Klubs bei Zuschauer-Rückkehr einig: Leipzig-Plan erfährt große Zustimmung

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VonEurosport

Update 02/09/2020 um 23:17 GMT+2 Uhr

Die Zuschauer-Rückkehr in die Fußball-Stadien ist das bestimmende Thema vor dem virtuellen Treffen der 36 Profiklubs am Donnerstag. RB Leipzig wird den Saisonauftakt gegen den FSV Mainz 05 aller Voraussicht nach mit 8500 Zuschauern bestreiten, bei der Konkurrenz stößt dieser Plan quasi ausnahmslos auf Zustimmung. Die dadurch entstehende Wettbewerbsverzerrung wird nur am Rande erwähnt.

RB Leipzig Fans

Fotocredit: Getty Images

Vielleicht sollte Christian Seifert seine neue Trophäe so positionieren, dass sie von den 36 Klubchefs gut auf den Bildschirmen zu erkennen ist. Mit dem Preis für den "Manager des Jahres" im Rücken dürfte es dem Boss der Deutschen Fußball Liga (DFL) ein Leichtes sein, die Profivereine während ihrer virtuellen Diskussion über die angestrebte Zuschauer-Rückkehr in die Stadien auf "Leipziger Linie" zu bringen.
Die zusätzliche Autorität durch die Auszeichnung der "Sport Bild" hat Seifert bei der DFL-Versammlung am Donnerstag (ab 11:00 Uhr) aber wohl gar nicht nötig. Schließlich haben die Reaktionen auf den bereits genehmigten Plan von RB Leipzig gezeigt, dass sich der Profifußball bei diesem Thema in kaum gewohnter Einigkeit präsentiert. Das legen die strategisch abgestimmten Vorstöße, das geschickte Ausnutzen der politischen Schwächen und kaum für möglich gehaltene Allianzen zwischen sonst zerstrittenen Klubs jedenfalls nahe.
Dass der Vorstoß der Leipziger, die bei ihrem Bundesliga-Auftakt in rund zwei Wochen gegen den FSV Mainz 05 trotz der Corona-Pandemie vor 8500 Fans auflaufen wollen, Lob aus den Chefetagen von Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt erhält, sagt fast schon alles über die Stimmungslage. Deshalb scheint klar, dass die Mehrheit der Vereine die Kröte der Wettbewerbsverzerrung aufgrund der regional unterschiedlichen Vorschriften schlucken wird, um den Trumpf des Fakten-Schaffens nicht aus der Hand zu geben.

Watzke: RB mit "kleinem Wettbewerbsvorteil"

Dafür plädiert unter anderem Hans-Joachim Watzke. Die Unterstützung der Fans verschaffe den Sachsen "natürlich einen kleinen Wettbewerbsvorteil", äußerte der BVB-Geschäftsführer. Diesen müsse man allerdings "in Kauf nehmen, wenn man möchte, dass sich - immer auf Basis des jeweiligen Infektionsgeschehens und eines durchdachten, verantwortungsbewussten Konzeptes - etwas bewegt."
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Hans-Joachim Watzke - Borussia Dortmund

Fotocredit: Getty Images

Wie Watzke, der eine Zuschauerzahl im einstelligen Tausenderbereich als "kein großes Risiko" betrachtet und eine "Teilzulassung von Zuschauern deutlich früher als erst im November" für möglich hält, hofft auch Vorstandsmitglied Axel Hellmann von Eintracht Frankfurt auf eine Signalwirkung. "Ich halte die Zahl 8500 für vernünftig und angemessen", sagte Hellmann der "FAZ": "Alle Klubs sind aufgerufen, funktionierende Konzepte vorzulegen."
Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) fordert ein einheitliches Vorgehen der Vereine bei der Wiederzulassung von Zuschauern. "Unabhängig vom regionalen Infektionsgeschehen braucht es für die Bundesliga einheitliche Regeln. Ein Verein mit Fans, die anderen ohne – das kann weder im Sinn der Liga noch des Sports sein", sagte Söder im Interview mit der "Passauer Neuen Presse".
Diese Aufrufe hätte es gar nicht gebraucht. Nahezu alle Vereine arbeiten an Plänen und befinden sich im Austausch mit den Behörden - schon in der 1. Hauptrunde des DFB-Pokals (11. bis 14. September) werden wohl Zuschauer in den Arenen sein. Dass sich die Klubs damit nicht an den vorgesehenen Zeitplan der Politik halten, wonach eine Arbeitsgruppe auf Ebene der Chefs der Staatskanzleien einen Vorschlag bis Ende Oktober präsentieren soll, ist für Seifert nicht verwerflich.

Seifert: "Falsch, über volle Stadien zu diskutieren"

"Man sollte die Bundesliga fair behandeln und nicht nur mit Blick auf eine mögliche Signalwirkung. Es geht nicht nur um Zeichen, sondern auch um Strategie", sagte der DFL-Geschäftsführer: "Es wäre sicher falsch, angesichts steigender Infektionszahlen jetzt über volle Stadien zu diskutieren. Das haben wir auch nie gefordert. Was aber nicht geht, dass Unternehmen, zu denen auch die Bundesliga gehört, in Mithaftung genommen werden, wenn sich Leute im privaten Bereich nicht an Hygiene-Regeln halten und meinen, sie müssen auf illegale Partys gehen."
Die DFL macht zudem keinen Hehl daraus, dass sie sich durch den Beschluss der Leipziger Behörden nun in einer glänzenden Position bei weiteren Verhandlungen sieht - das ließ ihre Stellungnahme klar erkennen: "Unabhängig davon ist die DFL selbstverständlich weiterhin bereit, mit der Politik verbindliche Gespräche über abgestimmte Lösungen auf Bundesebene zu führen." Wenn es nach dem Ligaverband geht, soll es als nächsten Schritt also eine deutschlandweit einheitliche Regelung geben. Das wäre schließlich für die Präsentation des Produkts hilfreich.
Was dem Produkt noch helfen würde, wäre eine Annäherung beim Streit um die Verteilung der Mediengelder. Dieses Thema kommt am Donnerstag sicher auch zur Sprache. Grünes Licht sollte es für das überarbeitete Hygienekonzept und die Beibehaltung der Sonderregel von fünf Auswechslungen pro Spiel geben.
(SID)
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