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Union Berlin: Darum ist Max Kruses Rolle der Schlüssel zum Glück

Luca Baier

Publiziert 27/11/2020 um 11:22 GMT+1 Uhr

Es läuft rund bei Union Berlin. Drei Siege in Folge vergoldeten den ohnehin schon guten Saisonstart. Die Eisernen gehen nach dem Klassenerhalt sehr gefestigt ins vielzitierte schwere zweite Jahr in der Bundesliga. Einen großen Anteil daran hat Max Kruse. Eurosport.de analysiert im Taktik-Check, wie der Angreifer den Unterschied macht – und wie er von seinen Mitspielern profitiert.

Max Kruse von Union Berlin

Fotocredit: Eurosport

Mit drei Siegen in Folge bei einem Torverhältnis von 10:2 ist Union das Team der Stunde. Die letzten sieben Spiele verloren die Berliner nicht. Nur Leverkusen und Wolfsburg sind länger ungeschlagen.
Diese Entwicklung ist kein Zufall. Während man in der ersten Saison nach dem Aufstieg ein defensiv sehr stabiler, physisch starker und daher unangenehmer Gegner gewesen ist, ist Union mittlerweile deutlich flexibler geworden. Die Berliner haben in dieser Saison deutlich öfter und länger den Ball.
Zu Saisonbeginn ließ Trainer Urs Fischer ein 3-4-3 spielen, mittlerweile ist aber das 4-2-3-1 die erste Wahl. Unabhängig vom System ist Max Kruse der absolute Schlüsselspieler.
Im 3-4-3 agierte er nominell als Mittelstürmer, ließ sich aber weit zurückfallen – während die Außenstürmer weit ins Zentrum rückten und die gegnerischen Innenverteidiger beschäftigten. So sorgte Kruse immer wieder für Überzahl im zentralen Mittelfeld.
Im 4-2-3-1-System, mit dem Union elf von möglichen 15 Punkten geholt hat, spielt Kruse auf der Zehnerposition. Mit allen Freiheiten ausgestattet taucht er immer wieder in den Lücken des gegnerischen Systems auf. Kaum einem Spieler gelingt es, mit so einem guten Timing hinter dem gegnerischen Mittelfeld anspielbar zu sein.
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Max Kruse jubelt - TSG 1899 Hoffenheim vs. 1. FC Union Berlin

Fotocredit: Getty Images

Kruse nutzt Trick gegen Manndeckung
Kein Wunder also, dass der 1.FC Köln sich kürzlich eine unorthodoxe Maßnahme dagegen einfallen ließ. Dauerläufer Ellyes Skhiri hatte von Markus Gisol den Auftrag bekommen, Kruse zu decken. Richtig: Manndeckung.
"Und wenn er aufs Klo geht, gehst du mit" sagt man in der Kreisliga. Wer das Spiel gesehen hat kann sicher sein: Skhiri hätte es wohl im Zweifel getan.
Kölns Sechser verfolgte Kruse über den gesamten Platz - und neutralisierte Unions Ausnahmespieler weitestgehend. Doch Kruse wäre kein Unterschiedsspieler wenn er diesen Umstand nicht gewinnbringend für sein Team genutzt hätte.
Er stellte sich einfach ganz weit nach außen und zog Skhiri natürlich mit. Die Folge: Köln hatte keine Absicherung mehr direkt vor der Abwehrkette, Union konnte viele Bälle direkt aus dem ersten Drittel ins Angriffszentrum spielen und gewann so die Spielkontrolle.
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Tiefenläufe befreien Kruse – und werden von ihm belohnt
Die Manndeckung wie vom FC Köln praktiziert wird nur für die wenigsten Gegner eine Option sein, die meisten Mannschaften verteidigen das Zentrum im Raum, um sich nicht aus den Positionen ziehen zu lassen.
Am gefährlichsten wird es bei Union, wenn Kruse im offensiven Mittelfeld einige Schritte entgegenkommt, angespielt wird und sich drehen kann. Mit Blickrichtung zum gegnerischen Tor kann er Druck auf die Abwehrkette ausüben und den tödlichen Pass spielen.
Weil Unions Sturmspitze Taiwo Awoniyi die Innenverteidiger mit geschickten Laufwegen entlang der Kette bindet, bekommt Kruse im Rücken der gegnerischen Sechser oft die nötige Zeit um sich zu drehen. Wichtig ist in diesen Situationen auch die Positionierung der beiden Flügelspieler.
Sheraldo Becker und Marcus Ingvartsen sind beides keine Akteure, die an der Außenlinie parken, sondern Zug zum Tor haben. Sie agieren meistens in den Räumen zwischen Innen- und Außenverteidiger.
Union bindet so vier Abwehrspieler mit drei Angreifern. Stünden die Flügelspieler breiter, könnte einer der Innenverteidiger problemlos rausrücken und Kruse bei der Annahme unter Druck setzen.
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Steht seit August 2020 beim 1. FC Union Berlin unter Vertrag: Max Kruse.

Fotocredit: Getty Images

Dass seine Mitspieler ihn mit diesen Laufwegen "befreien", weiß Kruse offenbar zu schätzen. Mit gut getimten Pässen in die Schnittstellen oder gechippten Bällen hinter die Kette revanchiert er sich bei seinen Kollegen. Seine fünf Assists werden von keinem Spieler der Liga getoppt.
Weil Kruse nach den gespielten Pässen aber nicht die Arme in die Hüften stemmt und stehenbleibt, sondern entschlossen in den Strafraum nachrückt, kommt er auch selbst zu vielen Abschlüssen – zu den fünf Assists kommen daher folgerichtig auch noch vier Tore.

Eurosport-Check:

Ein Spieler (und womöglich auch Charakter) wie Max Kruse bei Union Berlin – das hätte man sich vor einigen Monaten eigentlich nicht vorstellen können. Der spielmachende Stürmer in der sehr pragmatischen Kämpfertruppe, die viele lange Bälle spielt?
Urs Fischer ist es jedoch gelungen, Kruses Stärken perfekt einzubinden - und Union spielt plötzlich einen ansehnlichen, kreativen Fußball. Die Athletik und Zielstrebigkeit der anderen Offensivspieler sorgen dafür, dass Kruse sich in seiner Freirolle austoben kann und so zu dem Spieler wird, der den Unterschied macht.
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