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Drei Dinge, die bei Bayern - Heidenheim auffielen: Kovacs Anweisung missachtet

Update 04/04/2019 um 13:18 GMT+2 Uhr

Der FC Bayern München havariert im DFB-Pokal-Viertelfinale beinahe vor eigenem Publikum gegen Zweitligist 1. FC Heidenheim, rettet sich aber irgendwie zu einem 5:4 (1:2) und damit ins Halbfinale. Die Spieler missachten dabei eine explizite Anweisung ihres Trainers Niko Kovac. Und Thomas Müller ist kein Mittelstürmer. Drei Dinge, die uns beim Pokalspiel auffielen.

Trainer Niko Kovac vom FC Bayern München

Fotocredit: Getty Images

Aus der Allianz Arena berichten Victoria Kunzmann und Florian Bogner

1. Im Kopf schon bei Dortmund

Niko Kovac hatte es am Montag auf der Pressekonferenz klar gemacht, dass es da auch ja kein Vertun gäbe: Vor dem Bundesliga-Topspiel gegen Borussia Dortmund müsse man den 1. FC Heidenheim schlagen, komme, was wolle.
Gedanken an den Samstag habe er seinen Spielern explizit in einer Kabinenansprache untersagt. Und dann lieferten seine Spieler doch eine grottenschlechte erste Halbzeit ab.
Nach dem planmäßigen 1:0 durch Leon Goretzka (12.) schaltete Kovacs Elf jedenfalls in einen Laissez-faire-Modus, der dem bis dato eher verunsicherten Zweitligist gar keine andere Wahl ließ, als munter aufs Bayern-Tor zuzuspielen.
Zunächst verschuldete Thiago mit einem abenteuerlich schlechten Querpass die Rote Karte von Niklas Süle (16., nach Videobeweis), anschließend schien keiner der Bayern-Spieler so recht zu wissen, wie man im von Kovac zunächst aufgerufenen 4-2-3(-0)-System die Räume eng halten und dennoch nach vorne kombinieren kann.
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Rot für Niklas Süle im Pokal-Viertelfinale zwischen dem FC Bayern und dem FC Heidenheim

Fotocredit: Getty Images

Die Folge waren reihenweise Konterchancen für Heidenheim, gekrönt durch die Treffer von Robert Glatzel (26.) und Marc Schnatterer (39.) zum zwischenzeitlichen 1:2.
"Wir haben wohl heute gedacht, wir würden locker weiterkommen. Wir waren mit dem Kopf wohl schon beim Samstag", gab Robert Lewandowski nach dem Spiel unumwunden zu: "Aber das geht im Pokal nicht. Um Dortmund zu schlagen, musst du 90 Minuten gut spielen."
In der Halbzeit hätte man dann gerne Mäuschen gespielt und Kovacs Halbzeitansprache gelauscht – laut sei es geworden, sagte Goretzka später.
Mit zwei neuen Offensivkräften und einer Umstellung auf 3-1-3-2 kamen die Bayern jedenfalls wie verwandelt aus der Kabine, konzentrierten sich nun endlich aufs Hier und Jetzt und schossen ein vermeintlich sicheres 4:2 heraus.
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Bayern-Coach Kovac sauer: "Ärgert mich sehr"

Sieg gesichert? Denkste! Denn erneut suchte der Schlendrian die Bayern heim, sorgte für völlige Absenz von Zweikampfhärte und damit Kopfschüttelmomente bei Kovac. Wieder traf Heidenheim doppelt – zweimal durch Glatzel (74./77., Elfmeter).
Und hätte nicht Sven Ulreich gegen den völlig freistehenden Denis Thomalla pariert (81.), hatte die Allianz Arena wohl eine riesige Pokalüberraschung erlebt. So war es Lewandowski vorbehalten, per Elfmeter doch noch den 5:4-Sieg perfekt zu machen (85.).

