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FC Barcelona: Machtkampf mit Klub-Chef Josep Maria Bartomeu droht

Daniel Rathjen

Update 12/04/2020 um 11:18 GMT+2 Uhr

Beim FC Barcelona tobt ein heftiger Machtkampf, der jede Abteilung im Verein beeinträchtigt. Im Mittelpunkt: Die Machenschaften von Klub-Boss Josep Maria Bartomeu. Dunkle Wolken ziehen über den "Sonnenkönig", während sich die Schlagzeilen in Spanien um Schmutzkampagnen, Rücktritte, Scharmützel und Diffamierungen drehen. Jetzt ist die Lage vollends eskaliert. Eine Bestandsaufnahme.

Camp Nou

Fotocredit: Getty Images

Wie strahlend der Himmel in Barcelona sein kann! Doch wer selbst schon dort war, weiß auch, wie schnell das Wetter umschlagen kann. Dunkle Wolken ziehen dann auf und die schillernde Stadt am Mittelmeer wirkt plötzlich ungemütlich. Das, was beim FC Barcelona derzeit hinter den Kulissen abläuft, ist allerdings nicht nur ein leichter Umschwung. Es ist ein Unwetter, das in der Führungsriege tobt und den gesamten Verein bedroht.
Dissonanzen gab es schon seit geraumer Zeit, allzu glücklich waren die Entscheidungen von Klub-Boss Josep Maria Bartomeu schließlich nicht gewesen - trotz des sportlichen Erfolgs der Fußball-Mannschaft mit ihrem Aushängeschild Lionel Messi.

Bartomeu will mit Titeln abtreten

Bartomeu ist ein Typ der Marke "Sonnenkönig". Zum Ende seiner zweiten und letzten Amtszeit 2021 hätte er gerne, dass alle Profiabteilungen (Fußball, Basketball, Handball, Rollhockey, Futsal) noch mal die Champions League gewinnen. Also hatte er im vergangenen Sommer massiv investiert. Nicht nur für Antoine Griezmann (kam von Atlético Madrid für 120 Millionen Euro Ablöse), sondern auch für NBA-Akteur Nikola Mirotic musste der Verein einen Sonderkredit aufnehmen.
Geschmeckt hat das nicht jedem beim FCB. Ebenso auf Unmut stieß das Vorhaben, das Stadion und die Trainingsstätten für satte 700 Millionen Euro umzubauen. Der Unmut und die Unzufriedenheit gegenüber Bartomeu wuchsen stetig.
Die beiden Vizepräsidenten Emili Rousaud und Enrique Tombas sowie Silvio Elias, Maria Teixidor, Josep Pont und Jordi Clasamiglia begründeten ihren Rücktritt in einem offenen Brief, der am Freitag in verschiedenen Zeitungen erschien.

Dissonanzen im Umgang des Klubs

Der gemeinsame Rücktritt sei einerseits eine Reaktion auf die Mängel bei der Aufarbeitung des sogenannten "Barçagate". Bartomeu soll das Unternehmen "I3 Ventura" für eine Millionensumme beauftragt haben, ehemalige und aktuelle Vereinsmitarbeiter, darunter Superstar Lionel Messi und Ex-Coach Pep Guardiola, gezielt in den sozialen Medien zu diffamieren, um die Vereinsführung in der Öffentlichkeit zu stärken.
Zum anderen berief sich das Sextett auf Dissonanzen im Umgang des Klubs mit der Coronakrise. So hatten die zähen Verhandlungen mit den Profis um einen Gehaltsverzicht hohe Wellen geschlagen, auch in diesem Punkt fühlten sich die Barça-Profis durch die Vereinsführung in ein schlechtes Licht gerückt.
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Josep Maria Bartomeu

Fotocredit: Eurosport

Begonnen hatte die Zuspitzung mit Bartomeus Ankündigung einer "Säuberungswelle". Neben Rousaud drängte Bartomeu intern drei weitere Klubdirektoren zum Verzicht.

Rousaud: Bartomeu misstraute Direktoren

Am Mittwoch noch hatte Rousaud beim Radiosender "Cadena Ser" verraten:
Bartomeu rief mich an und sagte mir, er wolle das Management umbauen, weil er einigen der Direktoren misstraue, mich eingeschlossen.
Dass es letztlich sechs Direktoren wurden und womöglich noch mehr werden, hat Bartomeu jedoch auf dem falschen Fuß erwischt. Es sagt zudem viel aus, dass sich Vorstandssekretärin Maria Teixidor ebenfalls dazu entschloss, den Verein zu verlassen. Sie ist eine clevere Unternehmerin und leitete pikanterweise die Kommission für Transparenz.
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Rousaud sucht sein Heil in der Offensive und gibt momentan bereitwillig Interviews. Er hatte am Freitag öffentlich angedeutet, dass ein ranghoher Funktionär Geld für persönliche Zwecke entwendet habe.
Irgendjemand habe "in die Kasse gegriffen", sagte er in einem Radio-Interview mit "Rac1". Namen nannte er allerdings nicht. Der "Spiegel" berichtete indes, die Vergabekommission sei von der Firma "I3 Ventures" bewusst umgangen worden. Das Unternehmen soll von Bartomeu beauftragt worden und das Honorar von knapp einer Million Euro in kleinere Zahlungen aufgeteilt worden sein, weil alle Ausgaben ab 200.000 Euro durch diese Kommission hätten genehmigt werden müssen.

Rücktritte sind ein Imageproblem

Aktuell durchleuchtet eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft das "Barçagate", die Arbeit steht kurz vor dem Ende. Aber: Vor Veröffentlichung soll ein interner Ausschuss diesen Bericht prüfen. Verständlich, dass Bartomeu gerne eine bessere Kontrolle darüber hätte.
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Bartomeu, beziehungsweise der FCB selbst, reagierte mit Vehemenz auf jeglichen Korruptionsverdacht und behält sich vor, gegebenenfalls ein Strafverfahren einzuleiten.
So oder so bleibt festzuhalten, dass die Rücktritte der Direktoren mehr als nur ein Imageproblem für Bartomeu und den FC Barcelona sind. Der Vorstand wäre aufgelöst, wenn mehr als zwei Drittel zurücktreten oder weniger als fünf Personen verbleiben. Neuwahlen wären unabdingbar. Noch sind dem Präsidenten 13 Mitglieder treu.
Es ist also nicht auszuschließen, dass Bartomeu trotz der Streits und Skandale bis zum Ende seiner Amtszeit bleibt. Ob seine kühne Vision von Triumphen in der Champions League in allen Sportarten aber aufgeht, steht freilich in den Sternen. Und die sind momentan noch von dunklen Wolken verhangen.
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