Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen

Heinrich-Blog | Thomas Müller kann dem FC Bayern München nicht mehr helfen

Sigi Heinrich

Update 22/10/2019 um 15:45 GMT+2 Uhr

Für Thomas Müller darf beim FC Bayern München kein Artenschutz herrschen, nur weil er als letzter Profi bayerische Wurzeln hat und Heimatgefühle weckt. Das fordert Eurosport-Blogger Sigi Heinrich (der selbst gebürtiger Oberbayer ist). Für Heinrich wäre es "Gefühlsduselei" und ein "Schmarrn", wenn der FCB an einem Spieler festhalten würde, nur weil dieser das "Mia san mia" korrekt aussprechen kann.

Sigi Heinrich über Thomas Müller

Fotocredit: Getty Images

Ein Kommentar von Sigi Heinrich
Alles Müller oder was? Dieser Eindruck drängt sich auf, wenn derzeit über den FC Bayern München berichtet wird. Kurz nur wird die Verletzung des Abwehrstrategen Niklas Süle erwähnt. Ein kaputtes Kreuzband. Schlimm natürlich. Aber er ist nicht der erste Sportler, dem das passiert ist. Das ist ja jetzt nicht das Ende der Karriere. Eben. Und dann gleich wieder Müller. Thomas Müller. Spielt er oder spielt er nicht?
Eine ganze Nation behandelt ihn, als ginge es ums nackte Überleben für den Mittelfeldspieler. Erbarmen mit ihm. Er darf doch nicht auf der Bank sitzen. Wer spricht dann noch mit uns mit dem markanten rollenden "r", wie das nur die Oberbayern so schön hinkriegen. Er ist der letzte Mohikaner. Der einzige Spieler noch in München, der ein Bayer ist. Muss also Müller unter Artenschutz gestellt werden wie die letzten Störche im Pfaffenwinkel, seiner Heimat?

Müller kann nicht mehr helfen

Identität. "Mia san mia". Der Wahlspruch des FC Bayern. Wenn Karl-Heinz Rummenigge ihn ausspricht, hört es sich an, als wäre es eine Fremdsprache. Auch Uli Hoeneß geht es da nicht besser, obwohl beide nun schon eine gefühlte Ewigkeit in Oberbayern leben. "Mia san mia". Das muss in München längst in Portugiesisch, Französisch oder Spanisch übersetzt werden. David Alaba, der Österreicher, könnte es noch einigermaßen unfallfrei hinkriegen. So eben mit freilich auch unüberhörbarem Akzent seiner Heimat. Müller hilf.
Aber Müller kann nicht mehr viel helfen. Er hat gerade genug mit sich selbst zu tun. Er muss feststellen, dass im globalen Fußballbetrieb die Herkunft längst auch beim FC Bayern München keine Stammplatzgarantie ist. Auch wenn er Ministrant war, kann er da auf göttlichen Beistand nicht mehr hoffen. Andere werden von seinem Trainer auf seiner Position höher eingeschätzt.

Klare Trainerverantwortung

Die Müller'sche Gefühlsduselei ist ein prima Aufhänger, denn die Fans können jetzt mit ihm leiden. Ihr Müller, der Freigeist zwischen Mittellinie und Strafraum, geistert mit moralinsaurer Miene nur noch zwischen Ersatzbank und Auslinie hin und her. Klar ist das nicht eben der Anspruch, den er hat. Aber vielleicht genügt er eben anderen Ansprüchen nicht mehr. So sieht es sein Trainer, so darf es ein Trainer sehen, der die Verantwortung hat. Das sind die Regeln, an die sich die Müller-Gemeinde nicht gewöhnen will, denn ohne einen richtigen Bayern, so ist das unüberhörbare Argument, ist das ja nicht mehr der FC Bayern.
Aber diese Legitimation ist ein alter Hut. Ein "Schmarrn". Ein richtiger sogar. Der deutsche Serienmeister kann längst nicht mehr auf die Herkunft seiner Akteure schauen. Er muss die Qualität im Auge haben - und da kann es eben schon mal passieren, dass einer, der Müller heißt und bisher nur beim FC Bayern gespielt hat (abgesehen vom TSV Pähl in der Schülermannschaft) plötzlich Richtung Abstellgleis geschoben wird.

Müller ist kein Opfer

Und seien wir doch mal ehrlich. Kein Bayern-Fan wird plötzlich beim Heimspiel zuhause bleiben, bloß weil Müller nicht in der Stammformation steht. Und sein Trainer tut gut daran, sich von der aufgeheizten Müllerei nicht beeinflussen zu lassen. Das würde seiner Autorität, die mühsam aufrechterhalten werden muss, definitiv Schaden zufügen.
Thomas Müller ist kein Opfer. Mit einem garantierten Jahresgehalt von kolportieren 16 Millionen Euro kann man kein Opfer sein. Er spielt schlicht und einfach in den Überlegungen seines Chefs momentan keine führende Rolle mehr. Es ist dies ein ganz einfacher und normaler Vorgang in einem Verein, der sich Gefühlsduselei schlicht nicht leisten kann.
Der Müller hat seine Schuldigkeit getan.
Das könnte Sie ebenfalls interessieren:Wieder nur die Bank für Müller? Das sagt Kovac
Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung