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Der LIGAstheniker: Skandalöse Moral - Wie der BVB mit dem Absahner Aubameyang absahnen will

Thilo Komma-Pöllath

Update 22/01/2018 um 13:27 GMT+1 Uhr

Für Eurosport-Blogger Thilo Komma-Pöllath ist nicht nur das Verhalten von Pierre-Emerick Aubameyang moralisch fragwürdig, sondern auch das seines Klubs Borussia Dortmund. Typen wie Aubameyang lassen Trainer, Klubführung und ganze Vereine zur eigenen Belustigung um sich herumtanzen wie einst Kaiser und Könige ihre Hofnarren. Der BVB wiederum sieht in Aubameyang lediglich ein Asset im Markt.

Wird Pierre-Emerick Aubameyang gegen die Bayern spielen?

Fotocredit: SID

Wer sich in den letzten Wochen und Monaten durch das Datenleck der "Football Leaks" gearbeitet hat, der kann eigentlich kein Fußballfan mehr sein. Das Ausmaß an Gier und Unverschämtheit, an Schamlosigkeit und krimineller Energie, die im modernen Profifußball zum Ausdruck kam, ist derart erschütternd, dass man mit sofortiger Wirkung die Stadien und den Fernsehfußball boykottierten müsste, weil man eine derartige asoziale Parallelgesellschaft - ja, der moderne Profifußball ist nichts anderes - nicht unterstützen kann.
Klar ist das naiv gedacht, das wird nicht passieren. Die Millionen rennen weiterhin in ihren Millionen Lieblingstrikots zu ihren Lieblingsklubs, die von neureichen Slapstikern wie Pierre-Emerick Aubameyang unmöglich gemacht werden.
Das wirklich Schlimme ist: Klubs wie der BVB demontieren sich dabei selbst, weil sie am Ende noch absahnen wollen mit einem, den sie selbst als ungezogenen Absahner herangezogen haben. Sagen wir es wie es ist: die Ligamoral ist ein Skandal.

Das Asset Aubameyang

Noch vor gut einer Woche wird BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke mit den Worten zitiert: Aubameyang sei ein "totaler Profi". Das hat er wirklich gesagt. Und dennoch muss man davon ausgehen: Watzke war bei allen Sinnen. Am selben Tag kam der Gabuner nicht zur Mannschaftssitzung, weshalb ihn Trainer Stöger aus dem Kader für das Wolfsburg-Spiel warf.
Für seine Trainingseinheiten zwischen dem Wolfsburg und Hertha-Spiel eine Woche später lobte ihn Stöger ausdrücklich und mit Schmäh für seinen Einsatz, tatsächlich kam "Auba" kaum ins Schwitzen. Warum tut er das? In das Aufgebot für das Hertha-Spiel wird er trotzdem nicht berufen. Warum nicht? Sein Privatkick mit Freunden im Dembélé-Trikot am Abend des Hertha-Spiels bei dem er sich ohne Probleme filmen lässt, ist dabei der finale ausgetreckte Mittelfinger eines Maßlosen in Richtung seines mindestens ebenso geldgierigen Arbeitgebers, der schon lange selbst seinen moralischen Kompass verloren hat.
Für den börsennotierten BVB sind Spieler wie Aubameyang keine Angestellten im Verein, sondern Assets im Markt. Diese Assets müssen performen, ihren Marktwert steigern, Wachstum generieren, weil man sie vor Vertragsende gewinnbringend weiterverkaufen will. Tun sie das nicht mehr, wird es hektisch. Also nochmal die Frage: Warum hat Aubameyang gegen Hertha nicht gespielt?

Bonusgeschäft mit dem Skandalösen

Seit Sonntag verhandelt Arsenal London in Dortmund mit Watzke über einen Wechsel. Dem Vernehmen nach bieten die Engländer 50 Mio. Euro, eine Offerte über 60 Mio. Euro sollen die "Gunners", so der "kicker", vorbereiten. Tatsächlich wollen die Dortmunder aber 70 Mio. Euro für ihren Skandalösen. Das nenne ich Selbstbewusstsein.
Zur Erinnerung: 2013 wechselte Aubameyang von St. Etienne für 13 Mio. Euro nach Dortmund. Mehr als fünfmal so viel für einen, den man selbst für unmöglich hält, das ist dann der wahre Geniestreich von Watzke und Zorc, bei aller vordergründigen Larmoyanz.
Früher ging es darum die großen Talente zu großen Spielern zu machen. Heute geht es darum, sie rechtzeitig mit Gewinn zu verkaufen. Bekommen Watzke und Zorc eigentlich einen Bonus, wenn sie so ein tolles Geschäft mit Aubameyang hinkriegen?

Klubs erziehen Spieler zu Flegeln

Die Gerüchte, dass Aubameyang gegen Hertha nur deshalb nicht gespielt hat, damit er sich nicht verletzt und den Deal mit Arsenal nicht gefährden kann, verdichten sich. Das öffentliche Bild, wonach ein gieriger, undankbarer Flegel diesen wunderbaren, ehrlichen und integren Arbeiterverein unmöglich gemacht hat, der ihn aus der französischen Provinz gerettet und in der Bundesliga zum Weltstar geformt hat, ist bestenfalls die halbe Wahrheit.
Warum lässt man im Kleinen geschehen, dass Aubameyang, Reus & Co. sich als Superhelden stilisieren, die zum Friseur nach Mailand fliegen oder jahrelang ohne Führerschein Auto fahren, ohne dass es Konsequenzen von Seiten des Klubs gibt?
Warum können Fußballprofis im Großen sich öffentlich über ihre Arbeitgeber lustig machen, nicht zur Arbeit kommen, gar in den Streik treten wie Dembélé oder Walace beim HSV, ohne dass sie dafür öffentlich kritisiert werden, ihnen empfindliche Geldstrafen auferlegt, ihre Gehälter in großen Teilen einbehalten oder sie einfach auf die Tribüne gesetzt werden?

Schnelle Gier vs. nachhaltige Klubkultur

Konsequent wäre, wenn Aubameyang in Dortmund solange auf der Tribüne schmorrt, bis er wieder zur Besinnung kommt und vielleicht doch wieder zum Mitmachen bereit ist, weil er realisiert, dass er so seine Karriere ruinieren wird, so nicht mehr zum Großklub und nicht mehr zum großen Geld kommen wird.
Das aber traut sich der BVB nicht, obwohl es die einzig richtige erzieherische Maßnahme wäre, und der Spieler weiß das. Er sitzt es aus. Die Angst, das eigene Asset zu beschädigen, die Gier auf den schnellen Megatransfer sind größer als eine nachhaltige Vereinsführung, die Mindeststandards im Benimm, eine eigene Klubkultur, einen Verhaltenskodex implementiert und im Konfliktfall auch durchsetzt. Worin also unterscheiden sich BVB und Aubameyang groß?

Neureiche Spieler bekommen neureiche Verträge

Solange neureiche Jungs neureiche Verträge unterschreiben, die die Rechte der Spieler betonen und im Konfliktfall keine Pflichten einfordern, solange wird die Macht der Spieler in diesem überhitzten Transfermarkt im Rekordtempo wachsen.
Und Typen wie Aubameyang lassen Trainer, Klubführung und ganze Vereine zur eigenen Belustigung um sich herumtanzen wie einst Kaiser und Könige ihre Hofnarren. Nur lustig ist das alle nicht mehr.
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