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FC Bayern nach Attacke von Hoeneß und Rummenigge: Mia san… ja, wer san mia eigentlich?

Johannes Mittermeier

Update 01/11/2018 um 15:21 GMT+1 Uhr

In Wolfsburg stoppt der FC Bayern München seine sportliche Krise, aber die Wutrede-Pressekonferenz von Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge hallt nach - es gibt ja höhere Deutungsebenen, zuständig für die gesellschaftspolitische Wucht dieses Vereins. Von Souveränität sind die Münchner da gerade weiter entfernt als von der Tabellenspitze. Bayern sucht nach Halt: Mia san… ja, wer san mia eigentlich?

FC Bayern München: Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge

Fotocredit: Getty Images

Sie würden das nie zugeben, aber Spiele beim Verein für Leibesübungen aus Wolfsburg empfand der FC Bayern stets als lästige Pflicht. Sie fuhren halt hin, gewannen meist knapp, manchmal hoch (6:1 unter Guardiola, 2014) und manchmal nicht ganz so hoch (1:4 unter Guardiola, 2015). Einmal wurden sie von einem Sololäufer namens Grafite blamiert, damals schienen die Bayern eine krakelige Karikatur ihrer selbst.
Insofern beeindruckte es, was Mats Hummels am Samstag sagte. "Wie eine Befreiung" habe sich das 3:1 in Wolfsburg angefühlt, gestand der Verteidiger, "wenn man sechs Spiele in Folge nicht gewonnen hat, weiß man einen Sieg wieder richtig zu schätzen". Zu diesen sechs Spielen zählte Hummels neben vier leidlich erfolgreichen Bayern-Auftritten die beiden Pleiten mit der Nationalmannschaft.

Ob Bayern wegen Hoeneß' Zorn besser spielte?

Na klar: Diejenigen, die sich übers Gewinnen definieren, mussten ja in eine Identitätskrise gestürzt sein. Für Niko Kovac barg das 3:1 weniger Absolutistisches in sich, der Bayern-Trainer wollte einen "ersten und kleinen Schritt in die richtige Richtung" erkannt haben - was doch eine arg bedächtige Lesart war nach diesem Donnergrollen, das sich mit zackigen Blitzen über München entladen hatte.
Der FC Bayern war schon immer viel mehr als ein Fußballklub, die Wichtigkeit und Wichtigtuer beschränken sich nicht aufs Rasenrechteck. Es gibt höhere Deutungsebenen, zuständig für die gesellschaftspolitische Wucht dieses Vereins, der sogar das Grundgesetz zitiert, ohne sich zu genieren.
Diese Pressekonferenz, von der "SZ" süffig als "Pressebeschimpfungskonferenz" deklariert, wird lange nachhallen. Ob die Bayern-Stars in Wolfsburg wegen der Attacke von Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge (übrigens war auch Hasan Salihamidzic anwesend) besser spielten als gegen Augsburg, Berlin, Amsterdam, Mönchengladbach, ist weder beweis- noch widerlegbar.

FC Bayern: Grenzen abstecken, Eindringlinge abwehren

Aufklärung von Spielerseite betrieb bloß Joshua Kimmich, der die Vorwärtsverteidigungsrede als "super Zeichen" rühmte und prompt "mehr Zusammengehörigkeitsgefühl" registrierte. "Wir lassen keinen ran, halten zusammen und schützen uns gegenseitig", sagte Kimmich.
Die prinzipiell richtige Botschaft - Augenmaß statt Polemik - nivellierten die Bayern-Granden durch ihr albernes Gebaren. Das Poltern sollte Grenzen abstecken und Eindringlinge abwehren (Hoeneß: "Dieser Verein wird sich in der Öffentlichkeit wieder als Einheit darstellen"), tatsächlich aber wurden Zeichen der Schwäche vermittelt. Von Souveränität ist Bayern gerade weiter entfernt als von der Tabellenspitze, das Klub-Innenleben wirkt unausgegoren.
Ein Meister sucht nach Halt. Mia san… ja, wer san mia eigentlich?
Diese Frage schließt Sportliches ausdrücklich ein. Die "sechsjährige Dauerparty" (Rummenigge) ist unterbrochen und nicht zwingend vorüber, allerdings müssen sie sich annähern an Coach Kovac und Kovac an sie.

FC Bayern: Defizite weiter sichtbar

Da ist die Sache mit dem Spielstil. Eine Kontermannschaft kann mangels Kontermöglichkeiten schwerlich aus Bayern werden, für gnadenloses Ballbesitz-Dogma ist das Spiel bisher zu statisch. In Wolfsburg dominierten sie, zugleich stachen Defizite hinsichtlich Tiefenstaffelung, Gegenpressing, Eindimensionalität hervor - erneut.
"Wichtig war, überhaupt zu Chancen zu kommen. Es war gegen Ajax und Gladbach unser großes Manko, dass wir viel zu selten vor dem gegnerischen Tor waren", sagte Hummels. Die wirren Wolfsburger konnten Bayerns Schwächen nicht nutzen; ein stärkeres Team, wie neulich die Amsterdamer und Gladbacher, konnten das durchaus.
Münchens Krise muss nicht überwunden sein, die nächsten Aufgaben sind freilich dankbar: Athen in der Champions League (am Dienstag ab 18:55 Uhr im Liveticker bei Eurosport.de), Mainz in der Bundesliga, Rödinghausen im DFB-Pokal.
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Mann gegen Mann - die komplette Sendung: Stein, Köhler und Stenger zum Bayern-Beben

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