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Auch bei Frauen-WM: Video-Assistent sorgt für Drama, Wut und Diskussionen

Eurosport
VonEurosport

Publiziert 20/06/2019 um 17:03 GMT+2 Uhr

Drama dank Video-Assistent: Schottland scheidet nach der Wiederholung eines Elfmeters in der Nachspielzeit aus. Die neue Richtlinie sorgt für Aufruhr. Nicht nur bei den Schottinnen, sondern die ganze Fußball-Welt ist in Alarmbereitschaft. Ex-National-Torhüterin Nadine Angerer etwa reagierte bei Twitter mit einem sarkastischen Cartoon, einige andere fordern ein Überdenken der Regel.

Auch bei der Frauen-WM gehen die Diskussionen rund um den VAR weiter

Fotocredit: Getty Images

Zum großen WM-Aufregerthema twitterte Nadine Angerer den passenden Cartoon. Darauf zu sehen: Eine Schiedsrichterin, die eine Torhüterin mit Nägeln in die Füße an der Torlinie festhämmert. "Regeln der Zukunft", schrieb die frühere Fußball-Nationaltorhüterin dazu.
Der Anlass? In der dramatischen Schlussphase des finalen Gruppenspiels zwischen Schottland und Argentinien im Pariser Prinzenpark ließ die Unparteiische Ri Hyang-Ok beim Stand von 3:2 einen parierten Foulelfmeter der Südamerikanerinnen wiederholen. Der deutsche Video-Assistent Bastian Dankert hatte die Nordkoreanerin darauf hingewiesen, dass Torhüterin Lee Alexander bei der Ausführung des Strafstoßes, verursacht durch die Ex-Hoffenheimerin Sophie Howard, die Torlinie um wenige Zentimeter verlassen hatte.
Das Ende vom Lied? Florencia Bonsegundo versenkte den zweiten Versuch zum Ausgleich, das Remis nach 3:0-Führung bedeutete das bittere Aus für den WM-Neuling. Es folgten blankes Entsetzen und Tränen bei den Britinnen - zumal trotz langer VAR-Unterbrechung viel zu kurz nachgespielt wurde. Alles dank der Anwendung der neuen Richtlinie der Regelhüter des Weltverbandes FIFA.

"Das ist lächerlich"

Seit dem 1. Juni gilt die eigentlich zum Wohle der Keeper modifizierte Vorschrift, dass im Moment der Ausführung (nur) ein Fuß die Linie berühren muss. Früher waren es beide Füße, doch erst jetzt wird - bei der WM mithilfe der ausschließlich männlichen Schiedsrichter vor den Bildschirmen - genau hingeschaut.
In Frankreich war es nach dem Siegtor der Gastgeberinnen gegen Nigeria (1:0) und dem Führungstreffer von Italien gegen Jamaika (5:1) bereits der dritte Vorfall dieser Art. Experten und Betroffene gehen auf die Barrikaden.
"Lee hat 27 Jahre lang Elfmeter so trainiert und jetzt bei einer WM sagen wir: 'Nein, das geht so nicht, du musst ganz anders trainieren!' Das ist lächerlich", brachte es die schottische Ex-Nationaltorhüterin Gemma Fay bei der "BBC" auf den Punkt. "Ich halte diese konsequente Umsetzung der Regel mit VAR für blanken Unsinn! Es sollte im Ermessen des Schiedsrichterteams bleiben", forderte Ralf Kellermann, sportlicher Leiter der Frauen-Abteilung des VfL Wolfsburg und in seiner aktiven Zeit selbst Torwart, in seiner "kicker"-Kolumne.
Denn: "Es wird im Frauenfußball fast unmöglich, mit dieser Regel noch einen gut platzierten Elfmeter zu halten."

Elfmeterschießen droht zur Farce zu werden

Deutschlands Nummer eins Almuth Schult empfindet die Umsetzung auch deshalb als unangemessen, weil auf zu früh in den Strafraum laufende Spielerinnen deutlich weniger streng geachtet werde. "Deswegen hoffe ich, dass nach dem Turnier über die Auslegung noch einmal nachgedacht wird", sagte die Angerer-Nachfolgerin.
Die Fachleute vom Schiedsrichter-Blog "Collinas Erben" fordern ebenfalls: "Seht darüber hinweg, wenn das zweite Bein einen halben Meter vor der Linie ist. Lasst den VAR nur in krassen Fällen eingreifen."
Zumal der Regelverstoß mit einer Gelben Karte geahndet wird - ein Elfmeterschießen unter diesen Bedingungen dürfte zur Farce werden, wenn eine verwarnte Torhüterin zur Passivität verdammt ist.
(SID)
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