Stephanie Frappart schreibt Champions-League-Geschichte
VonEurosport
Publiziert 03/12/2020 um 14:25 GMT+1 Uhr
Unaufgeregt, durchsetzungsstark und dazu noch fehlerfrei: Schiedsrichterin Stephanie Frappart schaffte es mit ihrem Einsatz bei der Partie zwischen Juventus Turin und Dinamo Kiew in die Geschichtsbücher. Die Augen der Welt waren auf sie gerichtet - und doch blieb sie nahezu unsichtbar. Anders als bei einem Spieler bedeutet dieses Attribut bei einer Schiedsrichterin aber das größtmögliche Lob.
Mit Cristiano Ronaldo und Co. hatte sie beim 3:0 von Juventus Turin gegen Dynamo Kiew keinerlei Probleme - die Lobeshymnen folgten fast zwangsläufig. "Wurde auch Zeit", twitterte Nationalspieler Ilkay Gündogan: "Große Leistung und Inspiration für andere. Hoffentlich wird dies sehr bald regelmäßig geschehen." Auch Juve-Fußballchef Fabio Paratici schwärmte davon, dass eine weitere Hürde "großartig" genommen wurde.
Frapparts Einsatz war nach ihren Auftritten in der Nations und der Europa League ein weiterer internationaler Meilenstein für Schiedsrichterinnen. Selbst die langjährige deutsche Vorzeigeschiedsrichterin Bibiana Steinhaus stellt sie damit in den Schatten. "Wir haben Türen aufgestoßen. Nun können die nächsten durch diese Türen gehen", sagte Steinhaus, die selbst international im Männerfußball nie zum Einsatz kam.
Die deutsche Pionierin hat von ihrem französischen Pendant ohnehin eine ganz hohe Meinung. "Sie hat mehrfach unter Beweis gestellt, dass sie es kann", sagte die kürzlich zurückgetretene Steinhaus bei "Sport1". Sie freue sich "riesig", dass die UEFA "nicht nur im fußballerischen Wettbewerb auf Leistung setzt, sondern auch bei den Schiedsrichtern die Besten nominiert".
Und dazu gehöre Frappart zweifelsohne. "Coolness, Gelassenheit und überragende Fitness" seien ihre herausragenden Fähigkeiten, so Steinhaus. Das bewies Frappart am Mittwoch, Respekt vor der Größe des Moments war ihr in keinem Augenblick anzumerken.
Die seit anderthalb Jahren in der Ligue 1 pfeifende Nordfranzösin zückte lediglich drei Gelbe Karten, bei drei Schlüsselszenen lag sie ohne Hilfe des Videoassistenten richtig. Bei den möglichen Elfmeterpfiffen auf jeder Seite (29. und 35.) zog sie ihre großzügige Linie konsequent durch, die etwas umstrittene Anerkennung des Treffers von Ronaldo (57.) zum 2:0 war korrekt.
Auch wenn sich die kniffligen Aufgaben sonst in Grenzen hielten, waren die italienischen Zeitungen von ihrem "makellosen Debüt" (Gazzetta dello Sport) begeistert. Sie brauche sich "nicht autoritär zu zeigen, um zu beweisen, wer das letzte Wort hat", und fürchte "keine Konfrontation", urteilte "La Stampa". "Debüt ohne Schatten" titelte "Corriere dello Sport".
Frappart extrem abgeklärt
Frappart nimmt solch große Aufgaben ohnehin gelassen. Für sie sei "jedes Spiel dasselbe", egal wie groß es ist.
"Der Fußball ist derselbe, die Regeln sind dieselben", sagte die 36-Jährige bereits vor der Leitung des europäischen Supercups 2019.
Und wer weiß, wenn sie diesem Motto weiter folgt, kann sie vielleicht auch noch bei einer EM oder WM der Männer Geschichte schreiben.
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(SID)
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