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Thomas Tuchel feiert Champions-League-Titel mit dem FC Chelsea: Der tüchtige Herr T.

Florian Bogner

Update 30/05/2021 um 09:20 GMT+2 Uhr

Thomas Tuchel steigt mit dem Champions-League-Triumph in die Riege der ganz großen Trainer im Weltfußball auf. Der Coach des FC Chelsea vermochte es im Endspiel von Porto schon zum dritten Mal in zwei Monaten, seinem Kontrahenten Pep Guardiola von Manchester City eins auszuwischen - und präsentierte sich danach gelöst und euphorisiert wie selten. In Paris werden sie sich dagegen schwarz ärgern.

Thomas Tuchel mit dem Champions-League-Pokal nach dem Finalsieg über Manchester City mit dem FC Chelsea 2020/21

Fotocredit: Getty Images

Thomas Tuchel achtete peinlichst genau darauf, niemanden zu vergessen. Nachdem sich der Trainer des FC Chelsea kurz vor 22:00 Uhr Ortszeit aus der spontanen blauen Jubeltraube gelöst hatte, führte ihn sein erster Weg zu Pep Guardiola, den unterlegenen ManCity-Coach, dessen Kopf er in beide Hände nahm, ihn beinahe quetschte, dabei lachte, und die Gratulationen gelöst entgegennahm.
Kurz darauf sah man Tuchel schon im Gespräch mit Schiedsrichter Antonio Mateu Lahóz und, natürlich, immer wieder in mitten seiner Spieler, blauer Männchen mit ekstatischen Gesichtern, jubelnd, feixend, ungläubig die Hände über dem Kopf zusammenschlagend.
"Ich laufe wie durch einen Film", sagte Tuchel bei "Sky", emotional am Limit: "Wenn ich darüber nachdenke, fange ich an zu weinen. Es so zu teilen mit meinen Eltern, die mich auf jeden Fußballplatz gefahren haben. Meine Frau, die in der Landesliga Süd bei Augsburgs zweiter Mannschaft an der Seitenlinie hinter mir stand und dachte: 'Mit wem bin ich denn da zusammen?' Meine Oma mit über 90, die zu Hause schaut. Für die ist das jetzt ehrlich gesagt. Und für unsere Fans."
Erst im Januar für den geschassten Frank Lampard zu Chelsea gestoßen, hat Tuchel die Blues nicht nur von Rang neun noch in die Top vier der Premier League, sondern auch zum zweiten Champions-League-Titel geführt.
Ein unverhoffter Triumph, aber ein verdienter; nach K.o.-Siegen über Atlético Madrid (1:0, 2:0), den FC Porto (2:0, 0:1), Real Madrid (1:1, 2:0) und eben Manchester City (1:0) – mit einem Team, das im Vorjahr noch sang- und klanglos im Achtelfinale mit 0:3 und 1:4 am späteren Sieger FC Bayern gescheitert war.

Tuchel streut Salz in Peps Wunden

"Es war sauschwer, sind wir mal ehrlich", sagte Tuchel: "Heute haben wir auch Glück gebraucht, um zu null rauszugehen."
Doch der deutsche Coach hatte auch das richtige Gespür bewiesen. Er bot überraschend Reese James und Kai Havertz auf, beide machten ein Riesenspiel, Letzterer besorgte mit seinem ersten Champions-League-Treffer überhaupt den Sieg (43.).
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Kai Havertz jubelt über sein Siegtor im Champions-League-Finale 2020/21 für den FC Chelsea gegen Manchester City

Fotocredit: Getty Images

Tuchels Gegenüber Guardiola, mit dem er einst im Münchner Lokal "Schumann's" in einem angeregten Gespräch mit Salz- und Pfefferstreuern Taktiken nachstellte, vercoachte sich dagegen mit seiner Aufstellung: Sechs Offensive bot der Katalane auf, entblößte damit ein wenig seine Defensive. Chelsea-Keeper Edouard Mendy musste auf der Gegenseite aber nur einen einzigen Ball parieren.
Wie in FA Cup (1:0) und Liga (2:1) ging Tuchel damit einmal mehr als Sieger über Guardiola hervor, nutzte seinen psychologischen Vorteil. "Wir haben es gestern und vorgestern gefühlt", sagte Tuchel, der Taktiker: "Wir haben die ganze Zeit gesagt: Wir sind der Stein im Schuh von City. Wir lassen nicht locker und warten auf die Chance. Wenn wir in Führung gehen können, gehen wir in den letzten drei Spielen zum dritten Mal in Führung. Dann sind wir hoffentlich in den Köpfen drinnen. Dann wird es eine Abwehrschlacht und das war es dann auch."

Tuchel in einer Reihe mit Hitzfeld, Heynckes und Co.

Neben den Tränen von Kevin De Bruyne, der ausgeknockt mit einem blauen Auge unter Tränen ausgewechselt und von Guardiola an der Seitenlinie getröstet werden musste, werden von diesem Finale vor allem die Bilder des emotionalen Herrn Tuchel bleiben.
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Thomas Tuchel (FC Chelsea) mit seiner Familie

Fotocredit: Getty Images

Wie er die eigenen Fans immer wieder anstachelte, wie er mitlitt, als Christian Pulisic die große Chance zum 2:0 versiebte (73.), wie er nach Abpfiff mit Guardiola zusammentraf und dann kurz darauf, völlig euphorisiert, noch vor seinen Spielern aufs Podium lief, um sich seine Siegermedaille abzuholen und dabei sogar kurz strauchelte, aber nicht fiel.
Tuchel stieg damit in die Riege der deutschen Trainer mit Champions-League-Titel auf, steht nun in einer Reihe mit Udo Lattek, Dettmar Cramer, Ottmar Hitzfeld, Jupp Heynckes, Jürgen Klopp und Hansi Flick, machte es besser als Hector Cuper und Marcello Lippi, die einst zweimal in Folge ein Champions-League-Finale verloren.
Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass am Samstagabend zum dritten Mal in Folge ein deutscher Trainer in der Champions League triumphierte.

Ärger in Paris

In Paris werden sie sich über Tuchels Triumph besonders ärgern. Dort hatten sie ihn unmittelbar vor Weihnachten vom Hof gejagt, weil er nach vier nationalen Titeln und dem Erreichen des Champions-League-Finals 2019/20 ein halbes Jahr später in der Ligue 1 einen Punkt hinter Platz eins lag (was PSG übrigens auch am Saisonende tat).
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Thomas Tuchel beim verlorenen Champions-League-Finale 2020 mit PSG gegen den FC Bayern (0:1)

Fotocredit: Getty Images

Mit Thiago Silva, der PSG schon vor der Saison nicht mehr gut genug war und bei Chelsea nochmal eine sportliche Heimat fand, sah man Tuchel nach dem Finale lange reden. Ebenso hatte der deutsche Trainer im Saisonverlauf zu Antonio Rüdiger gestanden, der DFB-Innenverteidiger wuchs neben Silva zur Säule.
Auch Timo Werner ließ Tuchel, trotz Tadel, nie fallen. Und er setzte, im richtigen Moment, auf Havertz, wie Werner in London schon als Transferflop verschrien, am Samstagabend aber der große Triumphator von Porto. Neben Tuchel, versteht sich.
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