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FC Bayern spielt Remis gegen RB Leipzig: Was bedeutet das jetzt?

Update 10/02/2020 um 20:01 GMT+1 Uhr

Der FC Bayern München tut sich schwer mit der Bewertung des 0:0 gegen RB Leipzig. Clever die Spitze gehalten oder doch zwei Punkte verloren? Klar ist, dass der Serienmeister weiter nach der eigenen Selbstverständlichkeit sucht – im Spiel wie verbal. Helfen könnten für die nächsten Aufgaben die nach und nach zurückkehrenden Stars. Und auch die Unentschlossenheit der Konkurrenz.

Thiago Alcantara und Thomas Müller vom FC Bayern München

Fotocredit: Getty Images

Vom FC Bayern berichten Florian Bogner und Alice Jo Tietje
Bei einem waren sich die Bayern einig: Der Blick auf die Tabelle: Der passt. Spitzenspiel nicht verloren, Tabellenführung verteidigt, kein Gegentor kassiert – für die Spieler und Verantwortlichen des FC Bayern München war es nicht so schwer, dem 0:0 gegen Verfolger RB Leipzig positive Seiten abzugewinnen.
"Es ist clever und auch erwachsen, dass wir diesen Punkt geholt haben, vorne bleiben und weiter die Möglichkeit haben, selbst zu marschieren", bilanzierte Thomas Müller in den Katakomben der Allianz Arena ein Fußballspiel, das beide Mannschaften hätten gewinnen können.
Für Müller war's dennoch ein gefühlter Punktsieg. Denn: "Wenn wir unsere Hausaufgaben machen, kann uns keiner mehr stoppen. Deswegen haben wir alles richtig gemacht."

FC Bayern: Dominanz blitzt auf und erlischt

Womit das Bayern-Urgestein aber schon auch ein bisschen schwindelte. Alles richtig gemacht? Soweit wollten seine Kollegen nicht unbedingt gehen. "Es fühlt sich schon ein bisschen wie eine Niederlage an", gestand David Alaba ebenso erwachsen.
Das Ergebnis sei "im Großen und Ganzen okay - wir sind immer noch da, wo wir sein wollen". Erster. So richtig glücklich schaute Alaba bei dieser Feststellung aber nicht drein, der Österreicher trauerte offensichtlich der guten ersten Halbzeit und vor allem zwei verlorenen Punkten hinterher.
Wie im Spitzenspiel suchten die Bayern auch in der Interviewzone ein wenig nach dem Selbstverständnis vergangener Jahre. Dominanz blitzt immer wieder auf und erlischt dann aber auch schnell wieder. Gegen Leipzig hatte Bayern bis zur Pause 71 Prozent Ballbesitz. Doch eine simple taktische Umstellung des Gegners reichte, um den Energiefluss des Bayern-Spiels zu kappen.

Emotionale Enttäuschung und fehlende Dynamik

"Es ist emotional enttäuschend, dass wir die letzten 60 Minuten des Spiels nicht diesen Powerfußball, diesen dominanten FC-Bayern-Fußball auf den Platz gebracht haben", sagte Müller, dabei weniger flunkernd:
Das ist die traurige Seite. Die gute Seite ist, dass wir in der Lage sind, auch irgendwo clever zu spielen.
Wobei die vergebenen Leipziger Großchancen durch Marcel Sabitzer (46.) und Timo Werner (63.) weniger mit bayrischer Cleverness, sondern mit Leipziger Unvermögen zu tun hatten. Leon Goretzka glich das mit seiner vergebenen glasklaren Möglichkeit zumindest halbwegs wieder aus (80.).
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Favre konsterniert: "Wir haben ein paar Probleme"

"Wir haben ein bisschen das Tempo rausgenommen, als Leipzig aggressiver nach vorne verteidigt hat", analysierte Hans-Dieter Flick den ersten Punktverlust des FC Bayern zuhause gegen RB und tadelte die Reaktion auf Leipzigs Dagegenhalten: "Wir haben zu viele lange Bälle gespielt, was nicht unbedingt unsere Stärke ist. Wir haben auch ein bisschen die Dynamik vermissen lassen."

Bayern kann nicht über seinen Schatten springen

Leipzig hingegen, laut Nagelsmann "nicht mit dem allergrößten Selbstvertrauen hergekommen", fand so mit laufender Uhr immer besser in die Partie und trotzte dem mit sich hadernden Serienmeister nicht unverdient ein Pünktchen ab.
"Wir wussten, dass Bayern die größte Anfälligkeit hinter den Außenverteidigern hat", hatte der RB-Coach offensichtlich richtig analysiert. Ein Umstand, den auch Flick erkannt und den zunächst mehrfach mutig nach vorne preschenden Linksverteidiger Alphonso Davies nach gut 20 Minuten zurückgepfiffen hatte.
So erschlafften aber auch die Bayern-Angriffe. "Das Problem war, dass beide Mannschaften mit dem 0:0 so ein bisschen leben können. Wir konnten so nicht über unseren Schatten springen", meinte Müller treffend.
Die Bayern hätten es "verpasst, aus dem Spiel unser Spiel zu machen", sagte der Angreifer außerdem und bemühte einen Begriff aus dem Pokern: "Ab der 70. wollte keine Mannschaft mehr 'All-In' gehen. Wir haben den Schalter nicht gefunden und es auch nicht unbedingt erzwungen, ihn umzulegen." So sei "viel drin, aber auch gleichzeitig nichts drin" gewesen, sagte Müller fast philosophisch.

RB Leipzig "muss nicht Meister werden"

In der Bundesliga-Spitzengruppe bleibt's damit aber auch: schön spannend. "Für den neutralen Fan ist es ja ganz schön, dass die Bundesliga enger zusammenrückt", sagte Joshua Kimmich:
Wir hätten es trotzdem gerne, dass wir souverän vorne wegmarschieren.
Hoffnung machte den Bayern dabei die Rückkehr einiger Leistungsträger (Serge Gnabry, Lucas Hernández, Kingsley Coman) auf den Platz. "Wenn die Fitness dieser Spieler jetzt besser wird, bin ich froh", sagte Flick, der zuletzt zu oft nur Youngster auf der Bank zur Verfügung hatte und so nie richtig während des Spiels nachlegen konnte: "Ich denke, dass uns das jetzt gut tut in den anstehenden englischen Wochen. Das ist ganz wichtig."
Helfen könnte den Bayern aber auch die Unentschlossenheit der Kontrahenten um den Meistertitel. Borussia Dortmund, Borussia Mönchengladbach und RB Leipzig hatten alle schon die Spitzenposition inne und gaben sie wieder her.
"Wir müssen nicht Meister werden", sagte Nagelsmann dann auch noch am Sonntagabend:
Sollte es für die Meisterschaft reichen, bin ich sehr glücklich, aber, wenn wir in die Champions League kommen, haben wir auch unseren Job getan.
Die Frage ist, ob der gebürtige Bayer dabei nicht auch ein bisschen flunkerte.
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Nagelsmann über schlagbare Bayern: "Wir hatten die Chancen"

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