Erling Haaland wird von den BVB-Fans geliebt - warum das mitunter Gefahren birgt
VonMarc Hlusiak
Update 20/12/2021 um 17:43 GMT+1 Uhr
Erling Haaland ist Publikumsliebling beim BVB - aus nachvollziehbaren Gründen. Dennoch birgt die große Aufmerksamkeit, die der norwegische Wunderstürmer in Dortmund bekommt, auch Gefahren - denn in der Öffentlichkeit entsteht mitunter ein falscher Eindruck. Der BVB muss daher wachsam sein, die Entwicklung genau beobachten und gegebenenfalls einschreiten.
Die Fans lieben ihn – und das auch vollkommen zurecht.
Während eines BVB-Heimspiels hallen nicht nur vor Spielbeginn und nach Abpfiff “Erling-Haaland”-Sprechchöre durch den Signal Iduna Park, auch während des Spiels hat sich der Wechselgesang zwischen Südtribüne und dem Rest des Stadions mittlerweile etabliert.
Der Norweger ist der absolute Publikumsliebling in Dortmund. Er ist nach nur eineinhalb Jahren im Verein das Gesicht und die Lebensversicherung des BVB. Dass er diesen Status sichtlich genießt, ist dem jungen Knipser keineswegs zu verdenken. Fast schon obligatorisch wird Haaland nach Siegen von den Fans gefordert, dirigiert Laolas und dreht Ehrenrunden. Das Team steht dann meist applaudierend eine Reihe weiter hinten, oder ist, wie nach dem 3:0-Sieg gegen Greuther Fürth gesehen, längst in der Kabine.
All diese Aufmerksamkeit hat sich der Torjäger durch seine häufig beeindruckenden Leistungen verdient, trotzdem muss der BVB aufpassen. Denn wenn Veranstaltungen mit schwarz-gelber Beteiligung im Nachgang regelmäßig zu One-Man-Shows verkommen, birgt das Gefahren.
Zorc: "Er hat das nicht bewusst gemacht"
"Ich habe mit ihm gesprochen, er hat das nicht bewusst gemacht", versicherte Sportdirektor Michael Zorc am Wochenende vor dem Spiel bei Hertha BSC (2:3) auf die einsame Ehrenrunde des Norwegers angesprochen, die er weit nach Spielende im Signal Iduna Park drehte.
Spanische Medien hatten die Geste prompt als Verabschiedung von den eigenen Fans gedeutet, schließlich sei der 21-Jährige extra noch einmal aus den Katakomben zurückgekehrt und hatte sich viel Zeit für die rund 15.000 Zuschauer genommen.
Es mag sein, dass Haaland keine hinterhältigen Gedanken hegte, dennoch ist es nicht das erste Mal, dass sich der Stürmer nach Spielende von seinen Teamkollegen separiert - was mitunter ein komisches Bild vermittelt.
Solo-Haaland: Schon in Amsterdam Thema
An dieser Stelle sei an die Szenen in Amsterdam erinnert, als Haaland unmittelbar nach Abpfiff ohne seine Mitspieler in die Gästekurve ging, um sich gestenreich für die schwache Leistung und das daraus resultierende 0:4 im Champions-League-Gruppenspiel zu entschuldigen.
Einerseits zeugte dies von feinem Gespür und großer Empathie, auf der anderen Seite provozierte die Aktion aber auch überdrehte, verkürzte Schlagzeilen wie "Nur Haaland stellte sich BVB-Fans nach der Euro-Schande" ("Bild"). Faktisch ist das falsch, weil sich Sekunden nach Haaland auch weitere BVB-Spieler in der Kurve bei den Fans zeigten.
Vor diesem Hintergrund wäre ist es jedoch ratsam, stets geschlossen als Team in die Kurve zu gehen. Das heißt freilich nicht, dass Einzelspieler nicht auch mit Fans feiern dürfen oder sich nicht von Emotionen leiten lassen sollen. Es muss nur ein gesundes Maß gewahrt werden. Und das, so macht es jedenfalls den Anschein, ist beim Riesenhype um Haaland ein Drahtseilakt.
"Wir sind eine Fußballmannschaft. Erling weiß das"
Beim BVB ist man sich dieser "Problematik" bewusst - das zumindest suggeriert das Gespräch zwischen Zorc und Haaland nach dem Fürth-Spiel.
Fußball ist ein Mannschaftssport, Spiele werden im Kollektiv gewonnen oder verloren, nicht von Einzelnen. Doch genau dieser Eindruck droht, wenn auch ungewollt, zu entstehen, je öfter man Haaland alleine mit den Fans feiern sieht. Nicht nur bei Beobachtern aus der Medienbranche - sondern eventuell auch unterbewusst bei Mitspielern. Das kann dauerhaft die Teamchemie schädigen.
"Ich würde es sofort unterschreiben, wenn wir einen Titel gewinnen, es dafür das ganze Jahr aber keine Schlagzeile zu meiner Position gibt", hatte Abwehrchef Mats Hummels im Laufe der Hinrunde mal zur Thematik gesagt. Für ihn sei es völlig normal, dass vor allem die jungen Spieler für die Medien so interessant seien. Mit einem "Hummels oder einem Reus" könne man halt nicht mehr so viele Klicks generieren.
Auch BVB-Trainer Marco Rose versicherte schon mehrfach, dass dies mannschaftsintern aktuell kein Thema sei: "Wir sind eine Fußballmannschaft. Erling weiß das. Keiner kann was dafür, dass nur über Erling geredet wird", so der 45-Jährige.
Welcher Eindruck nach Spielende in der Öffentlichkeit entsteht, das hat der BVB aber sehr wohl unter Kontrolle.
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