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WM 2018: Frankreich schlägt Argentinien - aber Uruguay wird eine harte Prüfung

Johannes Mittermeier

Update 03/07/2018 um 07:48 GMT+2 Uhr

Frankreich steht nach einem 4:3 über Argentinien im WM-Viertelfinale, besonders Kylian Mbappé begeistert mit An- und Auftritt. Der PSG-Star ist nicht der Einzige, der Argentinien zu einem zweiten Turnierbeginn nutzt. Die behäbig gestartete Équipe Tricolore scheint endlich in Schwung zu kommen. Aber: Das Spiel sendet gleich mehrere Warnungen. Und die wirkliche Reifeprüfung wartet noch.

Olivier Giroud (l.) und Antoine Griezmann bei Frankreich - Argentinien

Fotocredit: Getty Images

Aus moralischer Sicht ist Frankreich der WM-Sieg zu wünschen. Seine gesamte Prämie, so berichtet es "L'Équipe", wolle und werde Kylian Mbappé an "Preiers de Cordees" spenden, eine Wohltätigkeitsorganisation, die Sportveranstaltungen für körperlich behinderte Kinder organisiert.
Holt Frankreich den Titel, soll jeder Spieler rund 432.000 Euro erhalten. Und wenn Mbappé weiter loszieht wie im Achtelfinale gegen Argentinien, als wäre er auf der Jagd oder Flucht oder beides - dann dürfen sich viele Kinder auf viel Geld freuen.
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Frankreich - Argentinien

Fotocredit: Getty Images

In der Heimat ist das Feuer entfacht. "Le Parisien" feiert einen "Ansturm in Überschalltempo", womit Mbappé, 19, hinweggefegt sei über die älteren Herren in Argentiniens Abwehr. So holte er einen Elfmeter heraus, den Antoine Griezmann verwandelte, so schoss er beim 4:3 (1:1) zwei Tore selbst.
Frankreich steht im WM-Viertelfinale. "Wir haben gesagt, dass wir zusammen große Dinge erreichen können", sagte Mbappé. "Bei einer Weltmeisterschaft sind alle Top-Level-Spieler, also ist es eine Gelegenheit zu zeigen, was man drauf hat." England-Legende Gary Lineker verbeugte sich: "Kylian Mbappé wird der nächste Weltstar des Fußballs."

Argentinien scheitert an "großem Gegner"

Der PSG-Star war nicht der Einzige, der Argentinien zu einem zweiten Turnierstart nutzte. Ja, er hatte bereits getroffen in der Vorrunde, trotzdem war Mbappé seltsam gedrosselt herumgecruist, wie ein Sportwagen, dessen Motor wunderbar schnurrt, aber letztlich immer nur an der Ampel aufheult. Pünktlich zum Beginn der K.o.-Runde stieg er aufs Gaspedal.
"Wir sind an einem großen Gegner gescheitert", bedauerte Argentiniens Javier Mascherano, inzwischen eher Modell Trabant; der 34-Jährige beendet seine Auswahlkarriere. Alle vier Schüsse aufs Gehäuse der Argentinier landeten im Netz.
Neben Griezmann und Mbappé war Stuttgarts Benjamin Pavard erfolgreich, bildschön und bedeutsam, sein 2:2 initiierte die Wende in einer Phase, die Argentinien obenauf sah. "Endlich sind diese Blauen irre", kommentiert "So Foot", vergessen scheint der träge Aufgalopp beim 2:1 über Australien, dem 1:0 gegen Peru und dem 0:0 gegen Dänemark.

Frankreich macht es sich unnötig schwer

Nach dem Australien-Spiel war Nationaltrainer Didier Deschamps vom 4-3-3 abgerückt, seitdem ist Ex-BVB-Profi Ousmane Dembélé kein Faktor mehr in der Offensive, die mit Griezmann, Mbappé sowie Olivier Giroud besser harmoniert. Blaise Matuidi (im Viertelfinale gesperrt) fungiert im 4-2-3-1 als Hybrid aus Linksaußen und Achter, Paul Pogba und N'Golo Kanté bilden das zentrale Mittelfeld, Bayerns Corentin Tolisso ist rausrotiert.
"Das Match war nicht leicht, aber sehr hochwertig", sagte Deschamps, dem nicht entgangen war, dass es sich Frankreich unnötig verkomplizierte. "Wir haben es uns etwas schwer gemacht", tadelte er nach seinem 80. Einsatz, der ihn zum neuen Rekordtrainer der Grande Nation erhebt (vor Raymond Domenech, 79 Partien).
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Antoine Griezmann und Didier Deschamps

Fotocredit: Getty Images

Drei Gegentore sind stattlich gegen diese Argentinier, die zwar massig Offensivpower besaßen, aber wenig davon auf den Platz brachten. Frankreich richtete es sich zwischendurch gemütlich ein, ließ das Bällchen zirkulieren, baute Wucht und Druck allerdings eher ab statt auf. Prompt schlug Argentinien zweimal zu.

Uruguay wird Frankreichs Prüfung

Pavards Sonntagsschuss am Samstagnachmittag verhinderte Schlimmeres. "Vorm Turnier wurde ich gefragt, wer herausstechen könnte. Er ist der, den ich genannt habe", erzählt ARD-Experte Thomas Hitzlsperger, der Pavard vom VfB kennt. "Ein hervorragenden Fußballer, klar im Kopf, immer mit einem Lächeln beim Training."
Und nun: Viertelfinale gegen Uruguay, das Europameister Portugal rauswarf (2:1). Frankreichs Devise, den Argentiniern bewusst den Ball zu überlassen, um geschwind zu kontern, wird in dieser Form kaum reproduzierbar sein. Uruguay spielt brutal diszipliniert und giftig und gallig, jedenfalls zupackender als Argentinien. In welche Räume soll Mbappé laufen, wenn es keine Räume gibt? Und den Ball will Uruguay ja gar nicht.
"Schauen wir mal, was jetzt möglich ist. Es wird nicht leicht, aber wir haben das Team, um das Viertelfinale zu überstehen", glaubt Griezmann. Uruguay wird Frankreichs Prüfung.
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