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WM 2018 - Deutschlands Weltmeister stellen sich nach WM-Blamage - und zeigen Größe

Marc Hlusiak

Publiziert 27/06/2018 um 23:21 GMT+2 Uhr

Das Vorrunden-Aus der deutschen Nationalmannschaft bei der WM 2018 in Russland ist für Verband und Spieler ein Debakel historischen Ausmaßes. Trotzdem sind die ersten Reaktionen der Spieler nach dem Spiel nicht kopflos, sondern bemerkenswert besonnen und selbstkritisch. Vor allem die Weltmeister im Team zeigen Größe in der Niederlage.

Sami Khedira (re.) und Mesut Özil (li.)

Fotocredit: Getty Images

Als der Schlusspfiff in Kasan ertönte, hingen die Köpfe der deutschen Nationalspieler bereits zwischen den Schultern. Langsam watschelte der bruchgelandete Weltmeister vom Feld. Manche Spieler wählten den direkten Weg in die Kabine, andere nahmen mit Tränen in den Augen auf der Ersatzbank Platz.
Der Weltmeister ist ausgeschieden. In der Vorrunde. Als Letzter.

Größe in der Niederlage

Das 0:2 gegen den vermeintlich schwächsten Gegner in Gruppe F war für viele Spieler im Team eine der schmerzlichsten Niederlagen ihrer Karriere. Den unangenehmen Fragen der Journalisten am Spielfeldrand stellten sich anschließend diejenigen, die sich schon vor Turnierbeginn die Anführer-Rolle auf die imaginäre Fahne geschrieben hatten. Sami Khedira, Mats Hummels und Manuel Neuer.
Allesamt Weltmeister von 2014.
"Die Führungsspieler müssen sich zuerst an die eigene Nase fassen", sagte der bei diesem Turnier so sehr kritisierte Khedira und stellte sich damit demonstrativ vor das Team. "Wir haben vor dem Turnier gesagt, dass gerade die Weltmeister das Team tragen und formen müssen", sagte Khedira und fügte an:
Wenn man dann so sang- und klanglos ausscheidet, muss man die Verantwortung dafür übernehmen und ich persönlich bin der erste, der das tut. Es war nicht genug, es tut mir ausgesprochen leid.

Der Teamgeist war/ist intakt

Khedira war einer der ersten, der Verantwortung übernahm. Verantwortung gegenüber den Medien und somit auch dem Zuschauer im heimischen Wohnzimmer, der auf Antworten für das Dilemma wartete.
Oft ist zu beobachten, dass nach großen sportlichen Tiefschlägen der große verbale Rundumschlag folgt. Dass mit dem Finger auf andere gezeigt wird, aus der Emotion heraus der eine oder andere unüberlegte Satz fällt. In der Kasan-Arena passierte das nicht. Keine gegenseitigen Schuldzuweisungen, kein Draufhauen, dafür die ehrliche und selbstkritische Analyse. Indizien für einen intakten Teamgeist.
Aber woran hat es dann gelegen? Mats Hummels beschränkte sich rein aufs Sportliche: "Wir haben unsere Torchancen nicht genutzt, das hat uns das Genick gebrochen", nahm sich dabei selber keineswegs aus:
Den Ball in der 86. muss ich machen.
Noch einmal - wie nach der Auftaktpleite gegen Mexiko (0:1) - öffentlich Kritik an der Mannschaft üben, wollte er nicht:
Wir haben einige Punkte, an denen wir ansetzen müssen, wenn wir uns wieder zusammenfinden. Welche das sind, werde ich öffentlich nicht mehr sagen.

Konsequenzen für Löw?

Die "Möglichkeit, nochmal Geschichte zu schreiben", habe die Mannschaft laut Manuel Neuer durch mangelnde Bereitschaft verspielt. Auch vom Keeper keinerlei Kritik an seinen Vorderleuten, die in drei Gruppenspielen gegen Mexiko, Schweden und Südkorea nur ein einziges Tor aus dem Spiel heraus erzielten (Marco Reus mit dem Knie zum 1:1-Ausgleich gegen Schweden), jedoch an der Einstellung aller Akteure.
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Tief enttäuschte deutsche Nationalspieler

Fotocredit: Getty Images

Joachim Löw, der Weltmeister-Trainer von 2014, reihte sich trotz großer Enttäuschung klar und aufgeräumt in die Riege seiner Vorsprecher ein, versuchte alles auf sich zu laden:
Jetzt muss ich die Verantwortung dafür übernehmen. Der gesamte deutsche Fußball, wir alle haben verloren. Vieles, was wir uns die letzten Jahre aufgebaut haben. Wir waren seit 2004 immer unter den letzten Vier. Wir können uns nur dafür entschuldigen.
Ob diese Entschuldigung auch mit personellen Konsequenzen für ihn selber verbunden ist, ließ er offen.
"Eine Nacht" wolle der 58-Jährige drüber schlafen.
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