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Sigi Heinrich: Der FC Bayern hat seine Charakterfestigkeit verloren

Sigi Heinrich

Update 07/01/2019 um 17:31 GMT+1 Uhr

Der FC Bayern München hat seine Charakterfestigkeit verloren, stellt Eurosport-Blogger Sigi Heinrich zum jüngsten Eklat um Franck Ribéry fest. Was nerve, sei besonders der Umgang des FCB, vor allem seiner Führungsriege, mit Vorkommnissen, für die niemand mehr Verständnis aufbringen kann. Das Innenleben des Klubs scheine sich derzeit im Chaos-Modus zu befinden, kommentiert Heinrich.

FC Bayern München - Franck Ribéry und Uli Hoeneß

Fotocredit: Getty Images

Da haben wir den Salat. Eine gebräuchliche Redewendung, wenn mal was gänzlich schiefgelaufen ist. Ribéry und das Goldsteak. Ein neues Kapitel in der unsäglichen Geschichte des Franzosen beim FC Bayern.
Natürlich habe ich jetzt keine Ahnung, ob so was überhaupt gesund ist. Gold hat man doch maximal in und nicht vor den Zähnen. Aber für Ernährungsfragen haben die Münchner Kicker glücklicherweise einen eigenen Koch, der Chillisalz in jede Speise wuchtet - gemeinsam mit Knoblauch und "seinem Kumpel" (Schuhbeck), dem Ingwer.
Aber wie zum Beispiel hält das Blattgold die Hitze aus? Sind Ruhezeiten nötig? Was gibt es als Beilage? Kann man ein Goldsteak mit einer Silbergabel essen? Keine dieser quälenden Fragen wurde beantwortet.
Dafür ist klar geworden, dass der FC Bayern München, dieser wunderbare Verein, der für sich selber Artikel eins des Grundgesetzes ("Die Würde des Menschen ist unantastbar") in Anspruch nehmen will, seine Charakterfestigkeit verloren hat.

Moral bleibt außen vor

Der französische Wirbelwind hat nach der Steakdebatte mit unflätigen Worten auf die Kritik an seiner Aktion geantwortet. Es ziemt sich nicht, die Auswahl seiner Sätze an dieser Stelle zu wiederholen. Aber es hätte sich geziemt und wäre dem Anlass gerecht geworden, wenn der FC Bayern seine selbst so hoch gehängte Moral an dieser Stelle mit einem Exempel belegt hätte.
Spielsperre, Regionalligamannschaft oder Trainingseinheiten mit dem Frauenteam, das ja auch in Katar ist. Eine Maßnahme mit Wirkung nach einer Entgleisung, die selbst im rauen Fußballgeschäft ihresgleichen sucht. Stattdessen: Geldstrafe. "Eine hohe Geldstrafe" hat Sportdirektor Salihamidzic betont. Summe? Unbekannt. Ab wann, fragen wir uns, spürt das Bankkonto eines Millionärs eine Geldstrafe?

Fehlende Sensibilität der Führungskräfte

Zwei Dinge sind mir in diesem Fall wirklich egal. Wie viel das Steak gekostet hätte, wenn Ribéry es hätte bezahlen müssen (es war ja wohl ein Werbegag des türkischen Kochs, der damit natürlich seinen Kollegen Schuhbeck klar aussticht) und zum zweiten will ich die Höhe der Geldstrafe auch gar nicht wissen, weil sie für das Überleben des Herrn Ribéry und seiner Familie nicht relevant sein dürfte. Das ist gesichert.
Was nervt, ist der Umgang des FC Bayern, vor allem seiner Führungsriege, mit Vorkommnissen, für die niemand mehr Verständnis aufbringen kann.

FC Bayern Größenwahn

Gibt es denn niemand in diesem Verein, der den Angestellten einen Verhaltenskodex erklärt? Der ihnen deutlich sagt: Bis hierhin und nicht weiter? Denn die Wirkung auf die Fans ist fatal. Der FC Bayern Größenwahn. Die Kluft zwischen Verein und Anhängern ist so groß wie schon lange nicht mehr und wird immer größer.
Das hat auch die Jahreshauptversammlung vor Weihnachten mit deutlicher Kritik einiger Mitglieder gezeigt. Daraus gelernt hat man augenscheinlich nicht.

Abhängigkeit von den Angestellten

Ab jetzt haben Ribéry und seine Kollegen in diesem Verein sowieso Narrenfreiheit, denn jeder Spieler kann fortan wohl machen, was er will und wie er will. Gibt es Entgleisungen, ist das kein Problem. Kleine oder größere Geldstrafe folgt und alles ist wieder gut. Oder auch gar keine Strafe, wie für Ribéry nach seiner Watschn für einen französischen Journalisten. Die Münchner haben sich mit ihrer weichen Linie gegenüber ihren führenden Angestellten in eine fatale Abhängigkeit zu diesen begeben.
Sie wissen, sie brauchen den Franzosen, der sich unabhängig von allem in einer tollen Form befindet, ja sie brauchen ihn noch für die Champions League.
Aber vielleicht lässt Karl-Heinz Rummenigge Artikel eins des Grundgesetzes mal in die französische Sprache übersetzen und vielleicht denken er und Uli Hoeneß auch noch einmal selbst genau darüber nach, wie ihr Verein nach außen wirken soll. Das Innenleben jedenfalls scheint sich derzeit im Chaos-Modus zu befinden.
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