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Ilkay Gündogan und Emre Can sorgen beim DFB-Spiel gegen Estland für Aufsehen

Patrick Strasser

Update 14/10/2019 um 09:36 GMT+2 Uhr

Die DFB-Elf erinnert mit mauem Spiel an die WM 2018 in Russland. Nach Rekord-Rot für Emre Can trifft Ilkay Gündogan in Estland doppelt, nach dem 3:0 ist man auf Kurs zur EM 2020. Zuvor hatten beide mit einem Like für den türkischen Nationalspieler Cenk Tosun für Aufsehen gesorgt, dieses dann aber zurückgezogen. Bundestrainer Joachim Löw nimmt seine Spieler in Schutz.

Emre Can

Fotocredit: Imago

Ein Rückfall in vergangene Zeiten - spielerisch und abseits des Platzes. Wenigstens hat man sich in beiden Angelegenheiten noch gefangen. Die deutsche Nationalelf konnte nach einer ganz dünnen Leistung in der ersten Halbzeit im EM-Qualifikationsspiel gegen Gastgeber Estland nach der Pause doch noch mit 3:0 gewinnen.
Schadensvermeidung gegen einen Underdog, die Nummer 102 in der Fifa-Weltrangliste.
Überschattet wurde die Partie in Tallinn von einem erneuten politischen Fehltritt. Am Nachmittag herrschte Aufregung im DFB-Lager, weil die türkisch-stämmigen Ilkay Gündogan und Emre Can bei Instagram ein Foto des ehemaligen Frankfurter Bundesliga-Profis Cenk Tosun mit einem Like versehen hatten. Darauf zu sehen: Türkische Nationalspieler beim militärischen Gruß nach Tosuns 1:0-Siegtor gegen Albanien.
Dazu schrieb Tosun: "Für unsere Nation, vor allem für jene, die für unser Land ihr Leben riskieren." Gemeint sind die bei den militärischen Angriffe des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan gegen die Kurden in Nordsyrien involvierten Soldaten. Noch vor dem Anpfiff zogen beide Profis ihre "Likes" wieder zurück. Ausgerechnet jene beiden, die dann auf dem Rasen für sportliche Schlagzeilen sorgten.

Pflichterfüllung mit Handicap

Das 3:0 durch zwei Treffer von Ilkay Gündogan und des eingewechselten Timo Werner war aus der Kategorie Pflichterfüllung – jedoch mit selbstverursachtem Handicap: Über 75 Minuten musste man in Unterzahl gegen leidenschaftlich und aufopferungsvoll kämpfende Gastgeber bestehen. Was bis zur Pause dürftig war.
Kein Spielfluss, keine Ideen, keine Lösungen. Viele Fehlpässe, ungenaues, unsortiertes Gekicke. "Ein schweres Stück Arbeit. Keine Frage, wir mussten uns erstmal fangen", gestand Bundestrainer Joachim Löw hinterher. Und atmete dann durch:
Ich bin saufroh, dass wir es geschafft haben.
Das Rot-Malheur passierte bereits in der 14. Minute: Nach einem unter Druck gespielten, dennoch ziemlich unsauberen Querpass von Bayern-Profi Süle am eigenen Strafraum grätscht Can bei seinem Klärungsversuch Frank Liivak ab. Notbremse.
Und damit schrieb Juventus-Profi Can, früher beim FC Bayern, unfreiwillig Geschichte. Nie zuvor in der deutschen Länderspielhistorie hatte ein DFB-Akteur früher Rot gesehen als der 25-Jährige. Can löste Robert Huth ab, der am 4. Juni 2005 beim 4:1 in Nordirland in der 15. Minute vom Platz geflogen war.
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Und so wurde das Aufeinandertreffen mit Estland plötzlich zum Prüfstein für den durch 13 Ausfälle geschwächten und verjüngten Kader, vor allem angesichts des 8:0 von Mainz, dem Kantersieg im Juni. Während der Reifeprüfung in Tallinn schallten aus der Ecke der deutschen Fans vereinzelte "Jogi raus!"-Rufe durch die "A. Le Coq Arena", wenn auch vielleicht bierselig motiviert.
"In der zweiten Halbzeit haben wir es gut gemacht, haben wir das Tempo angezogen, sind nicht nervös geworden", sagte Löw.
Am Ende war es zufriedenstellend.
Doch da überwog längst das sportpolitische Thema – und erneut stand Gündogan von Manchester City im Mittelpunkt. Vor der WM 2018 hatte er wie Mesut Özil für ein gemeinsamen Fotos mit Erdogan posiert, sich danach von dem Bild distanziert.

Spieler distanzieren sich von Likes

Schnell waren die Nationalspieler mit Rechtfertigungen am Start. "Es war einfach sportlich gemeint, hatte nichts mit Politik zu tun", beteuerte Can, "ich bete selbst jeden Tag, dass auf der Welt Frieden herrscht."
Und Gündogan sagte: "Emre und ich sind beide gegen jeglichen Terror und Krieg. Das war rein als Unterstützung für unseren Freund gedacht, der gerade eine schwierige Zeit bei Everton durchmacht und kaum spielt, und jetzt ein Tor schießt und seine Mannschaft zum Sieg führt."
Löw nahm seine Spieler in Schutz: "Sie haben ihres Likes wieder weggenommen. Man darf sie deswegen nicht an den Pranger stellen. Auf dem Platz hat Ilkay ein klares Statement für Deutschland abgegeben mit seinen zwei Toren und wie er die Mannschaft geführt hat." Die Diskussion um den einen Klick wird ihn und den DFB dennoch weiter begleiten.
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