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Champions League | FC Bayern: So hat Niko Kovac die Bayern neu erfunden

Luca Baier

Update 13/03/2019 um 19:14 GMT+1 Uhr

Nach drei Siegen in Folge geht der FC Bayern München in der Champio0ns League mit einer gehörigen Portion Rückenwind ins Achtelfinal-Rückspiel gegen den FC Liverpool. Vor dem Duell mit dem Team von Jürgen Klopp analysiert Eurosport.de im Taktik-Check, wie Niko Kovac die Bayern neu erfunden hat und was es mit der Sonderrolle für Javi Martínez auf sich hat.

Bayern-Angreifer Lewandowski mit Trainer Kovac

Fotocredit: Getty Images

Nach dem umkämpften 0:0 im Hinspiel vor drei Wochen hat der FC Bayern ordentlich aufgedreht: Drei Spiele, neun Punkte und 12:2 Tore - das ist vor dem Rückspiele (heute ab 21:00 Uhr im Liveticker bei Eurosport.de) eine Ansage in Richtung Liverpool. Es scheint so, als wäre die viel zitierte Leichtigkeit wieder da. Doch woran liegt das?

FC Bayern: Offensive im Fluss, Defensive stabil

Rotation oder keine Rotation? An dieser Frage scheiden sich die Fußballgeister. Die einen betonen die Wichtigkeit, jeden Spieler einzusetzen und allen genug Pausen zu geben. Die anderen wiederum legen großen Wert auf die Eingespieltheit einer festen Startelf. Für Niko Kovac liegt die Wahrheit in diesem Fall in der Mitte.
Der Bayern-Trainer änderte in den letzten Wochen zwar in jedem Spiel die Startaufstellung, vermied dabei aber eine komplette Rotation. So blieb die Offensive im Fluss, die Defensive stabil. Gerade bei der Arbeit gegen den Ball hat sich beim Rekordmeister eine gute Balance eingependelt.
Sie wechseln gut dosiert zwischen Phasen des aggressiven Anlaufens und einer abwartenderen Haltung im Mittelfeldpressing. Dieser Mix wird gegen Liverpool angesichts der völlig offenen Ausgangssituation enorm wichtig sein.

FC Bayern: Zentrum als Herzstück - Sonderrolle für Martínez

Auffällig war in den letzten Spielen vor allem das gut funktionierende Mittelfeldzentrum der Bayern. Man spielt weder ein klares 4-2-3-1, noch ein klares 4-3-3. Die Rollen im Zentrum werden so besetzt, wie es die Situation verlangt. Benötigt Robert Lewandowski beim Anlaufen mehr Unterstützung, rückt ein Spieler aus dem Mittelfeld zu ihm in die Spitze. Stehen die Bayern tiefer, verdichten sie die Mitte zu dritt mit einem Sechser und zwei Achtern auf den Halbpositionen.
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James Rodrguez únd Javi Martínez

Fotocredit: Getty Images

Diese Flexibilität ist auch in der Offensive deutlich zu spüren. Javi Martínez wird wie im Hinspiel wieder der Fixpunkt vor der Abwehr sein - und in Ballbesitz wohl erneut eine ganz spezielle Rolle einnehmen: Im Hinspiel konnte man den Spanier dabei beobachten, wie er sich über weite Strecken so im Rücken von Roberto Firmino bewegte, dass er nicht angespielt werden kann.
Im Normalfall ein absolutes No-Go für einen Sechser in einer Spitzenmannschaft, gegen Liverpool allerdings ein durchdachter taktischer Kniff: Martinez ist das offensichtlichste Ziel beim Anlaufen, im neuen Fußballdeutsch "Pressingopfer". Er orientiert sich nicht so schnell wie seine Mitspieler und hat Schwächen bei der Ballannahme unter Druck - also versucht er solchen Situationen komplett auszuweichen.

FC Bayern: Die Rückkehr der Kreativität

Von Martínez´ Rolle profitieren Thiago und James Rodríguez, die sich frei im Mittelfeld bewegen und sich mal höher und mal tiefer anbieten. In statischen Rollen sind die beiden zwar trotzdem sehr gute Passspieler, durch die freien Rollen können sie ihre Stärken jedoch besser ausspielen. Sie bekommen die Bälle nun öfter, wenn sie selbst in Bewegung sind, mit kurzen Auftaktbewegungen und/oder Finten bei der Ballannahme können sie den ersten Gegner gleich aus dem Spiel nehmen und offensiv fortsetzen.
Auch wenn Leon Goretzka mit einem der beiden Edeltechniker zusammenspielt, funktioniert dieses bewegliche Mittelfeldspiel gut: Der ehemalige Schalker ist in engen Räumen zwar nicht so stark wie Thiago oder James, dafür hat er einen enormen Drang nach vorne und beläuft immer wieder die Schnittstellen der gegnerischen Abwehr. Auffällig: Wenn Goretzka spielt, weicht er oft nach rechts aus, während Thomas Müller die Position verlässt und sich in seinen bevorzugten Räumen um Lewandowski herum bewegt.
Insgesamt ist Bayerns Offensivspiel deutlich unberechenbarer geworden als noch vor einigen Wochen. Das Spiel durchs Zentrum ist harmonisch und zielstrebig, über die Flügel hat man ohnehin eine riesige Qualität. Das Zusammenspiel der Außenverteidiger mit den Außenstürmern ist sehr harmonisch und variantenreich – umso bitterer, dass Joshua Kimmich im Rückspiel nun eine Sperre absitzen muss.
Eurosport-Check: Bayern hat sich defensiv stabilisiert und ist offensiv so lebendig und kreativ wie noch nie in dieser Saison. Dank einer sanften Rotation und einer passenden Rollenverteilung im Zentrum wirkt die Mannschaft aktuell sehr gefestigt und eingespielt. Gegen Liverpool sind all die aufgefrischten Tugenden gefragt: Sie müssen sowohl im hohen Pressing als auch bei der Verteidigung der eigenen Hälfte viel Organisation und Bereitschaft an den Tag legen, zudem brauchen sie mit dem Ball Lösungen unter Druck im Aufbauspiel sowie Kreativität im letzten Drittel. Weil Kovac in jedem Mannschaftsteil mindestens einen Topspieler von der Bank bringen kann, ist Bayern vor dem Rückspiel leicht im Vorteil.
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