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FC Bayern München siegt gegen RB Leipzig selbst in Bestbesetzung nicht

Thilo Komma-Pöllath

Update 16/09/2019 um 15:13 GMT+2 Uhr

Nach dem Spitzenspiel zwischen RB Leipzig und dem FC Bayern München sieht der LIGAstheniker trotz des Unentschiedens Julian Nagelsmann als Sieger im Trainer-Duell gegen Niko Kovac. Für den Eurosport-Blogger ist es ein Alarmzeichen, dass die Münchner selbst in Bestbesetzung ihre Spiele nicht mehr gewinnen - denn er wittert neues Konfliktpotential an der Säbener Straße, falls dieser Trend anhält.

Der LIGAstheniker | Nagelsmann und Kovac im Spitzenspiel RB Leipzig vs FC Bayern

Fotocredit: Getty Images

Ein Kommentar von Thilo Komma-Pöllath
Liebe Fußballfreunde,
es gab Zeiten, da haben gute Bayern auch die guten Gegner in der Bundesliga dominiert und besiegt. Genauer, in den vergangenen sieben Jahren war das so, wenn auch mit ersten Abstrichen versehen für die vergangene Spielzeit. Dieses eherne Gesetz der jüngeren Vergangenheit im deutschen Klubfußball gilt wohl nicht mehr, wie das erste Spitzenspiel der noch jungen Saison zwischen Leipzig und Bayern gezeigt hat. Und nicht nur das.
Dabei hat Bayern-Coach Niko Kovac in der ersten Halbzeit seine Mannschaft "überragend" und "sensationell" gesehen, später sagte er noch was von bester Saisonleistung bisher und auch, dass man selbst im letzten Jahr nie ein solche Dominanz entwickelt habe wie zu Beginn gegen den hochtalentierten Emporkömmling aus dem Osten. Das was er sagte, passte aber nicht so recht zu dem, wie er schaute. Kovac wirkte verärgert und enttäuscht, verständlich bei einem gar nicht so überragenden 1:1.
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FC Bayern startet so schwach wie seit Jahren nicht

Bleibt Rummenigge ruhig?

Natürlich, für Alarmismus besteht kein Grund. Gerade mal Spieltag vier, der Rückstand auf die Spitze überschaubar, wer will da schon von einer Bayern-Dämmerung schwurbeln, jetzt, da der Kader vollständig scheint und wohl auch immer noch die größten Stars und die beste erste Elf des Landes in München unter Vertrag steht. Doch es gibt auch Skizzen des schleichenden Wandels zu beobachten. Nur Platz 4 nach Spieltag 4, selbst der SC Freiburg vor den großen Bayern, der mit seinem Gesamtetat nicht einmal die Ablöse von Robert Lewandowski bezahlen könnten.
Es sind Skizzen wie diese, dass gute Bayern in Bestbesetzung ein Spitzenspiel nicht mehr gewinnen - der vor Saisonbeginn verlorene Supercup gegen den BVB zielt in die gleiche Richtung; ja dass sie nicht einmal zuhause gegen mittelmäßigste Berliner obsiegen, wie am ersten Spieltag bewiesen. Was ist da eigentlich los?
Wie gesagt: Der LIGAstheniker, der gerne mal zu früh den Alarmknopf drückt, will sich diesmal zurückhalten. Bleibt nur die Frage, ob das auch der Vorstandsvorsitzender der Bayern kann, Karl-Heinz Rummenigge, der seinem Trainer so innig verbunden scheint wie Angelina Jolie ihren Ex-Männern. Noch zwei Unentschieden in den beiden nächsten Heimspielen gegen Belgrad und Köln und Kalle kocht wieder! Wetten?
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Kovac lobt erste Hälfte gegen Leipzig: "Bestes Spiel, seit ich hier bin"

Nagelsmann vs. Kovac 1:0

Es ist ja nicht so, dass es nichts zu kritisieren gäbe. Das Unentschieden gegen Leipzig war in Wahrheit ein 1:0 von: Nagelsmann gegen Kovac. Nachdem die Leipziger den Bayern in der ersten Hälfte spektakulär hilflos hinterhergerannt waren, stellte der RB-Trainer im zweiten Abschnitt von 5-3-2 auf 4-4-2 um, stellenweise war es ein 4-2-3-1 oder gar ein 4-4-1-1. Diego Demme, Konrad Laimer und Yussuf Poulsen verbarrikadierten im Mittelfeld die Räume und plötzlich hatten die Leipziger den Zugriff auf die Bayern, der diese seither ins Grübeln bringt.
Wieder einmal hatte Nagelsmann bewiesen, dass er als Trainer von außen in ein Spiel eingreifen und es - zumindest spielerisch - zu seinen Gunsten verändern kann. Etwas, was die Bayern auch von ihrem Coach erwarten, es ihm aber offensichtlich nicht so ganz zutrauen. Und das Spiel vom Samstag scheint ihnen recht zu geben.

Neuer lobt Nagelsmann

Wenn Manuel Neuer nach dem Spiel davon schwärmt, dass man ja wisse, was "der Julian Nagelsmann" taktisch so alles draufhabe und wie variabel er spielen lassen könne, dann wirkt das Ungesagte in eigener Sache wie der verzweifelte Unkenruf, dass der eigene Mann an der Bande das leider nicht im Repertoire habe. Ist dem so? Kann Jogi Löw auch nicht, mögen Kovac-Bekenner zur Verteidigung ausschwärmen und der wurde immerhin Weltmeister.
Und dennoch: Gegen mutig aufspielende Gegner wirken die großen Bayern zeitweise auffällig aufgeschreckt und taktisch gehemmt. Sie reagieren bestenfalls, wie anders kann man die eher defensiver gewählten Bayern-Wechsel mit Alphonso Davies und Corentin Tolisso auf den Leipziger Wildwest erklären? Nagelsmann schafft Tatsachen, man selbst versucht nur die Löcher zu stopfen. Wäre es wirklich denkbar, dass die Über-Bayern der letzten Jahre ihr legendäres Siegerselbstbewusstsein beinahe schon eingebüßt haben, so dass es wirklich zu einem Dreikampf auf Augenhöhe kommen kann?
Wie gesagt, nur kein Alarmismus. Es war ja erst Spieltag vier. Oder schon?
Der Sportjournalist und Buchautor ("Die Akte Hoeneß") beleuchtet in seinem wöchentlichen Blog "Der LIGAstheniker" das Geschehen in der Fußball-Bundesliga für Eurosport.de. Oft skeptisch, ironisch, kritisch - aber einer muss schließlich den Ball flach halten.
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