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FC Bayern | Thomas Müller bleibt für Niko Kovac unverzichtbar

Stefan Zieglmayer

Publiziert 31/07/2019 um 12:55 GMT+2 Uhr

Thomas Müller hat eigentlich keinen Platz im zurückgekehrten 4-3-3-System beim FC Bayern München. Seine Paraderolle, die der hängenden Spitze, gibt es darin nicht. Auf den Ausweichpositionen haben andere die Nase vorn. Die wiederkehrende Diskussion "Wohin mit Müller?" erübrigt sich jedoch mit einem Blick in die Vergangenheit. Der 29-Jährige bleibt unverzichtbar für Trainer Niko Kovac.

Thomas Müller, FC Bayern München

Fotocredit: Getty Images

Er kann's. "Das ist eben Müller - er kann’s", sagte einst Jupp 'Heynckes über Müller. Und weiter:
Das ist ein extrem wichtiger Spieler, weil er manchmal auch aus dem Nichts Tore macht. Er ist mit seiner Spritzigkeit, Schnelligkeit, Reaktionsschnelligkeit oft am richtigen Ort. Das macht ihn so unverwechselbar.
Die Qualitäten des 29-Jährigen sind so unbestritten wie schwierig zu benennen. Er kann's einfach. Seine Unberechenbarkeit, seine oft klobig anmutende Technik, seine Torjubel aus dem 20. Jahrhundert – all das passt zur unkonventionellen, aber seit einem Jahrzehnt erfolgreichen Art seines Spiels.
Ein Jahrzehnt. So lange ist Müller nun schon Profi bei den Bayern. Er geht insgesamt in seine 20. Saison beim deutschen Rekordmeister. Nach einigen Schnuppereinsätzen unter Jürgen Klinsmann schaffte er 2009 unter Louis van Gaal seinen Durchbruch. Noch heute klingt der Satz des Tulpengenerals nach:
Thomas Müller spielt bei mir immer!
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Louis van Gaal und Thomas Müller klatschen ab

Fotocredit: Getty Images

Dauerbrenner Müller: Mindestens 40 Spiele pro Saison

Van Gaal galt wie Heynckes als großer Fan des schmächtigen Offensivallrounders. "Wir können immer ein Tor von Müller erwarten. Er ist immer da, das ist es, (...) warum er immer spielt", erklärte der Niederländer.
Unter Van Gaal war Müller unangefochtener Stammspieler, den "Chef" nannte er seinen Schützling. Das war in den Folgejahren nicht immer der Fall. Unter Pep Guardiola und Carlo Ancelotti fand sich Müller regelmäßig auf der Bank wieder. Dennoch absolvierte er seit 2009 nie weniger als 40 Spiele pro Saison, war nie länger verletzt.
Müller fand immer einen Platz in der Bayern-Mannschaft – egal welcher Trainer an der Seitenlinie stand. Die Phasen, in denen er vermehrt auf der Bank Platz nehmen musste, wurden von Experten sowie – in erster Linie – von den Fans kritisch gesehen. Nachdem Guardiola Müller bei der 0:1-Niederlage im Champions-League-Halbfinale gegen Atlético Madrid in der Halbzeit ausgewechselt hatte, sagte Ottmar Hitzfeld:
Das ist für mich eine riesige Überraschung. Müller ist für Bayern wie Messi für Barcelona. In ganz wichtigen Spielen sind die fast nicht zu ersetzen.
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Thomas Müller im Champions-League-Halbfinale gegen Atlético Madrid

