Tottenham Hotspur sticht Ajax Amsterdam ins Herz und erreicht Finale gegen Liverpool

Ein Abtasten der beiden Mannschaften gab es nicht im Halbfinal-Rückspiel der Champions League zwischen Ajax Amsterdam und den Tottenham Hotspur. Die Gastgeber gingen früh durch ein Kopfballtor von Matthijs de Ligt nach einer Ecke in Führung (5.).

Nur eine Minute später hatte Heung-Min Son direkt die Möglichkeit, die Partie wieder auszugleichen. Sein Schuss aus spitzem Winkel ging jedoch nur an den Innenpfosten. Die Spurs waren in der Folge das spielbestimmende Team, profitierten aber nicht von ihrer Überlegenheit. Erneut Son (23.) und Christian Eriksen (24.) vergaben weitere gute Möglichkeiten.

Anders Ajax, das gnadenlos seine Chancen - trotz der Unerfahrenheit der Mannschaft - in Tore ummünzten: Nach einer guten halben Stunde und einem typischen "Ajax-Angriff" schoss Hakim Ziyech das vermeintlich vorentscheidende 2:0 (35.).

Nach der Pause überschlugen sich die Ereignisse: Nach gutem Umschaltspiel gelang den Spurs der frühe Anschlusstreffer durch Lucas Moura (56.). Nur drei Minuten später war es wieder der Brasilianer, der im Strafraum von einem Amsterdamer Missverständnis profitierte, technisch brillant abschloss und damit ausglich. Alles wieder offen!

Nach dem Doppelschlag der Londoner fing sich Ajax etwas und hatte selbst Chancen, erneut in Führung zu gehen. Alleine Ziyech hätte die Partie entscheiden können. Doch nicht nur der Torschütze zum 2:0, auch de Ligt vergab nach einer Ecke eine gute Möglichkeit, Ajax einen Schritt näher zum Finale nach Madrid zu bringen - Hugo Lloris parierte stark (71.).

Wie bei Tottenham in Halbzeit eins kam bei Ajax dann auch Pech dazu: Ziyech traf nach starkem Zuspiel von Donny van de Beek nur den Außenpfosten (79.). Doch Tottenham hatte auch im zweiten Durchgang Alu-Pech: Jan Verthongen köpfte nach einer Ecke an den Querbalken (87.).

Am Ende gelang den Spurs in sprichwörtlich letzter Sekunde der Lucky Punch und Lucas der lupenreine Hattrick - der Wahnsinn war perfekt (90.+6)!

Tottenham trifft am 1. Juni im rein englischen Champions-League-Finale auf den FC Liverpool.

Matthijs de Ligt (Ajax Amsterdam): "In der ersten Halbzeit war unser Pressing sehr gut, in der zweiten Halbzeit haben wir uns hinten reindrängen lassen. Dann wird es schwer. Tottenham hat sehr gute Spieler, aber am Ende geht es nur darum, dass wir verloren haben. Es war sehr hart. Das versteht jeder. Wenn du so nah am Finale bist und dann verlierst - das ist unbeschreiblich. Das ist die schlimmste Art und Weise auszuscheiden."

Mauricio Pochettino (Trainer Tottenham Hotpsur): "Wir haben es verdient, ins Finale einzuziehen. Die Emotionen sind unglaublich, danke Fußball. Meine Spieler sind alle Helden, aber Lucas Moura war heute der Superheld. Die Emotionen sind nur im Fußball möglich. Danke an alle, die an uns geglaubt haben. Es ist schwierig, auf diesem Level mitzuhalten. Ich bin gesegnet, Trainer und Teil dieses wunderbaren Sports zu sein."

Heung-Min Son (Tottenham Hotspur): "Ich habe sowas selten gesehen. Wir hatten in der ersten Halbzeit schon die Chance, Tore zu erzielen. Was dann in der zweiten Halbzeit passierte, war natürlich völlig verrückt. Wir haben bis zum Ende gekämpft und sind jetzt natürlich super glücklich. Wir haben in der zweiten Halbzeit mehr an uns geglaubt. Nach der Pause haben wir ein frühes Tor gemacht und haben Selbstvertrauen bekommen. Die drei Tore von Lucas sind einfach der Wahnsinn. Im Finale gegen Liverpool kann jetzt alles passieren."

Ajax konnte bis zum Ausgleich in der zweiten Halbzeit nur wenig entgegensetzen. Nach dem Ausgleich verteidigten die Niederländer offensiv und nach dem Motto "Angriff ist die beste Verteidigung". Am Ende wurde der Druck der Londoner aber zu groß, und Lucas Moura machte sich mit seinem Hattrick unsterblich. Von solchen Spielen kann man nicht genug bekommen.

Bitter: Ajax verlor in der Champions League noch nie nach Führung. Ausgerechnet im Halbfinal-Rückspiel war es soweit.