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FC Bayern München | Demontage eines Trainers - wie Kovac unmöglich gemacht wird

Thilo Komma-Pöllath

Update 14/05/2019 um 18:21 GMT+2 Uhr

Trotz der bevorstehenden Meisterschaft und der Chance auf den DFB-Pokalsieg bekennen sich die Bosse vom FC Bayern München nicht zu ihrem Trainer Niko Kovac. Jedes Mikrofon wird von Uli Hoeneß und Hasan Salihamidzic gesucht, um ihre Meinung zu sagen, nur bei der Trainerfrage um Kovac schweigen sie. Sollte dieses Wochenende doch noch etwas schiefgehen, liegt es nicht am Trainer.

Niko Kovac (FC Bayern München)

Fotocredit: Imago

Ein Kommentar von Thilo Komma-Pöllath
Was war das nicht wieder für ein mediales Feuerwerk der heiligen drei Bayern-Könige nach dem Unentschieden in Leipzig und der auf den letzten Spieltag vertagten Meisterschaft. Kaum ein Mikro ließen sie aus, der Sportdirektor war gar nach Mainz gepilgert ins "ZDF-Sportstudio". Zu allem hatten Rummenigge, Hoeneß und ihr Pfötchen gebender Assistent, Hasan Salihamidzic, nach dem Spiel eine Meinung - nur zum eigenen Trainer nicht!
Bleibt er nun oder muss er doch in zwei Wochen gehen? Das hätte man gerne erfahren, aber dazu kam kein Wort. Im Gegenschnitt wirkten die Auslassungen der drei höchst amüsant, ob ihrer Inbrunst bei Themen, die eigentlich keine waren. Die "klare Fehlentscheidung", die Uli Hoeneß beim Abseitstor von Leon Goretzka sah, verbunden mit dem Hinweis, man solle es mal nicht so genau nehmen, sah nur er auf Gottes großen Planeten.
Die Annahme, dass die wichtigsten Entscheidungsträger inhaltlich Neues zu verkünden haben, dass sie etwas loswerden wollen? Falsch! Außer, ja doch, so krude es klingt: ihren wichtigsten Angestellten öffentlich vorzuführen.

Rummenigge führt Kovac öffentlich vor

Tatsächlich spricht einiges dafür, dass "Ulikallehasan" in der Behandlung der Kovac-Frage nur eine Stimmung ausloten und vorbereiten, einen Nährboden schaffen wollen, um in zwei oder vier Wochen mit Fakten um die Eckfahne zu biegen, die dann nicht mehr ganz so abwegig und kritikwürdig daherkommen mögen: etwa die Präsentation eines Nachfolgers für einen möglichen Double-Trainer.
Das Freundlichste was Bayern-CEO Rummenigge am Wochenende zum eigenen Trainer einfiel war, er habe gar kein Problem mit Kovac. Er sei kein Freund davon, so Rummenigge, Spieler und Trainer ständig zu loben, es gehe nur um den sportlichen Erfolg. Ich empfehle jedem, angesichts einer solchen Selbsteinschätzung, noch einmal nachzuschlagen, mit welch öffentlichen Liebeschwüren der Mann aus Lippstadt seinen Ex, Pep Guardiola überzog, als der noch Bayern-Trainer war. Spoiler: Mehr als das Double hat auch Pep nicht mit dem FCB gewonnen. Es ist also keine Frage des Temperaments oder der Emotion, die Rummenigge persönlich vielleicht nicht beherrschen würde. Er will schlicht nicht.

Sie trauen Kovac die Bayern-Zukunft nicht zu

Der Vorstandsassistent, der Hasan, sprach indes von einer „Scheiß-Saison“, sollte man nicht Deutscher Meister werden. Und mal abgesehen davon, ob man "Scheiße" im deutschen Fernsehen sagen soll oder nicht: Warum gehen die Bayern neuerdings und ganz gegen ihr Naturell ("Mia San Mia") davon aus, es könnte noch etwas schiefgehen?
Das Herumgeeiere in der Kovac-Personalie, dieses Kalle-Mantra vom Wochenende, man müsse dafür sorgen, dass die Erfolge bei Bayern München so kontinuierlich blieben wie in den vergangenen 20, 30 Jahren und dass dafür eine gewisse Kontinuität in der Leistung nötig sei, was soll uns das denn sagen?
Blumiger könnte er gar nicht ausdrücken, dass Kovac eben nicht der Mann für die zukünftigen Kontinuitäten beim FC Bayern sein wird.

Warum machen die das?

Es ist die letzte Woche der regulären Saison. Alle drei "Hochwürden" sprechen ausführlich und ganz bewusst mit der Öffentlichkeit, aber statt Ruhe und Fokus reinzubringen in die Mannschaft, vor dem finalen Spiel zur Meisterschaft, am Samstag gegen Kovac' Ex-Klub Frankfurt, wird all das (Mannschaft, Ruhe und Fokus) noch einmal durch den meinungspluralen Fleischwolf einer Bayern-Führung gedreht, die offensichtlich nur ein strategisches Ziel verfolgt: den eigenen Cheftrainer weiter zu beschädigen.
Warum machen die das? Weil man glaubt, so die Spannung zu halten? Weil man einen generellen Hang hat, seine Spitzenangestellten zu ärgern? Oder weil es längst einen Kovac-Nachfolger gibt, für dessen Inthronisierung man gute Argumente sammeln muss?

Die unmögliche Bayernführung

Wenn es am Wochenende dann doch noch schief gehen sollte mit der siebten Meisterschaft in Folge, dann nicht, weil es Niko Kovac verbockt hat. Dann haben die heiligen drei Bayern-Könige ihr monatelanges Demontagewerk am eigenen Cheftrainer mit Erfolg zu Ende gebracht. Eine Klubführung, die sich in Personalfragen immer seltener einigen kann, die einen Titel aufs Spiel setzt, um den eigenen Trainer loszuwerden, hat sich selbst unmöglich gemacht.
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