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Thomas Tuchel als Trainer des FC Bayern: Die Pro- und Contra-Liste

Daniel Rathjen

Update 30/09/2017 um 08:30 GMT+2 Uhr

Thomas Tuchel gilt nach der Freistellung von Coach Carlo Ancelotti als Top-Kandidat für den vakanten Trainer-Posten beim FC Bayern München. Der ehemalige Trainer von Borussia Dortmund und der FCB - passt das überhaupt zusammen? Was spricht für ihn? Wo liegen die Risiken? Eurosport.de hat die Pro- und Contra-Argumente abgewogen.

Thomas Tuchel

Fotocredit: Imago

Dass Thomas Tuchel an diesem Wochenende Maß und Hendl auf der Wiesn genießen möchte, ist nicht undenkbar. Aber nach allem, was über seine bevorzugte Lebensart bekannt ist, schon recht unwahrscheinlich. Möglicherweise will er in seiner Münchner Wohnung nur nach dem Rechten sehen. Oder laufen etwa tatsächlich schon Verhandlungen mit dem FC Bayern?
Spekulation, Spekulation, Spekulation. (Noch) keine Fakten.
Fotos, wie Tuchel am Donnnerstag einen Flieger von Düsseldorf in die bayerische Landeshauptstadt besteigt, heizten die Spekulationen um den 44-Jährigen am Freitag jedenfalls zusätzlich an.
Laut "Bild" ist der freie Tuchel bei der Suche der Bayern-Bosse nach einem Nachfolger für den geschassten Carlo Ancelotti "Plan A". Julian Nagelsmann (Vertrag bis 2021 bei 1899 Hoffenheim) wäre demnach "Plan B", aber erst im Sommer 2018. Auch Interimstrainer Willy Sagnol, der gegen Hertha BSC (Sonntag, 15:30 Uhr im Liveticker) auf der Bank sitzen wird, solle zumindest eine Chance bekommen, seine Ideen ausführlich vorzustellen.
"Wir brauchen einen Trainer, der alle unsere Probleme anpackt. Die Suche ist nicht einfach, weil wir uns mitten in der Saison befinden. Aber man braucht sich um Bayern keine Sorgen machen. Wir werden stark aus der Sache herauskommen", betonte FCB-Sportdirektor Hasan Salihamidzic am Freitag. Eurosport-Experte Matthias Sammer pflichtete dieser Aussage am Freitagabend bei: "Der FC Bayern wird die richtige Entscheidung treffen." Auf Gerüchte, dass er selbst ein Kandidat sei, reagierte er süffisant: "Nur mal so unter uns: Ich koste 223 Millionen Euro Ablöse…"
Zu Tuchel äußerte er sich nicht. Dabei gibt es viel zu diskutieren. Eurosport.de hat Pro- und Contra-Argumente für ein Engagement von Thomas Tuchel beim FC Bayern zusammengefasst.

PRO

  • Akribischer Arbeiter: Tuchel ist detailversessen wie Pep Guardiola (Manchester City), unter dessen Regie die Bayern in drei Jahren so viele Titel holten wie nie. Laut "Bild" soll sich FCB-Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge bereits bei Guardiola, der eine Freundschaft zu Tuchel pflegt, informiert haben. Tuchel verfolgt ähnliche Ansätze, studiert jeden Gegner bis ins kleinste Detail, um seinen Spielern schließlich Lösungen anzubieten. Genau das also, was einige Akteure unter Ancelotti zuletzt stark vermissten.
  • Talente-Förderer: Beim FC Bayern steht ein Umbruch an - Philipp Lahm und Xabi Alonso sind schon weg, die Verträge von Arjen Robben und Franck Ribéry laufen aus. Spieler wie Joshua Kimmich, Corentin Tolisso, Niklas Süle oder Kingsley Coman lechzen nach neuem Input, sie sollen zu Leistungsträgern geformt werden. Zudem wird es beim FC Bayern, der gerade erst seinen neuen Jugend-Campus eröffnet hat und den Ablösen-Transfer-Wahnsinn nur bedingt mitgehen möchte, künftig verstärkt darauf ankommen, Talente einzubinden, ihre Stärken zu erkennen und gezielt zu fördern.
  • Man spricht Deutsch: Tuchel ist ein glänzender Rhetoriker, kann komplexe Sachverhalte erklären, scheut sich schon gar nicht vor Diskussionen. Nachdem es sowohl bei Guardiola als auch bei Ancelotti doch arg mit der deutschen Sprache haperte, scheint die Sehnsucht nach einem Trainer, der die deutsche Sprache perfekt beherrscht, wieder groß. Dazu passt das von Salihamidzic am Freitag formulierte Suchkriterium: "Deutsch wäre gut."

CONTRA

  • Schwieriger Charakter: So sehr viele Fußball-Experten von seiner Kompetenz schwärmen, so schnell eilt ihm auch der Ruf voraus, nicht integer zu sein. Zu engstirnig, du aufbrausend, zu launisch… Bei seinen Trainerstationen FSV Mainz 05 und Borussia Dortmund ging es intern hitzig zur Sache. Beim BVB entstand zwischen ihm und Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke ein unüberbrückbarer "Dissens", der letztlich auch zu Tuchels aus in Dortmund führte - trotz sportlichen Erfolgs. Watzke pflegt ein professionelles Verhältnis zu Rummenigge. Empfehlen wird er Tuchel wohl kaum.
Tuchel geriet auch immer wieder mit Stars und Führungsspielern aneinander. Die Münchner "tz" erinnert in einem ihrer aktuellsten Artikel daran, dass Mats Hummels 2015/16 nach dem verlorenen Pokalfinale öffentlich von Tuchel kritisiert worden war. Das angespannte Binnenklima soll mit dazu geführt haben, dass sich Hummels nach achteinhalb Jahren für einen Abschied aus Dortmund entschied. Ob er begeistert wäre, wenn Tuchel nach München käme? Tuchel könnte ein Alphatier zu viel sein. So oder so müsste er beweisen, dass er bereit ist, auch im zwischenmenschlichen Bereich an sich zu arbeiten.
  • Fehlender "Stallgeruch": Seit Uli Hoeneß wieder das Zepter als Präsident und Aufsichtsratschef das Zepter schwingt, ist die so genannte "Bayern-DNA" ein zentrales Element. Die Identifikation mit dem Verein soll möglichst hoch sein. Er vertraut gerne alten Weggefährten, die bereits etwas für den Verein geleistet haben. Sagnol wurde installiert, "Brazzo" ebenso, Hermann Gerland wurde Nachwuchschef. Ist eine Position beim FC Bayern vakant, denkt Hoeneß gerne an Namen wie Mark van Bommel, Mehmet Scholl oder Oliver Kahn. Tuchel hat bis auf seine Wohnung bislang keine Verbindung zu München. Nur wenn er die enge Zusammenarbeit mit Sagnol und Salihamidzic voll akzeptiert, wäre das zu kompensieren.

FAZIT

Es wäre fahrlässig, wenn der FC Bayern nicht detailliert über Thomas Tuchel nachdenken würde, schließlich ist er frei und brennt auf eine neue Chance. In dieser Situation ist er der einzige Top-Trainer, der sofort und einfach zu haben wäre. Insgesamt passt er ins Profil. Die Vorteile überwiegen. Kann er in Gesprächen überzeugen, wäre es kein Wunder, sollte Tuchel nach der Länderspielpause bereits bei Bayern auf der Bank sitzen.
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