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FC Bayern - Hannover 96 | 3 Dinge, die auffielen: Esser, Seeler, Handregel

Johannes Mittermeier

Update 07/05/2019 um 16:04 GMT+2 Uhr

Der FC Bayern München siegt am 32. Bundesliga-Spieltag mit 3:1 (2:0) gegen Hannover 96 und kommt der Meisterschaft näher. Es ist eine seltsame Partie: Einerseits werden die Kräfteverhältnisse nur unzureichend im Ergebnis ausgedrückt, andererseits muss Bayern bis zum Schluss zittern - wegen des famosen Michael Esser im 96-Tor, eigener Nachlässigkeit und einer immer lästigeren Handspielauslegung.

Michael Esser, Thomas Müller, Arjen Robben bei FC Bayern - Hannover

Fotocredit: Getty Images

1. Esser gegen alle

Michael Esser hat vor seiner Fußballkarriere eine Ausbildung als Klempner absolviert, er darf also von sich behaupten, ein Mann fürs Grobe zu sein. Das ist eine durchaus wissenswerte Information für all jene, die dem 31-jährigen Torhüter von Hannover 96 am Samstag bei der Ausübung seines Berufs zugeschaut haben. In erster Linie waren es Spieler des FC Bayern München, von denen eher wenige als Klempner angefangen haben.
Wenn der Tabellenletzte beim Tabellenersten gastiert, braucht es laut Branchengesetzen drei Zutaten: einen Defensivplan, viel Aufopferungsbereitschaft und einen guten Keeper. Vor dem 32. Bundesliga-Spieltag war Hannover der Letzte und Bayern der Erste. Und wer es nicht besser wüsste, würde schwören, dass Esser das Spiel seines Lebens gelang.
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Michael Esser bei FC Bayern - Hannover

Fotocredit: Getty Images

Der Mann wurde zur Krake mit tausend Tentakeln. Er entnervte Kingsley Coman (11.), Robert Lewandowski (14./89.), Thomas Müller (26./36./90.), Jérôme Boateng (37.), Serge Gnabry (56.), David Alaba (60./69.), Esser flog von links nach rechts und zurück, tauchte katzenartig ab, kratzte scharf geschossene und angezwirbelte Schüsse aus allen möglichen Ecken, er war: eine Wand.
"Michael Esser hat einen klasse Job gemacht", lobte Hannover-Trainer Thomas Doll, womit er den Preis für die Untertreibung des Tages erhielt. Bayern gewann trotzdem 3:1 (2:0) - und Hannover steigt wohl ab.

2. Ein Hauch von Traditionsmannschaft

Vor Anpfiff hatte Franz Beckenbauer einen seiner selten gewordenen Auftritte, und er packte Worte aus, die an Zeiten erinnerten, als der "Kaiser" noch eine allgewaltige Instanz war.
Wie 2001 sprach Beckenbauer bei der Bewertung seiner Bayern ungeniert von "Uwe-Seeler-Traditionsmannschaft", so gemächlich präsentiere sich diese "verwöhnte Truppe" bisweilen. Das dürfe nicht sein, tadelte Beckenbauer, der FC Bayern "braucht die richtige Einstellung".
Die gegen Hannover vorhanden war und im Chancenwucher resultierte; neben Essers Paraden schlenzte Coman vorbei (44.) und Goretzka ans Aluminium (45.+1). Allein Lewandowski (27.) und Goretzka (40.) waren vor der Pause erfolgreich, das Zwischenresultat gereichte zur Karikatur eklatanter Überlegenheit.
Völlig unverständlich, was sich nach Jonathas' Anschlusstreffer (51./Handelfmeter) und dessen direkt folgender Gelb-Roter Karte (55.) zutrug: Bayern verlor die Linie, entwickelte weder Wucht noch Konsequenz und spielte pomadigen "Handball" um Hannovers Strafraum. Es resultierte darin, dass der Meister gegen einen maximal harmlosen Gegner lange zittern musste.
Joshua Kimmich monierte:
Wir waren nicht druckvoll genug, zu passiv. Da muss man von einer Mannschaft, die Meister werden will, mehr erwarten.
Die Legenden-Parade erstickte zarte Pfiffe in der Allianz Arena. Zunächst erzielte Franck Ribéry den Endstand (84.), anschließend feierte der von frenetischen Ovationen empfangene Arjen Robben sein Comeback, durfte einen Freistoß in die Wolken jagen (90.+2) und selig kommentieren: "Das einzige Wort, was bei mir hochkommt, ist Dankbarkeit."
Kimmich indes wollte Bayerns Ehrenpräsident nicht widersprechen: "Der Herr Beckenbauer war ein Riesen-Spieler und ein Riesen-Trainer, wenn der das so sieht, dann ist das eindeutig. In sehr, sehr vielen Spielen war das zu wenig von uns, gemessen an unseren eigenen Ansprüchen."

3. Die Hand-Debatten werden immer lästiger

Nächste Episode der Dauer-Debatte: die Handregel und ihre Auslegung. "Wir sollten das Rad ein bisschen zurückdrehen, weil wir ohne Hände nicht Fußballspielen können", hatte Kovac im Vorfeld gesagt. "Wenn einer den Ball an die Hand bekommt, heißt es nicht automatisch, dass es ein Handspiel ist."
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Christian Dingert bei FC Bayern - Hannover

Fotocredit: Getty Images

Anschauungsunterricht nach 50 Minuten: Boateng versuchte sich einzudrehen, als ein Schuss an seinen Ellenbogen klatschte. "Kein strafbares Handspiel, der Körper ist am Arm", sagte Ex-Schiedsrichter Markus Merk bei "Sky".
In München entschied Referee Christian Dingert nach Ansicht der Videobilder auf Strafstoß, und Boateng echauffierte sich derart, dass er Dingert den Vogel zeigte (unbestraft).
Kovac setzte ein sarkastisches Lächeln auf, später sagte er: "Das ist in der heutigen Zeit ein Elfmeter, war aus meiner Sicht aber keiner."
Um die Konfusion zu komplettieren, blieb eine nahezu identische Szene ohne Konsequenzen. Müller flankte, Matthias Ostrzolek blockte. Unnatürliche Bewegung? Vergrößerung der Körperfläche? Absicht gar? Dingert hatte nichts gesehen.
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