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Torwart Marc-André ter Stegen muss beim FC Barcelona an Claudio Bravo vorbei

Johannes Mittermeier

Update 16/08/2015 um 18:27 GMT+2 Uhr

Gut genug, um die Champions League zu gewinnen, ist Marc-André ter Stegen. Das hat er in diesem Jahr beim FC Barcelona bewiesen. Die Arbeitsteilung mit Claudio Bravo soll für den Torhüter trotzdem kein Dauerzustand sein. Ter Stegen, der Pokal-Torwart, will endlich auch in der Liga ran. Doch die Aussichten sind überschaubar. Ausgerechnet seine moderne Spielweise könnte ihm zum Verhängnis werden.

Ball und Ziel fest im Blick: Marc-André ter Stegen will die Nummer eins beim FC Barcelona werden

Fotocredit: Imago

Die Sportpresse ist manchmal gemein.
"Ter Stegen besteht in seiner Heimat die Doktorprüfung", dichtete "Marca" am Tag nach Barcelonas Auftritt beim FC Bayern im Mai. Die "Marca" ist ein Blatt aus Madrid, das muss man wissen, um die Dimension der Bewunderung einschätzen zu können.
"Keines der Gegentore war klar sein Fehler, aber verhindert hat er sie eben auch nicht", schrieb die "AS" nun, nachdem ter Stegen mit Barca den europäischen Supercup errang. 5:4 schlug der Champions-League-Sieger den Europa-League-Gewinner FC Sevilla, ein Wahnsinn für die Fans, ein Grauen für jeden Torsteher.
Kurz darauf hagelte es die Gegentore fünf bis acht. Weil das Team diesmal nicht mehr Treffer schoss als es kassierte, verlor Barcelona das Hinspiel um den spanischen Supercup mit 0:4 gegen Athletic Bilbao. Eine Blamage.
Logenplatz am Spielfeldrand
Für ter Stegen kam es noch dicker: Er wagte einen Ausflug vor den Strafraum, seine Kopfballabwehr erreichte Mikel San Jose, der vom Mittelkreis ins verwaiste Gehäuse traf. Es war das 0:1.
Barcas Defensive agierte erneut wie aufgescheucht, trotzdem fiel die Pleite irgendwie auf den Keeper zurück. Da sind die Gazetten gnadenlos. Zumal die Katalanen ihre Chancen auf das zweite "Sextuple" nach 2009 wohl vertan haben.
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Sein größter Fang: Marc-André ter Stegen

Fotocredit: Imago

In der vergangenen Saison durfte sich ter Stegen zwei dieser Triumphe ans Revers heften, in Pokal und Champions League stand er im Tor. Seine Erfahrung in der Primera Division aber beschränkt sich auf Logenplätze vom Spielfeldrand - null Einsätze sind notiert, seit er 2014 für rund zwölf Millionen Euro von Borussia Mönchengladbach verpflichtet wurde.
Hymnen von Messi, Xavi und Schweinsteiger
Durch das Job-Sharing von Barca-Trainer Luis Enrique stieg Claudio Bravo zum Stammkeeper in der Liga auf. Keine befriedigende Situation für den vierfachen deutschen Nationalspieler ter Stegen, trotz der Titel. "Meine Hoffnung ist, als Nummer eins jedes Spiel zu machen", hat er sich im Sommer zu sagen getraut. Dafür kürzte er den Urlaub um elf Tage ein.
Zur selben Zeit gewann Rivale Bravo mit Chile die Copa América, verschwendete jedoch keinen Gedanken an gestraffte Ferien. Stattdessen tönte der 32-Jährige gegenüber einem heimischen Radiosender: "Wenn mir ter Stegen Sorgen bereiten würde, würde ich einen Flieger nehmen und früher nach Barcelona zurückkehren."
Vernimmt man die Elogen, sollte ihm ter Stegen sehr ernsthafte Sorgen bereiten. Lionel Messi betitelte den Deutschen als "tollen Torwart"; Xavi philosophierte, dass er "Barcas Mann für die nächsten 15 Jahre werden" könne; Bastian Schweinsteiger gratulierte ihm, "mit 23 auf so einem Niveau zu spielen. Er hat unglaubliche Fähigkeiten."
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Beim Champions-League-Spiel in München brillierte ter Stegen

Fotocredit: AFP

Schweinsteigers Lob entspringt jenem Abend, an dem ter Stegen laut "Marca" seinen Doktor erwarb. Es war das Halbfinal-Rückspiel der Champions League, und der FC Bayern musste ein 0:3 aufholen. Es gelang auch deshalb nicht, weil ter Stegen mit einer sagenhaften Flugshow brillierte. Barca verlor 2:3, zog dennoch ins Endspiel ein und gewann den Cup gegen Juventus Turin - mit ter Stegen, der gut genug für die "Königsklasse", aber offenbar nicht für die Liga ist.
Modern, offensiv, risikoreich
Uwe Kamps, sein langjähriger Gladbacher Torwarttrainer, hebt die fußballerischen Fertigkeiten hervor: "So beidfüßig wie Marc ist kaum ein anderer Torwart auf der Welt." Ter Stegens Stil steht für Moderne. "Noch neuer als Neuer" nannte es die "Süddeutsche Zeitung" gewitzt.
Die offensive Auslegung wird immer dann zum Problem, wenn die Risiken durchbrechen. Wie neulich in Bilbao.
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Rivale: Claudio Bravo spielt bisher in der Liga

Fotocredit: Imago

"Bravo ist der klassischere Torhüter", meint der spanische Eurosport-Journalist Ivan Castello, das sagt ihnen im Land des Europameisters scheinbar eher zu. Ter Stegen genieße nicht das größte Vertrauen in Spanien, erklärt Castello und wagt eine Prognose für das Supercup-Rückspiel am Montag: "Nach den acht Gegentoren glaubt niemand, dass ter Stegen spielt."
Na Bravo.
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