2. Müller ist kein Mittelstürmer

Nach Pep Guardiola und Carlo Ancelotti musste auch Niko Kovac irgendwann einmal zu der Erkenntnis gelangen: Thomas Müller ist kein Mittelstürmer. War bei Bayern eigentlich spätestens seit dem Champions-League-Viertelfinale 2017 gegen Real Madrid (1:2, 2:4 n.V.) klar, wurde im letzten Winter aber offenbar wieder vergessen, als man Sandro Wagner ersatzlos gehen ließ.
Und so versuchte sich Müller am Mittwochabend zunächst wieder einmal recht erfolglos als Backup für Robert Lewandowski. Der Interimskapitän machte im ersten Durchgang viele Meter, kam aber im Strafraum kaum an den Ball.
Müller verdingte sich als Raumdeuter, stand dafür aber oft bei Flanken schlecht. Er warf sich in Zweikämpfe, prallte aber an den Innenverteidigern ab. Im Ergebnis: Keine Torschussbeteiligung bis zur Pause.
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Müller nach Heidenheim: "Wissen, was wir Samstag zu tun haben"

In der Halbzeit reagierte Kovac, schickte dann doch lieber wieder den leicht kränkelnden Lewandowski ins Sturmzentrum und positionierte Müller im 3-2-3-1 dahinter. Einmal aus dem Fokus der Innenverteidiger, traf dieser prompt auf Vorlage von Lewandowski sehenswert zum 2:2 (53.) und bediente zwei Minuten später Lewandowski zum 3:2.
"Ich weiß noch gar nicht, wo und wie ich es einordnen soll. In der zweiten Halbzeit gab es gute Passagen. Aber dass wir nach 4:2-Führung wieder auf 4:4 gehen, kann uns nicht gefallen", sagte Müller nach der Partie. Und weiter:
Die zweite Halbzeit war grandios. Dass das Spiel dann nochmal kippt, muss man erstmal verdauen. Wir waren am Ende noch da, auch wenn es sich nicht gut anfühlt, dieses 5:4. Das moralische Plus, das wir uns erarbeitet haben, müssen wir jetzt mitnehmen. Wir müssen den Arsch zusammenkneifen und dann den BVB am Wochenende richtig unter Druck setzen und gewinnen.
Das Heidenheim-Spiel gereichte so zu zwei Erkenntnissen: Lewandowski sollte im Bundesliga-Endspurt besser nicht mehr kränkeln. Und die Bayern sollten sich im Sommer nach einem neuen Mittelstürmer als Backup für den Polen umsehen. Denn Müller spielt am besten hinter einer Spitze.
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Sanches spricht über seine Situation bei Bayern München

Fotocredit: SID

3. Watschn für Sanches

Renato Sanches hatte sich neulich über zu wenig Spielzeit beim FC Bayern beschwert und laut über einen Wechsel nachgedacht. Doch selbst gegen den Zweitligisten war für den ehemaligen "Golden Boy" des Weltfußballs kein Platz in der Bayern-Mannschaft.
Von Kovac nicht für die Startelf berücksichtigt, lief das Spiel auch komplett gegen eine Sanches-Einwechslung: Zunächst musste der Bayern-Coach nach der Roten Karte für Süle Jérôme Boateng in die Abwehr einwechseln (24., für Franck Ribéry – der bei der Auswechslung erstaunlich ruhig blieb), zur Pause dann wollte der Coach mit Kingsley Coman und Robert Lewandowski (für Rafinha und James Rodríguez) lieber die Offensive beleben.
Der Trainer erklärt mir nicht, warum ich nicht spiele. Es ist schwierig, sich zu motivieren. Aber das ist Fußball. Wir werden sehen, wie es im Sommer weitergeht.
Was die Frage nach weiteren Einsatzchancen für Sanches und nach der weiteren Verwendung des einstigen 35-Millionen-Euro-Transfers (plus Boni) über die Saison hinaus aufwirft. Eine abermalige Leihe im Sommer wäre denkbar, wenngleich Sanches vom Leihgeschäft mit Swansea City 2017/18 überhaupt nicht profitiert hatte.
Möglich ist aber auch, dass sich Bayern ganz vom 21-Jährigen trennt – dann wahrscheinlich mit ordentlich Verlust.
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"Hätte ihm davon abgeraten": Salihamidzic kritisiert Boateng

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