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WM 2018: DFB-Team nach Mexiko-Pleite unter Druck - kann Löw auch Krise?

Johannes Mittermeier

Update 19/06/2018 um 15:37 GMT+2 Uhr

Deutschland verpatzt den WM-Auftakt gegen Mexiko, die Gefahr eines frühen Ausscheidens ist reell. Immerhin kennt sich Bundestrainer Joachim Löw mit brenzligen Situationen aus: In schöner schlechter Regelmäßigkeit hatte das DFB-Team bei Turnieren nicht im ersten, wohl aber zweiten Spiel geschwächelt und dann immer gewonnen, wenn es wirklich zählte. Es gibt jedoch Unterschiede zur Vergangenheit.

Joachim Löw bei Deutschland - Mexiko

Fotocredit: Getty Images

Wir sagen es nur mal: Drei der letzten vier Weltmeister schieden beim darauffolgenden WM-Turnier nach der Vorrunde aus. Frankreich 2002, Italien 2010, Spanien 2014.
Und Deutschland 2018?
Das DFB-Team, vor vier Jahren noch Triumphator, erwischte in Russland einen historisch vermasselten Auftakt. Das 0:1 (0:1) gegen Mexiko bedeutete die erste Pleite zum WM-Start seit 1982; damals endete die Reise trotzdem im Finale, es ist also nichts verloren.
Allerdings sendete Deutschland missliche Signale. "Alle sind sehr, sehr geknickt", sagte Bundestrainer Joachim Löw, und Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff ergänzte: "Das ist natürlich ein Zeichen, dass es hier unheimlich schwer ist."

Löw weiß: "Jetzt müssen wir gewinnen"

Immerhin wissen sie um ihre Situation. "Wir müssen jetzt zwei Spiele gewinnen, sonst war's das mit der WM", mahnte Mats Hummels nach einer Partie, die in so vielen Facetten schlecht war, dass man Mühe hat, an eine 180-Grad-Wende zu glauben. Toni Kroos erkannte die Dringlichkeit der Lage: "Wir stehen unter Druck, keine Frage. Wir müssen sechs Punkte holen."
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Deutschland - Mexiko

Fotocredit: Getty Images

In einer derartigen Verfassung ist an eine Titelverteidigung nicht einmal zu denken, sogar der Einzug in die K.o.-Runde steht zur Disposition. Seit 2006 ist Löw als Bundestrainer fürs Gemeinwohl des deutschen Fußballs zuständig, bei jedem Turnier erreichte er zumindest das Halbfinale - und vor allen Dingen verlor er nie ein Eröffnungsspiel.
Der 58-Jährige wirkte nicht aufgekratzt, sondern aufgeräumt, als er sagte:
Für uns ist es eine absolut ungewohnte Situation, aber diese Widerstände müssen wir überwinden. Unsere Mannschaft hat genug Erfahrung, um mit so einer Niederlage umzugehen. Ich bin überzeugt, dass wir eine Reaktion zeigen können. Wir werden wieder aufstehen.
Elementarer Zusatz: "Jetzt müssen wir gewinnen."

Löw kennt brenzlige Situationen bei Turnieren

Es ist ja nicht so, dass Löws Endrunden-Bilanz blitzeblank wäre. In schöner schlechter Regelmäßigkeit hatte Deutschland nicht in der ersten, wohl aber zweiten Gruppenpartie geschwächelt.
  • EM 2008: erst 2:0 vs. Polen, dann 1:2 vs. Kroatien
  • WM 2010: erst 4:0 vs. Australien, dann 0:1 vs. Serbien
  • WM 2014: erst 4:0 vs. Portugal, dann 2:2 vs. Ghana
  • EM 2016: erst 2:0 vs. Ukraine, dann 0:0 vs. Polen
Wie weit kommt Deutschland bei der WM?
Das DFB-Team ist mit Gegenwind vertraut. Und Löw auch. Bisher ging die Rechnung auf, übrigens enthalten Entscheidungsspiele ebenfalls ein Muster. In kitzligen Momenten mutierte Löws Deutschland von Offensiv-Fetischisten zu Pragmatikern, 2008 beim 1:0 vs. Österreich, 2010 beim 1:0 vs. Ghana, 2014 beim 1:0 vs. Amerika und 2016 beim 1:0 vs. Slowakei.
Unterschied zur Vergangenheit: Das Gesamtgefühl ist schlecht. "Am Willen, der Kraft oder der körperlichen Fitness hat's sicherlich nicht gelegen", sagte Löw über die Mexiko-Pleite, die in ihrer Ausgestaltung schon relativ beispiellos war - weil nichts stimmte beim DFB-Team. Rein gar nichts.

Hummels: "Für einen Weckruf war das zu spät"

Der Auftritt war defensiv wirr, offensiv konzeptlos und überhaupt schrecklich behäbig. Hummels' Generalkritik zeigte eine angespannte Arbeitsatmosphäre auf. "Unsere Absicherung ist nicht gut, das muss man ganz klar sagen. Jérôme Boateng und ich stehen da oft alleine - das ist das, was ich intern oft anspreche. Es fruchtet anscheinend nicht so ganz", krakeelte der Bayern-Profi.
Für einen Weckruf war das zu spät. Saudi-Arabien hätte der Weckruf sein müssen.
Den laschen Test hatte das Gros der DFB-Delegation als Lappalie abgetan. Mexiko verdeutlichte, dass die Probleme akut und die Gefahr eines frühen Ausscheidens reell sind.
Kann Weltmeistercoach Löw auch Krise? Genau das muss er nun beweisen.
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