soll, dass ein zuweilen zu Gefühlsduselei neigender Rentner diesen zersplitterten Haufen schwererziehbarer Ego-Shooter wieder auf Linie trimmen soll?
Dass der FC Bayern in der Post-Ancelotti-Phase nur durch Moderation der Flügel nicht befriedet werden könne. Vergessen Sie's, alles Quatsch, wie man heute weiß. Fünf Spiele, Fünf Siege, in der Bundesliga noch immer ohne Gegentor.
Die Bayern selbst twitterten nach dem zweiten Leipzig-Sieg vom Samstag voller Inbrunst, das hätte noch kein Bayern-Trainer vor Jupp geschafft. Nicht Csernai, nicht Cjakowski, weder Lattek noch Hitzfeld oder Guardiola: Rekord! Sensation! Wahnsinn! Jupp, wie machst du das nur?

Nur Heynckes kann Bayern-To-Go

Heynckes hat den FC Bayern in kürzester Zeit befriedet, das hätte selbst der UN-Generalsekretär nicht schneller hinbekommen. Auch Leipzigs Coach Hasenhüttl ist am Samstag nach dem 0:2 schwer beeindruckt:
Das ging ja verdammt schnell, Jupp. Du hast nicht lange gebraucht, und schon vorne.
Wir lernen: Bayern-To-Go – das kann nur einer: der Jupp. Angesichts der widerstreitenden Führungsdynamik zwischen Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge und Aufsichtsratschef Uli Hoeneß war das auch dringend nötig und die neue Harmonie mitsamt Tabellenführung kann er den Großkopferten rechtzeitig zum Weihnachtsfest unter den Baum legen.

Heynckes - Dortmund 8:0

"All diese Sehnsüchte nach mehr Spannung hat nun bereits der zehnte Spieltag zu zerstören begonnen", schreibt die "SZ" und die ist für vorschnelle Schlüsse nicht bekannt.
Nach dem Double-Feature gegen Leipzig gibt es das jetzt auch gegen den BVB, am nächsten Wochenende in der Liga, im Dezember im Pokal. Nimmt man den aktuellen Run der To-Go-Bayern, ist für den Erzrivalen nicht viel zu erwarten: Heynckes hat seit seinem Comeback acht Punkte mehr gewonnen als Dortmund!
Der Kaiser würde sagen, mit diesem Jupp sind die Bayern auf Jahre hinaus unschlagbar. Die Frage muss gestellt werden: Jupp, kannst du nicht ewig leben – und bleiben?

Der nächste Alleingang?

Denn das ist das wahrhaft Ernüchternde für die Liga: Die Bayern sind weder im Rausch noch spielen sie berauschend. So wie James Rodríguez am Samstag: Schon gut, aber eben nicht galaktisch.
Die Bayern machen weniger falsch, trainieren strukturierter als unter Ancelotti und sprechen wieder miteinander. Heynckes, ein Wertkonservativer auf der Trainerbank, der Stabilität will, Defensive üben lässt, ein Realo des Profifußballs, der weiß, was erfolgreich macht, kein Systemfundi wie Pep.
Deshalb klappt Heynckes immer wieder aufs Neue bei den Bayern, jetzt schon zum vierten Mal. Man kann auch sagen: Dass Heynckes als Rentner bei den Bayern so erfolgreich anheuern kann, ist nicht Zufall, sondern folgerichtig.
Dass die Liga angeblich in der Spitze zusammenrückt und eine Gruppe von drei, vier Teams meisterfähig sein könnte, diese Aufbruchstimmung der ersten neun Spieltage ist wie weggeblasen. Sorry Jupp, aber das musste doch wirklich nicht sein...

Zur Person Thilo Komma-Pöllath:

Der Sportjournalist und Buchautor ("Die Akte Hoeneß") beleuchtet in seinem wöchentlichen Blog "Der LIGAstheniker" das Geschehen in der Fußball-Bundesliga für Eurosport.de. Oft skeptisch, ironisch, kritisch - aber einer muss schließlich den Ball flach halten.
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