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Pulverfass Spanien: Alle Augen auf Eisenmann Hierro

VonSID

Publiziert 14/06/2018 um 20:06 GMT+2 Uhr

Bei Titelfavorit Spanien liegen vor dem WM-Auftakt gegen Portugal die Nerven blank. Nach der Blitzscheidung mit der Trainerentlassung von Julen Lopetegui steht Interimscoach Fernando Hierro im Blickpunkt. Der vorherige Sportdirektor muss die direkt im ersten Spiel zu guter Leistung antreiben. Für den als Trainer recht unerfahrenen 50-Jährigen eine schwierige Aufgabe.

Fernando Hierro

Fotocredit: Getty Images

Fernando Hierro winkte kurz in Richtung der wartenden Fans, dann ging es an die Arbeit. Als die "schlimmsten Stunden in der Geschichte der Seleccion" endlich vorüber waren, versuchte Fernando Hierro, den Blick wieder auf das Wesentliche zu lenken.
"Wir haben keine Zeit, uns selbst zu bemitleiden. Wir haben keine Zeit, an etwas anderes zu denken. Unser Ziel ist es, Weltmeister zu werden", sagte der eilig berufene spanische Interimscoach und schob nach seiner Ankunft am Donnerstagabend in Sotschi nach: "Wir sind gut präpariert und topfit. Wir haben vollstes Vertrauen in unser Team."
Der Nachfolger des geschassten Julen Lopetegui gerierte sich vor seinem Debüt als spanischer Cheftrainer als Fels in der Brandung. Und diesen hat die Rote Furie vor dem schweren Auftaktspiel gegen Europameister Portugal mit Superstar Cristiano Ronaldo am Freitag in Sotschi (20.00 Uhr) bitter nötig. Denn die Seleccion gleicht einem Pulverfass.

Brechen alte Wunden wieder auf?

Die Blitzscheidung von Lopetegui nach dem Bekanntwerden seines Wechsels zu Real Madrid, von El Pais als Wurf einer "Handgranate in die Baracken der Nationalelf" bezeichnet, wirkte auch am Donnerstag nach. Aus der Heimat hagelte es Schlagzeilen, Fans und Experten (2010-Weltmeister Xavi: "Keine leichte Situation") sind in großer Sorge. Im Team drohen alte Wunden im Zwist zwischen Spielern von Madrid und Barcelona wieder aufzubrechen.
Man könne über die Entlassung von Lopetegui verschiedener Meinung sein, sagte Kapitän Sergio Ramos 24 Stunden vor dem ersten WM-Spiel vielsagend: "Aber unser gemeinsames Ziel bleibt das gleiche. Wir sind hier, um den WM-Pokal zu holen." Die Turbulenzen der letzten Tage werde die Mannschaft "stärker machen", beteuerte der Real-Star, nachdem er sich tags zuvor noch vehement für eine Weiterbeschäftigung Lopeteguis eingesetzt hatte. Barca-Verteidiger Gerard Pique twitterte demonstrativ: "Alle zusammen. Jetzt mehr denn jemals."
Diesen Lippenbekenntnisse müssen die Stars nun allerdings Taten folgen lassen. Nicht allen Spielern dürfte die Inthronisierung der Real-Legende gefallen. "Jetzt darf man gespannt sein wie Fernando Hierro mit der ganzen Situation umgeht", schrieb die Tageszeitung Sport. Marca bezeichnete die turbulenten Tage als die "Krise von Krasnodar: Die schlimmsten 19 Stunden in der Geschichte der Seleccion. Hierro übernimmt eine Nationalmannschaft, die jetzt Einigkeit braucht."

Hierro kann nur verlieren

Tatsächlich kann Hierro, bisher Sportdirektor der Seleccion, eigentlich nur verlieren. Unter Lopetegui, dem Herz und Hirn der jüngsten Erfolge, blieb Spanien in den vergangenen 20 Spielen ungeschlagen, die WM-Qualifikation war brillant, die Iberer galten im Vorfeld der WM als Titelkandidat.
Doch von der Jagd nach dem verlorenen Pokal spricht kurz vor dem Start kaum noch jemand. "Ich tippe nicht mehr auf Spanien, außer sie machen so etwas Geniales wie Pep Guardiola zu fragen, ob er für ein paar Wochen übernimmt", twitterte Gary Lineker.
Hierro ficht die miese Stimmungslage um den Weltmeister von 2010 zumindest offiziell nicht an. "Alles, was passiert ist in den vergangenen Tagen, taugt nicht als Rechtfertigung für irgendwas", sagte der Eisenmann (Hierro bedeutet auf Deutsch "Eisen") fast ein bisschen trotzig.

"Grünschnabel Hierro"

Und doch schwang ein ordentliches Maß an Erleichterung mit, als die spanische Entourage Krasnodar am Donnerstag verließ und Richtung Sotschi aufbrach. "Wir haben hier eine große Chance. Aber wir haben auch eine große Verantwortung. Das ist meine Botschaft", sagte Hierro. Der Andalusier ist kein Trainer vom Format eines Guardiola, und mit den Erfolgen Lopeteguis kann er sich durch sein einjähriges Engagement als Coach bei Real Oviedo in Spaniens 2. Liga nicht messen.
13 Jahre in der Nationalmannschaft und eine noch längere Ära bei Real Madrid mit dem Gewinn diverser Titel könnten Hierro den nötigen Respekt im Team verschaffen. Ob das reicht, wird sich am Freitagabend zeigen.
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