Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen

VfL Wolfsburg plötzlich das Team der Stunde: Wie Trainer Niko Kovac mit den Wölfen die Bundesliga rockt

Dennis Melzer

Update 26/01/2023 um 12:58 GMT+1 Uhr

Die Hoffnung war groß, als Niko Kovac im Sommer beim VfL Wolfsburg übernahm. Zum Start in die neue Saison kehrte bei den Niedersachsen allerdings schnell Ernüchterung ein. Aber in den letzten zehn Spielen führte der ehemalige Bayern-Trainer sein Team peu à peu nach oben. Dank einer herausragenden Siegesserie sind sogar die Champions-League-Plätze in Reichweite. Warum die Wölfe die Liga rocken.

Kovac nach Kantersieg: "Werden nicht anfangen rumzufliegen"

Niko Kovac ist normalerweise nicht dafür bekannt, mit seinen Emotionen hinter dem Berg zu halten. Umso überraschender mutete es an, wie sich der Trainer des VfL Wolfsburg am Samstagabend nach getaner Arbeit auf der Pressekonferenz präsentierte.
"Es ist noch gar nichts passiert. Wir haben den 16. Spieltag", leitete er seine Analyse zum Duell mit dem SC Freiburg, der als Tabellenzweiter in der Autostadt aufgeschlagen war, ein. Er schob mit steinerner Miene nach: "Wir haben heute ein Spiel gewonnen, aber müssen trotzdem weiter trainieren. Wir werden jetzt keine neuen Parolen ausgeben, sondern wir wollen den siebten Platz verteidigen. Darum geht es. Was am Ende herauskommt, werden wir sehen."
Nicht zwingend das, was man nach einem 6:0-Erfolg über eines der stabilsten Bundesliga-Teams der Hinrunde erwartet hätte. Aber vielleicht liegt in Kovacs Demut schlicht der Schlüssel zum aktuellen Höhenflug der Wolfsburger, die nur wenige Tage später ein 5:0 bei Hertha BSC und damit den höchsten Bundesliga-Auswärtssieg der Vereinsgeschichte folgen ließen.
"Wir genießen die Situation", erklärte Kovac nach der Gala in der Hauptstadt, blieb aber erneut nüchtern: "Aber ich bin zu lange im Fußballgeschäft dabei, das kann sich schnell wieder drehen. Deshalb werden wir nicht anfangen, rumzufliegen, sondern behutsam mit der Situation umgehen." Der Kroate nahm seine Schützlinge in die Pflicht, auch weiterhin "bescheiden" zu bleiben.

VfL Wolfsburg fliegt durch die Liga

Dies fällt in Anbetracht der derzeitigen Form nicht leicht. Die Serie der Wölfe wurde in Berlin auf sechs Siege ausgebaut (bei einem Torverhältnis von 22:1, d. Red.). Ein Kunststück, das dem Verein bis dato nur in der Meistersaison 2008/09 gelang. Damals gewann Wolfsburg mit Coach Felix Magath zwischenzeitlich zehnmal in Folge.
picture

Wolfsburg bejubelt den 1:0-Führungstreffer in Berlin

Fotocredit: Getty Images

Besonders beachtlich ist die Entwicklung diesmal, weil zu Beginn der Spielzeit kaum jemand mit einer derartigen Steigerung gerechnet hätten. Nachdem Kovac im Sommer als Hoffnungsträger das Trainerzepter übernommen hatte, kehrte nämlich schnell Ernüchterung an der Aller ein. Lediglich zwei Punkte sammelte Wolfsburg in den ersten fünf Spieltagen, Anfang Oktober stand Abstiegsplatz 17 zu Buche. Zudem sorgte die Ausbootung von Max Kruse für ständige Nebengeräusche.
Dass der viel zitierte Turnaround in eindrucksvoller Manier geglückt ist, liegt zunächst einmal an einer formverbesserten Defensive. In den vergangenen zwölf Partien musste Wolfsburg nur so viele Gegentore hinnehmen wie in den ersten fünf Spielen (zehn).

Starke Defenisve, torhungriger Angriff

Allen voran das belgisch-niederländische Duo Sebastiaan Bornauw / Micky van de Ven weiß in der Innenverteidigung zu gefallen, Ridle Bakus Formkurve zeigt seit geraumer Zeit wieder nach oben, zuletzt traf der Rechtsverteidiger in zwei Spielen hintereinander sehenswert. VfL-Urgestein Maximilian Arnold gibt indes den Dauerbrenner im Mittelfeld – und gewährleistet, dass die Offensivabteilung wirbeln kann.
Ein Modell, das aufgeht. In den vergangenen zehn Spielen erzielte Wolfsburg 30 Tore, nur der FC Bayern (32) war seither noch erfolgreicher. An vorderster Front überzeugt besonders Sommer-Neuzugang Patrick Wimmer. Der Österreicher, der von Arminia Bielefeld zu den Niedersachsen gewechselt war, tritt vor allem als fleißiger Vorbereiter in Erscheinung.

Wimmer neben De Bruyne und Messi

Laut einer Statistik des Datenanbieters "Opta" bereitet Wimmer pro Spiel 1.05 Großchancen pro Spiel. Damit belegt er in Europas Top-Ligen den zweiten Platz – und wird auf dem Treppchen von den beiden Top-Stars Kevin De Bruyne (Manchester City, 1.15) und Lionel Messi (PSG, 1.03) eingerahmt.
picture

Patrick Wimmer vom VfL Wolfsburg jubelt über sein Tor

Fotocredit: Getty Images

"Ich habe es schon mitbekommen, es ist schön, dabei zu sein", sagte er, als er mit jenem Umstand konfrontiert wurde. Er sei "auf einem guten Weg", habe aber eigenen Angaben zufolge noch "Luft nach oben."
Scheint ganz so, als hätten die Spieler die Demutsforderung ihres Übungsleiters verinnerlicht. Dass die Qualifikation für das europäische Geschäft, die vor der Saison als Ziel ausgerufen, kurz darauf aber schon in weite Ferne gerückt war, wieder ins Visier genommen wurde, darf aber dennoch kommuniziert werden.

Wolfsburgs Traum von Europa lebt

"Jeder schaut sich die Tabelle an. Aber wir müssen unsere Spiele gewinnen", sagte Wimmer. Er ergänzte: "Und dann schauen wir, ob es am Ende für die Champions League reicht." Selbst Euphorie-Bremser Kovac hielt dann noch eine Kampfansage bereit: "Wir haben klipp und klar gesagt, wir wollen international spielen. Wir haben noch 17 Spieltage, um das unter Dach und Fach zu bekommen."
Träumen muss mit Blick auf die jüngsten Ergebnisse ja auch erlaubt sein.
picture

Gnabry in der Kritik: Bayern-Trainer Nagelsmann nimmt Stellung

Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung