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FC Bayern München vor Champions-League-Achtelfinale gegen Arsenal: Alles paletti! Oder?

Johannes Mittermeier

Update 13/02/2017 um 17:54 GMT+1 Uhr

Lange her, dass der FC Bayern einen derart biederen Fußball spielte wie momentan. In München vertrauen sie auf Trainer Carlo Ancelotti, den Spezialisten für spezielle Aufträge wie in der Champions League gegen den FC Arsenal. Andererseits diente das späte 2:0 beim FC Ingolstadt 04 als Beleg, dass "Bayern-Dusel" ein Synonym für erzwungenes Glück ist. Nur: Geht das auf Dauer gut?

Carlo Ancelotti und der FC Bayern in Ingolstadt

Fotocredit: Imago

Fan-Foren, Kommentare und besonders Kommentarspalten unter Kommentaren bieten der sozialen Netzgemeinde ein ganz wunderbares Biotop zur Meinungsäußerung. Das ist dann selten sozial, nie repräsentativ und manchmal von erstaunlicher grammatikalischer Gleichgültigkeit - aber halt puristisch, weil unverbogen und echt.
Irgendwann am Samstagnachmittag, als der FC Bayern München beim FC Ingolstadt 04 einen Fußball spielte, der nur im Ansatz an die Schönheit dieser Sportart erinnerte, forderte ein Teil besagter Netzgemeinde die Entlassung von Carlo Ancelotti. Merke: weder sozial noch repräsentativ (aber grammatikalisch einwandfrei, immerhin).
Wissenswert ist nun, dass die Ancelotti-Bayern ihren ersten Verfolger (RB Leipzig) schon wieder um sieben und den natürlichen Fressfeind (Borussia Dortmund) um satte 15 Punkte distanziert haben. Im DFB-Pokal hat derselbe FC Bayern das Viertelfinale erreicht, und in der Champions League beginnt kommende Woche die K.o.-Runde mit dem Achtelfinal-Hinspiel gegen den FC Arsenal.

FC Bayern mit zehn Siegen aus elf Spielen

Trainer Ancelotti soll ein Spezialist für spezielle Aufträge sein, nicht zuletzt deshalb wurde er engagiert. "Wir haben es gut gemacht", sagte er nach der Partie in Ingolstadt, die a) mit einem Bayern-Erfolg und b) ohne seine Entlassung endete.2:0 (0:0) siegte der Rekordmeister, so spät wie schmeichelhaft durch Tore von Arturo Vidal (90. Minute) und Arjen Robben (90.+2).
Damit haben die Ancelotti-Bayern übrigens zehn der vergangenen elf Pflichtspiele gewonnen.
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Der FC Bayern gewinnt durch zwei späte Treffer gegen Ingolstadt

Fotocredit: SID

Weil Leipzig (0:3 gegen den Hamburger SV) und der desolate BVB (1:2 beim SV Darmstadt 98) selbiges nicht behaupten können, bilanzierte Philipp Lahm "ein sehr, sehr schönes Wochenende". Der Arbeitstag sei ja schwer und mühselig und aufwändig gewesen in Ingolstadt, sagte der Bayern-Kapitän:
Dann noch drei Punkte mitzunehmen - da sieht man, was die Mannschaft leistet. Es ist alles auf dem richtigen Weg.
Wie das jetzt zusammenpasst, jene Analyse aus berufenem Munde und die Unzufriedenheit bei Teilen des Bayern-Volks? Diese Frage charakterisiert den Verein in seiner rührselig komplexen Struktur: Alles paletti bei den Ancelotti-Bayern! Oder? Hm.

Warum Rummenigge "total zufrieden" ist

Es ist wohl lange her, dass die Münchner einen derart provinziellen Fußball spielten, nicht nur in der Bundesliga-Provinz Ingolstadt. "Vidal und Robben trafen in der Nachspielzeit, als hießen sie Makaay und Ballack", textete die "Süddeutsche Zeitung" vergangenheitsbewusst, und dann verblüffte Ancelotti, als hieße er Magath. Was Bayern mit Blick auf Arsenal verbessern müsse, wollten sie vom Italiener wissen. Dessen überzeugend klingende Replik: "Nichts."
In den Kommentarspalten wurde diese Ansicht nicht zu einhundert Prozent geteilt.
Carlo knows best. Darauf vertraut zumindest Bayern, für die Ästhetik seien Auswärtsspiele in Ingolstadt ohnehin nicht bestimmt. "Man erwartet immer ein Fußballfest. Aber wir können auf so einem Platz nicht 25 Ballstafetten und total dominantes Kurzpass-Ballbesitzspiel abliefern", sagte Verteidiger Mats Hummels.
Tatsächlich diente der Untergrund kaum als Nährboden für feinchoreographiertes guardiolaeskes Gewusel, weshalb der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge "total zufrieden" war. Es bestünde "kein Anlass, das negativ zu sehen", schließlich habe das Team verdeutlicht, dass es just dann zulegen könne, wenn's wichtig wird: im "entscheidenden Moment".

Müller: "Kein Zufall, dass wir am Ende gewinnen"

Andernorts (etwa in Kommentarspalten) wurde unweigerlich vom Bayern-Dusel gefrotzelt, als Synonym für erzwungenes Glück. Lahm sagte:
Es ist Bayern-Dusel - oder vielleicht Überzeugung.
Gemäß seiner Tonlage: Überzeugung. Für Thomas Müller war's sicher "kein Zufall, dass wir am Ende die Spiele gewinnen". Müller als Vertreter des Mia-san-Mia-Modus, das passte. Das bajuwarischste aller Leitmotive bedeutet nämlich auch: Uns kann keiner was!
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Arturo Vidal (FC Bayern München)

Fotocredit: Imago

Diese Attitüde federt die Zerrissenheit im Bayern-Kosmos ab, ohne sie gänzlich zu eliminieren. Richtig überzeugend lief's eben nicht in den ersten Fußballwochen 2017; spielerisch holpert es vor sich hin, mit unverkennbaren Defiziten. Wie lange Durchschnittsdarbietungen noch im gewünschten Resultat münden? Ancelotti benannte "viel Selbstvertrauen", das ein Last-Second-Sieg beim FCI spendiere, "wichtig ist, dass wir gegen Arsenal denselben Charakter zeigen".
Zur Beruhigung der Lage. Nach zehn Siegen aus elf Spielen. Wenn's den FC Bayern nicht gäbe, wäre er einer Erfindung wert.
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