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Hannover 96 - RB Leipzig | Thomas Doll: So schwer ist seine Aufgabe

Thomas Doll ist zurück auf der Bühne Bundesliga, am Freitagabend (ab 20:30 Uhr live im Eurosport Player) beginnt er mit Hannover 96 gegen RB Leipzig seine Rettungsmission. Nach der Entlassung von André Breitenreiter bleiben Doll nur 15 Spiele für den Klassenerhalt. Leicht wird das nicht, wozu auch das 96-Umfeld beiträgt. Und doch beschäftigen Hannover neben Zweifeln durchaus Ansätze zur Hoffnung.
Als Thomas Doll letztmals als Bundesliga-Trainer an der Linie stand, wurden in München die Vereinstitanen Ottmar Hitzfeld und Oliver Kahn verabschiedet, Schiedsrichterlegende Markus Merk erteilte sich den persönlichen Abpfiff, und Michael Ballack stand Tage vor dem Champions-League-Finale mit Chelsea gegen Manchester United.
Am 17. Mai 2008 verlor das von Doll gecoachte Borussia Dortmund gegen Wolfsburg, ein Jahr später landete der Ex-Profi bei Genclerbirligi Ankara in der Türkei und ward nie mehr in Deutschlands Eliteliga gesehen - bis jetzt.
Wenn Hannover 96 am Freitag auf RB Leipzig trifft (ab 20:30 Uhr live im Eurosport Player), ist aus Doll ein 52-jähriger weitgereister Trainer mit Rettungsmission geworden. Er soll einen Klub, der von seinen vergangenen 31 Bundesligaspielen lediglich vier gewann, zuletzt achtmal in Serie sieglos blieb und auf Platz 17 rangiert, fit machen für den Kampf um den Klassenerhalt.
Hannover 96: Kinds Allmachtsanspruch stört
Doll hat's angepackt in Niedersachsen: viel Skepsis, viel Arbeit. Der Coach versucht, das Ego seiner Truppe zu stärken, wer "zu viele Rucksäcke" mit sich herumschleppe, dem "fehlt die Leichtigkeit". 96-Präsident Martin Kind spricht ein Kernproblem an:
"Bei unseren Gegnern konnte man sehen, wie sich beim Ballführenden meist zwei oder gar drei Mitspieler angeboten haben. Bei uns war das nicht so. Es muss wieder eine sehr engagierte Mannschaft auf dem Platz stehen. "
Ein Grund für das dauernervöse 96-Umfeld ist Kind selbst, als Boss, Hauptgesellschafter und mehrfacher Geschäftsführer verwaltet der 74-Jährige einen Allmachtsanspruch. Offenbar wollte Sportdirektor Horst Heldt zweimal weg, durfte aber nicht. Über Ex-Trainer André Breitenreiter wurde der Daumen gesenkt, Doll bekommt 15 Spiele für den Turnaround, er sagt:
"Ich bin bereit. Und ich weiß, was ich kann. "
Hannovers Situation sei "prekär", die Bundesligatauglichkeit aber vorhanden. Besser ist es: Außer den bis Saisonende geliehenen Kevin Akpoguma (Hoffenheim) und Nicolai Müller (Frankfurt) wurde das Personal im Winter nicht aufgemotzt.
Doll wurde Meister und Pokalsieger in Ungarn
Und doch beschäftigen 96 durchaus Ansätze zur Hoffnung. Dolls Energie strahlt aus, zumal der Mann ein Startexperte ist: Mindestens drei Siege aus seinen ersten sieben Spielen holte er noch bei jedem Klub, die darbenden Hamburger (2007) und Dortmunder (2008) bewahrte Doll vor der Zweitklassigkeit.
Heldt betont:
"Er hat diese Situationen, in denen Mannschaften in schwierigen Situationen steckten, schon erlebt in seiner Trainerkarriere. Das war ein Kriterium bei seiner Verpflichtung."
Nach Ankara (2009/10) arbeitete Doll bei Al-Hilal in Saudi-Arabien (2011/12) und danach fünf Jahre bei Ferencváros Budapest in Ungarn, mit drei Pokalsiegen und einer Meisterschaft. Nun fängt er quasi an der Basis an, im 96-Training wurde sogar die Ballannahme exerziert: "Helft Euch! Helft Euch in jeder Situation. Wer den Ball hat, darf nicht die ärmste Sau sein."
War sie zu oft. "Intensiv" und "fokussiert" fand Doll die kurze Vorbereitungszeit auf Leipzig; es sei zu spüren gewesen, dass die Profis "wieder richtig an sich glauben. Fußball spielen können sie." Am Freitag geht der Vorhang auf. Die Bühne Bundesliga hat Doll zurück.