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James Rodríguez zum FC Bayern: Ein Weltstar für eine Weltmarke - für Thomas Müller wird's eng

Sigi Heinrich

Update 12/07/2017 um 12:05 GMT+2 Uhr

Eurosport-Experte Sigi Heinrich nimmt den Wechsel von James Rodríguez zum FC Bayern unter die Lupe. Ein Spieler muss jetzt besonders zittern, der wie Rodríguez einmal Torschützenkönig bei einer WM war. Thomas Müller - der Publikumsliebling könnte wieder nur Ersatzspieler werden, wenn Trainer Carlo Ancelotti auf seinen neuen Wunschspieler setzt.

James Rodríguez

Fotocredit: Imago

"Das Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde". Lisa Müller wird ihrem Ehemann Thomas das sicher schon oft gesagt haben. Die Ehefrau des Bayern-Spielers ist eine passionierte Dressur-Reiterin. Ihre bessere Hälfte teilt die Liebe zum Pferd, ohne selbst im Sattel zu sitzen. Ich kann so eine gewisse Distanz schon verstehen. Meine wenigen Reitversuche endeten kläglich. Ich dachte es sähe super aus, der Reitlehrer meinte, ein Kartoffelsack im Sattel macht mehr Eindruck.
Ich habe daraus natürlich meine Konsequenzen gezogen. Müller freilich, da bin ich sicher, würde das prima machen. Er kann ja fast alles, ist ein sportliches Allround-Talent. Spielt Golf mit niedrigem einstelligem Handicap und Fußball, ja Fußball spielt er auch. Nicht schlecht. Er war mal Torschützenkönig bei einer WM und damals, 2010, ist er auch noch als bester Jungprofi ausgezeichnet worden. Alles Müller oder was? So war das.

Wieder ein WM-Torschützenkönig

Ist noch nicht so lange her und doch aktuell, denn jetzt ist sein Nachfolger als WM-Torjäger ein Konkurrent beim FC Bayern und vielleicht letztlich der Spieler, der Müller dann doch in den Sattel treibt. James Rodríguez ist ein Freigeist auf dem Feld wie der gestandene Bayer. Kann alles oder zumindest sehr viel am Ball, mit dem Ball und war Wunschspieler von Trainer Carlo Ancelotti, was wiederum Müller offensichtlich nicht ist.
Die letzte Saison war seine schwierigste in München. Er war nur noch Ergänzungsspieler und gehörte selten zu der Mannschaft, die ein Spiel begann. Schon vor der Verpflichtung von Rodríguez ist für Müller das Leben bei den Bayern ein Rodeo geworden. Ein Spiel ständig auf der Kippe. Da kam Corentin Tolisso aus Frankreich. Auch einer, der einen gewaltigen Bewegungsdrang hat. Vielseitig einsetzbar. Wie Müller, dessen Stärke ja vor allem darin besteht, dass er zwischen den Linien kreativ ist und auch als Vorbereiter glänzen kann. Wie eben auch noch Rodríguez. Mit guturalem "ch" ausgesprochen. Chames bis der Hals kratzt.

Uli Hoeness hält sein Versprechen

Ein Hammer. Keine Frage. Die Granate auf dem Transfermarkt, die Präsident Uli Hoeness versprochen hat. Finanziell zudem ein Schnäppchen. Die Leibgebühr ist läppisch. Und ob man ihn dann in zwei Jahren fest unter Vertrag nimmt, kann man immer noch sehen. Es ist ein perfekter Deal für den FC Bayern München, denn Rodríguez passt ins bayerische Marketing-Konzept. Auch wenn er unter Zinedine Zidane in Madrid quasi der Müller bei Real war und selten gespielt hat, ist er ein großer Name.
Ein Zugpferd (!). Die Mädels, die immer zahlreicher auch zum Fußball gehen, werden dahin schmelzen. Rodríguez ist ein kleiner Ronaldo. Ein Weltstar. Er schmückt die Münchner. Mehr, viel, viel mehr als der unbekannte Tolisso. Rodríguez ist ein großer, ein ganz großer Deal, der den Bayern gelungen ist. Er steht auch der Bundesliga gut zu Gesicht und macht zudem deutlich, dass auch in Deutschland Weltklassespieler verpflichtet werden können. Schönen Gruß nach England und Spanien.

Ancelottis Wunsch- und Stammspieler

Ancelotti hat den Kolumbianer damals bei Real gefördert. Unter ihm war er Stammspieler bei den Königlichen. Vermutlich war die Verpflichtung auch deshalb möglich. Im Umkehrschluss heißt das natürlich: Er wird auch wieder Stammspieler in München. Tolisso wohl auch, Thiago ist es sowieso. Vidal grätscht derweil hinter den Offensivkräften die Gegner nieder. Der hoch talentierte Coman, der jetzt endlich mit Willy Sagnol fein französisch sprechen kann, sollte Ribéry verdrängen können. Wenn er spielen darf. Und Robben ist für Ancelotti noch unverzichtbar. Die Münchner haben mit ihrem jüngsten Coup den Konkurrenzkampf ihres Kaders auf die Spitze und zudem auf ein nie gekanntes Niveau getrieben.
Mit Rodríguez, der heute 26 Jahre alt wird, haben sie einen Teil des notwendigen Generationswechsels vollzogen und fürs Erste wohl auch abgeschlossen. Und Müller? Er wird versuchen, seinen Platz zu finden in diesem neuen Team, das ausgerechnet um seine möglichen Positionen herum ungeheuer erweitert wurde. Er hat keinen Freibrief mehr. Den hat ihm Carlo Ancelotti im letzten Jahr weggenommen. Thomas Müller ist nur noch eine Option in den taktischen Überlegungen seines Trainers, der freilich jetzt noch viel mehr unter Druck steht als noch im ersten Jahr in München.
Der Italiener muss jetzt liefern. Ohne Ausrede. "Triple" heißt das Zauberwort. Weniger wäre im Selbstverständnis der Münchner, gerade nach der Verpflichtung von Rodríguez, eine herbe Enttäuschung. Im Grunde kann Müller das gelassen sehen. Er verdient nach wie vor genug, um seinen Pferden genug Möhren zu kaufen und er war schon mal bei einem "Triple" dabei. Dass ohne ihn ein weiteres Stück bayerischer Fußball-Seele verschwinden würde, ist nur noch eine Überlegung für unverbesserliche Romantiker wie mich. Der FC Bayern ist eine internationale Marke geworden. Nie wurde das deutlicher als durch die Verpflichtung von James Rodríguez, der, zugegeben, die Freude auf die kommende Bundesliga-Saison noch weiter verstärkt.
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