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Heinrich-Blog: Aufwachen, Fußball-Stars! Ihr seid alle nicht so gut, wie ihr glaubt

Sigi Heinrich

Update 22/08/2018 um 14:53 GMT+2 Uhr

Vor fünf Jahren standen sich der FC Bayern und der BVB im CL-Finale gegenüber. Fußball-Deutschland war das Maß aller Dinge. Jetzt sind die Top-Teams schon mit "Erfolgen" in Fürth und Drochtersen/Assel zufrieden. In der Bundesliga macht sich eine unangenehme Überheblichkeit breit, wie Sigi Heinrich in seinem Blog mit klaren Worten beschreibt.

Franck Ribéry

Fotocredit: Imago

Hinter verschlossenen Türen tagt derzeit der Krisenstab. Falls er überhaupt so zu nennen ist. Bundestrainer Joachim Löw muss seine Analyse des Scheiterns dem DFB und den wichtigsten Bundesliga-Vertretern darstellen.
Und er bekommt ordentlich Schützenhilfe dieser Tage, denn was viele der Erstligisten im Pokal offenbart haben, sieht schon sehr nach Fortsetzung der Überheblichkeit der Nationalmannschaft aus. "Uns kann keiner was." Und so weiter.
Mexiko, Südkorea oder Drochtersen als perfektes Fallbeispiel, auch wenn der Meister nicht zu Fall kam. Obwohl, ein 1:0 bei einem Viertligisten ist einfach nur beschämend. Immerhin hat das zu einer neuen Wortschöpfung geführt, die Löw glatt in seine Aufarbeitung einbauen könnte: Niko Kovac sprach nach der gefühlten Pleite in Niedersachsen davon, dass seine Spieler "handlungslangsam" gewesen seien. Schmunzeln darf man über diese Kreation, erschrecken muss sie den Trainer indes selbst. Denn dieses Attribut drückt klar aus, dass seine Mannschaft nicht voll bei der Sache war. Langsames Tempo, langsam in Gedanken. Das fällt seit jeher in den Verantwortungsbereich des Trainers.

Hoeneß breitet den Schutzschirm aus

Die bekannten Mechanismen greifen schon. Uli Hoeneß, ganz der barmherzige Bruder, nimmt seine Millionentruppe natürlich in Schutz. Sie seien wohl schon mit dem Kopf beim ersten Bundesligaspiel gewesen. Vorausschauend also. Kein Vorwurf demnach.
Dennoch offenbart dieses Match wie so viele andere auch im Pokal (Frankfurt, Stuttgart sind gar schon ausgeschieden), dass viele abseits der Realität leben. Sie sind alle nicht so gut, wie sie glauben.
Vielleicht ist das der Grund, warum 17 Vereine jetzt schon wieder die Hosen voll haben bis zur Halskrause, wenn es um die nächste Meisterschaft geht. Wer soll, so klingt es landauf, landab, wer soll die Bayern stoppen? Angst ist kein guter Wegbegleiter.

Brave Angestellte

Bei den Münchnern ist nach dem "Erfolg" in Drochtersen dennoch natürlich alles im Lot. Kovac war und ist ja schon seit Wochen begeistert. Er hat Angestellte, die tun, was er sagt und er lobt: Ribéry habe sieben Wochen das ganze Training vorbildlich mitgemacht.
Sieben Wochen und alle Übungseinheiten! Das muss man sich mal vorstellen. Ein Angestellter, der über ein immenses Gehalt verfügt, der über den Jahresetat des SV Drochtersen (ca. 250.000 Euro) nur müde lächeln kann, weil er das vermutlich in einem halben Monat verdient, so ein Angestellter also läuft brav mit und ist laut Kovac auch noch ein richtiges Vorbild.
Robben, der zweite der Jungs, die Mitte dreißig sind, findet er auch ganz toll. Kann sein, dass ich da was nicht verstehe. Ich dachte es sei wohl selbstverständlich, dass man als Spieler den Anweisungen des Trainers Folge leistet.
Ich lerne: Es ist eine Ehre, wenn Ribéry und Robben laufen, passen, spielen und sich wahnsinnig quälen. Klar, da kommt dann eine Delle. Eine gewisse Müdigkeit macht sich nach der schier unmenschlichen Vorbereitung breit und sie fällt dann ausgerechnet im ersten Pokalspiel über die Kicker her. Handlungslangsam. Das ist die Folge.
Jetzt gibt es zum Glück eine Pause. Erholung für den Kopf und die Möglichkeit, die Handlungen wieder mit etwas mehr Geschwindigkeit zu versehen. Aber Achtung! Das nächste Match findet gegen ein Dorf, das knapp über 3200 Einwohner hat, statt. Hoffenheim. Dagegen ist Drochtersen (11.000 Einwohner) eine pulsierende Metropole...
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