Fotocredit: Eurosport

Kovac stellt erneut auf 4-3-3 um

Auf Gegenwind stieß auch Kovac im November. Nach der Umstellung auf 4-3-3 mit einer Sechs und zwei Achtern war zunächst kein Platz mehr für Müller. Seine Frau Lisa kritisierte Kovac unverhohlen in ihrer Instagram-Story. Das Verhältnis zwischen ihm und Kovac sei jedoch stets gut gewesen, versicherte Müller und sprach von einer "elendigen Diskussion".
In der Folge kam er wieder häufiger zum Einsatz. Auch auf Druck der Bayern-Bosse stellte Kovac wieder auf das altbewährte 4-2-3-1 um und der einstige "Chef" durfte wieder in seiner Paraderolle hinter Robert Lewandowski ran. Die Umstellung fruchtete und Müller war ein wichtiger Bestandteil eines Teams, dass nach großer Aufholjagd noch den Meistertitel gewann.
Trotz der Lehren aus seiner ersten Krise, die ihn noch dazu beinahe seinen Job kostete, will Kovac in dieser Spielzeit wieder auf seine Lieblingsformation zurückgreifen. In der Vorbereitung ließ Kovac über weite Strecken im 4-3-3 spielen, Renato Sanches, Leon Goretzka und Corentin Tolisso gelten als Gewinner dieser Umstellung, Müller als Verlierer.
Er kam zumeist als Sturmspitze zum Einsatz, teilte sich die Spielminuten mit Lewandowski. Kovac erklärte:
Thomas hat vorne gespielt, das hatte Gründe. Wir müssen gewappnet sein, wenn Robert mal eine Pause braucht, aus welchen Gründen auch immer.
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Thomas Müller und Segre Gnabry

Fotocredit: Getty Images

Müller-Gala gegen Fenerbahçe

Auf der rechten Außenbahn scheint Serge Gnabry nach seinem Leistungssprung in der Rückrunde sowie seinen starken Auftritten in der Nationalmannschaft gesetzt. Müller bleibt wie zunächst im Audi Cup nur die Ersatzrolle – oder?
Nein. Wie schon die Vergangenheit bewies, findet Müller immer seinen Platz im System, zumal Kovac ankündigte, nicht stur bei einer Formation bleiben zu wollen, sondern je nach Gegner Anpassungen vorzunehmen. In der Vorsaison kam Müller vermehrt auf der rechten Außenbahn zum Zug. Es ist merklich nicht die Position, die seine Qualitäten als "Raumdeuter" zur vollen Entfaltung kommen lässt, dennoch verleiht er der Mannschaft unwiderstehliche Überraschungsmomente.
Auch im Audi-Cup-Halbfinale gegen Fenerbahçe, in dem er den angeschlagenen Gnabry nach 20 Minuten ersetzte, spielte Müller rechts anstatt im Zentrum. Das Ergebnis: Dreierpack.
Sein erstes Tor erzwang Müller durch einen Ballgewinn im gegnerischen Strafraum selbst, sein zweites erzielte er souverän vom Punkt (obwohl Lewandowski auch auf dem Platz stand), beim dritten bewies er seinen Instinkt und traf aus rund 40 Metern Entfernung über den herausgeeilten Fener-Keeper Harun Tekin hinweg ins Tor.
Das ist eben Müller - er kann’s. Es war ein Spiel wie eine Blaupause für seine aktuelle Situation. Wenn Müller gebraucht wird, ist er zur Stelle.

Müller bleibt unverzichtbar – auch als Joker

Für Kovac ist das ein Luxusproblem. Gnabrys Auswechslung war lediglich eine Vorsichtsmaßnahme, er dürfte für den anstehenden Supercup gegen Borussia Dortmund fit sein. Müller würde wieder aus der Startelf fallen. Die ersten Pflichtspiele werden Aufschluss über die Stammformation geben, das deutete Kovac an:
Jeder möchte sich empfehlen, um in den ersten Pflichtspielen mit dabei zu sein. Bis zur Länderspielpause gibt es einen Rhythmus, wo man nicht so viele Spiele hat, nicht alle drei Tage spielt. Da ist es für einen Trainer nicht immer ganz einfach, weil vielleicht weniger rotiert werden wird.
Ob Müller am Samstag gegen den BVB starten wird, ist abzuwarten. Fakt ist: Seine Zeit ist längst nicht vorbei. Er bleibt unverzichtbar für Kovac – ob in der ersten Elf oder als erste Wechseloption.
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Fallrückzieher! Müller meldet sich mit Zaubertor im Training zurück

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