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FC Barcelona: Der Untergang des katalanischen Riesen - eine schmerzhafte Wahrheit

Marc Hlusiak

Update 09/12/2021 um 15:31 GMT+1 Uhr

Der FC Barcelona steht zum ersten Mal seit 17 Jahren nicht im Achtelfinale der Champions League und muss im kommenden Jahr in der Europa League spielen. Die dadurch verpassten Millioneneinnahmen werden den schleichenden Untergang des einstigen katalanischen Riesen noch beschleunigen. Dennoch muss man den Wettbewerb aus Sicht des FC Barcelona als Chance begreifen. Das ist die schmerzhafte Wahrheit.

Ronald Araujo

Fotocredit: Imago

Am Ende wurde es deutlich.
Mit einer deftigen 0:3-Pleite ging der FC Barcelona im Endspiel um die K.o.-Runde der Champions League beim FC Bayern unter und war mit dem Ergebnis letztlich sogar noch gut bedient.
"Bei dem, was auf dem Spiel steht, müssen wir mit einem Messer zwischen den Zähnen rausgehen. Wir müssen versuchen, mit unserem Fußball zu gewinnen", hatte Routinier Gerard Piqué noch Tags zuvor auf der Pressekonferenz forsch von sich gegeben.
Schneidewerkzeug hatten jedoch einzig die Münchner im Mund - und das, obwohl der deutsche Rekordmeister schon vor dem Spiel als Gruppensieger feststand, das Achtelfinale damit fest gebucht war und es "nur" noch um die perfekte Vorrunde mit sechs Siegen aus sechs Spielen ging.
Der einstige katalanische Vorzeigeklub hielt nur 20 Minuten auf Augenhöhe mit.

Die schmerzhafte Wahrheit: "Jetzt wird donnerstags gekickt"

Zum ersten Mal seit der Saison 2003/04 findet das Achtelfinale damit wieder ohne Barça statt. Stattdessen, so titelte die "Marca" am Morgen danach, werde "jetzt donnerstags gekickt". Europa League heißt die neue Realität beim FC Barcelona - und das zurecht.
Lediglich zwei Treffer erzielte die Blaugrana in den sechs Champions-League-Gruppenspielen. Das reichte zwar für zwei Siege gegen Dynamo Kiew, nicht aber, um in der Endabrechnung vor Benfica Lissabon zu landen.
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Gerard Piqué (Barcelona)

Fotocredit: Getty Images

Eine Entwicklung, die aufgrund fast täglich neuer Negativschlagzeilen des finanziell arg gebeutelten Klubs auf den ersten Blick erwartbar erschien, bei genauerer Betrachtung es aber mitnichten war.
Ja, das große Barça hat mit Lionel Messi sein Aushängeschild verloren. Ja, das große Barça leidet derzeit unter vielen verletzten Stammspielern und befindet sich ganz sicher am Anfang eines großen Umbruchs. Dennoch muss die Qualität der Einzelspieler dazu ausreichen, um - bei allem Respekt - Benfica Lissabon hinter sich zu halten.

Barça: Ausscheiden nicht nur sportliches Fiasko

"Ich habe es in der Gruppe nicht kommen sehen, dass sie am Ende so untergehen", gab auch Thomas Müller, der mit dem 1:0 sein 50. Champions-League-Tor erzielte, seine Verwunderung über Barcelonas enttäuschendes Abschneiden zu. "Das sind super Einzelspieler vom Technischen und Taktischen her. Aber sie können die Intensität, die aktuell im Spitzenfußball herrscht, nicht mitgehen", legte der deutsche Nationalspieler den Finger in die Wunde.
Die "harte Wahrheit" sei, das stellte auch Xavi Hernández, Trainer und Vereinsikone der Katalanen, fest, dass der FC Bayern im Moment schlicht als Team besser funktioniere.
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Xavi Hernández (Barcelona)

Fotocredit: Getty Images

Der ehemalige Mittelfeld-Regisseur muss es wissen, gehörte er doch zu aktiver Zeit selbst lange Jahre einer der besten Fußballmannschaften der Geschichte an. In der glorreichen Barça-Zeit unter Pep Guardiola und Luis Enrique zwischen 2006 und 2015 gewann er den Henkelpott stolze vier Mal.
Die aktuelle Situation tue ihm weh, sie sei "hart und sehr traurig", sagte Xavi. Für den Verein ist nicht nur das sportliche Selbstverständnis ins Taumeln geraten, auch die finanziellen Probleme werden durch das verpasste Achtelfinale weiter verschärft.
Rund 9,6 Millionen Euro Prämie hätte es für das Überstehen der Gruppenphase in Europas Elite-Wettbewerb gegeben. Zum Vergleich: In der Europa League gibt es für den Titelträger des Wettbewerbs am Ende "lediglich" 8,6 Millionen Euro.
Prämienvergleich Champions League und Europa League
Champions League (Prämien in Euro)Europa League (Prämien in Euro)
Sieg in der Gruppenphase: 2.800.000Sieg in der Gruppenphase: 630.000
Erreichen Achtelfinale: 9.600.000Erreichen Achtelfinale: 1.200.000
Erreichen Viertelfinale: 10.600.000Erreichen Viertelfinale: 1.800.000
Erreichen Halbfinale: 12.500.000Erreichen Halbfinale: 2.800.000
Zweiter: 15.500.000Zweiter: 4.600.000
Sieger: 20.000.000Sieger: 8.600.000

Europa League muss als Chance verstanden werden

Xavi wusste jedoch, worauf er sich einließ, als er am 6. November von Ronald Koeman übernahm. Ihm war klar, dass es schwierig werden würde, in dieser Saison um Titel zu spielen - besonders in der Königsklasse.
Und so muss die "Strafe" Europa League bei aller verständlichen Enttäuschung vielmehr als Chance verstanden werden. Die Wahrscheinlichkeit, einen Pokal zu gewinnen, hat sich durch den Abstieg in den "Cup der Verlierer", wie Franz Beckenbauer den Wettbewerb einst nannte, zumindest leicht erhöht.
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