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FC Bayern - Lob für Jamal Musiala von allen Seiten: Warum die Dauerbrenner-Forderungen heikel sind

Dennis Melzer

Update 29/09/2022 um 08:34 GMT+2 Uhr

Nach den beiden jüngsten Auftritten der deutschen Nationalmannschaft blieben mehr Fragen als Antworten, im Vorfeld der Weltmeisterschaft wird Bundestrainer Hansi Flick mit reichlich Arbeit konfrontiert. Im dichten Geflecht der mäßigen Leistungen machte jedoch vor allem ein Spieler Hoffnung: Jamal Musiala. Das Juwel wird – einmal mehr – mit Lobeshymnen bedacht. Das birgt auch Gefahren.

Bayern-Youngster Jamal Musiala

Fotocredit: Getty Images

Englands Nationaltrainer Gareth Southgate war merklich angefressen, als er auf Jamal Musiala angesprochen wurde. "Wir haben ihn und Jude Bellingham in unserer U16 spielen lassen", sagte er mit Blick auf Musialas Vergangenheit als U-Nationalspieler für die Three Lions vor einigen Jahren.
Southgate ergänzte: "Er weiß, dass wir ihn sehr mochten und er weiß, dass wir ihn gerne behalten hätten." Doch Musiala entschied sich anders, gegen die einstige Wahlheimat, für das Land, in dem er geboren wurde. Laut Southgate auch, weil seine Teamkollegen beim FC Bayern reichlich Gelegenheit hatten, Überzeugungsarbeit zu leisten.
"Er trainiert bei Bayern München jeden Tag mit acht Spielern der deutschen Nationalmannschaft", so Southgate. Er schob nach: "Sie konnten ihn also beeinflussen." Dass Musiala Deutschland gegenüber England präferiert hat, sei "sehr schade".
Da das FCB-Juwel aber ebenjene Entscheidung getroffen habe, befasse Southgate sich weiter nicht allzu detailliert mit Musialas Werdegang. "Seine Zukunft ist mir gleichgültig", stellte der 52-Jährige klar.

Bayern- und DFB-Hoffnungen ruhen auf Musiala

Die Frage nach Musiala lag nicht bloß wegen der besonderen Verbindung zur Insel auf der Hand, der 19-Jährige war für das DFB-Team zum Unterschiedsspieler avanciert und hatte mit seinen sehenswerten und mutigen Dribblings einen erheblichen Teil dazu beigetragen, dass die Mannschaft von Bundestrainer Hansi Flick beim 3:3 in Wembley zwischenzeitlich mit 2:0 in Führung gegangen war.
Musiala als kleiner Hoffnungsschimmer – nicht bloß mit Blick auf die anstehende WM in Katar. Auch Bayern-Coach Julian Nagelsmann dürfte die Darbietung seines Schützlings gefallen haben. Immerhin war Musiala der einzige Akteur aus der Münchner Riege, den die derzeitige Krise seines Arbeitgebers augenscheinlich nicht zu hemmen schien.
"Er ist aktuell der Unterschiedsspieler beim FC Bayern und in der Nationalmannschaft", befand Lothar Matthäus im Nachgang in seiner Kolumne für "Sky". Er führte aus: "Für mich muss er in seinen beiden Mannschaften immer von Anfang an auf dem Platz stehen (...) Wie er die englischen Spieler schwindelig gespielt hat, um dann noch den gefährlichen Pass an den Mann zu bringen – großartig."

Hoeneß fordert: Musiala muss gesetzt sein

Bayerns Ehrenpräsident Uli Hoeneß pflichtete Matthäus im Gespräch mit "RTL" bei: "Jamal ist ein Spieler, der, wenn er so spielt wie heute, beim FC Bayern und in der Nationalmannschaft gesetzt sein muss."
Hoeneß, der sich selbst als großen "Fan" Musialas bezeichnete, war vor allem von der psychischen Stärke des gebürtigen Stuttgarters beeindruckt. "Vor dem Spiel wurde er ohne Ende unter Druck gesetzt. Man hat gedacht, dass der Messias spielt. Er hat dem Druck standgehalten."
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Jamal Musiala

Fotocredit: Getty Images

Genau hier liegt die Krux, die den Bogen vom DFB-Team zu den Bayern spannt: Musialas außergewöhnliche Qualitäten machen ihn bereits in jungen Jahren nahezu unverzichtbar. Nagelsmann ist in der derzeit misslichen Lage auf einen Musiala in Top-Form angewiesen, mittlerweile hat sich eine gewisse Erwartungshaltung ergeben, die Hoeneß mit seiner "Messias"-Aussage zwar überspitzt, aber dennoch verständlich unterstreichen wollte.
Nun hatte zwar auch der frühere Jugendspieler des FC Chelsea unlängst im Klub mit einer kleinen Formdelle zu kämpfen, dieser Tage mutet es jedoch an, als sei er am ehesten im Stande, den viel zitierten Karren aus dem Dreck zu ziehen.
Ein Umstand, der weder dienlich ist noch ein sonderlich gutes Licht auf seine deutlich erfahreneren Mitspieler wirft. Musialas schmalen Schultern eine derartige Last aufzulegen, ist problematisch, immerhin ist niemand daran gelegen, den Edeltechniker zu verheizen.

Bayern-Mitspieler in der Pflicht

Genau dieses Szenario droht jedoch, zumindest aus physischer Sicht, sollte er tatsächlich mit der Rolle des Dauerbrenners bedacht werden, weil sämtliche Alternativen künftig weiterhin schwächeln sollten.
Trotz aller Qualität, trotz der herausragenden Fertigkeiten Musialas, der mentalen Stärke und reifen Spielanlage, sind besonders jetzt auch die anderen Offensivspieler der Bayern, namentlich Serge Gnabry, Leroy Sané, Thomas Müller und Sadio Mané in der Pflicht, zurück in die Spur zu finden. Schlicht und einfach, um die Bürde des Wunderknaben zu minimieren.
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Southgate über Musiala-Zukunft: "Ist mir vollkommen egal"

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