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Vor dem Clásico: Toni Kroos bei Real Madrid kein Fixstern mehr

Florian Bogner

Update 20/11/2015 um 08:24 GMT+1 Uhr

Was ist los mit Toni Kroos? Vor dem Clásico gegen den FC Barcelona steht der Nationalspieler in Diensten von Real Madrid in der Kritik. Leistungsdaten legen jedoch nahe, dass ihn Rafael Benítez falsch einsetzt.

Toni Kroos wurde in Spanien zuletzt hart kritisiert

Fotocredit: Imago

Weltfußballer wird er nicht, das ist klar. Aber in der Liste der Top 23 nach 2014 zum zweiten Mal in Folge präsent zu sein, das hat schon was. Für Toni Kroos könnte es wahrlich schlechter laufen, als bei Real Madrid auch im zweiten Jahr gesetzt zu sein - allen schlechten Kritiken der letzten Wochen zum Trotz.
Vor dem Clásico gegen den FC Barcelona am Samstag (18.15 Uhr im Liveticker) hat nun auch Real-Ikone Zinédine Zidane im Interview mit der "Sport Bild" die ganz großen Lobeshymnen ausgepackt. "Wir lieben ihn", säuselte Zizou. "Er war lange bei Bayern - und wir hoffen, dass er noch länger bei Real bleibt. Toni ist genau der Spieler, der uns noch gefehlt hat. Er ist perfekt für Real."

Toni Kroos: "Verschollen" in manchen Spielen

Dem entgegen stehen allerdings recht mittelmäßige Leistungen sowie harsche Kritik aus den Medien. Kroos spiele das Spiel einer "Fernbedienung", schrieb die Presse, als "Beamten" titulierten sie ihn, als "Rätsel", sogar als "Schnarchnase". "Verschollen" sei er in manchen Spielen.
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Toni Kroos spielt seit 2014 für Real Madrid

Fotocredit: AFP

Zumindest für seine Trainer ist er das nicht: das verdeutlichen seine Einsatzzeiten. Mehr Minuten als Kroos spielte nämlich nur Cristiano Ronaldo, seit der Deutsche für Real kickt. 5777 Minuten im Real-Trikot, 69 Pflichtspieleinsätze. Egal, ob bei Carlo Ancelotti oder Rafael Benítez: Kroos ist gesetzt.
Er selbst macht sich jedenfalls keinen Kopf. "Ich habe von Anfang an ganz gut Fuß gefasst und bis auf wenige Ausnahmen alle Spiele gemacht in den letzten anderthalb Jahren", sagte Kroos bei "Sport1":
Das ist bei einem Verein wie Real Madrid jetzt auch nicht selbstverständlich. Von daher bin ich absolut zufrieden.
Aber seine Rolle hat sich verändert. Vergangene Saison, da war er der Fixstern - mit kreisenden Planeten um sich herum. In der K.o.-Phase der letztjährigen Champions-League-Saison spielte mal Lucas Silva an seiner Seite, dann Sami Khedira, dann Luca Modric, dann Sergio Ramos, dann Isco. Aber es spielte immer: Toni Kroos.

Nur noch Bindeglied

In der diesjährigen Champions-League-Saison spielte Kroos auch immer. Aber in veränderter Rolle: Unter Rafael Benítez spielt meist Neuzugang Casemiro den defensiveren Part im zentralen Mittelfeld, Kroos ist nur noch Bindeglied, nicht mehr Schaltstation.
Benítez Wunsch: Kroos soll weiter vorne für Akzente sorgen, wie er es bereits beim FC Bayern München gewohnt war - was ihm im Real-Trikot aber offenbar schwerer fällt. Beim 1:0 in der Champions League gegen Paris Saint-Germain war Toni Kroos sogar hinter Cristiano Ronaldo und Jesé der drittoffensivste Real-Spieler, kam so gar nicht ins Kurzpassspiel und in die Zweikämpfe.
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Real Madrid's coach Rafael Benitez (L) speaks with Real Madrid's German midfielder Toni Kroos during the Spanish league football match Club Atletico de Madrid vs Real Madrid CF at the Vicente Calderon stadium in Madrid on October 4, 2015

Fotocredit: AFP

Die kleine Kroos-Krise belegen auch die "Opta"-Daten aus der Liga: In der neuen Rolle führt Kroos diese Spielzeit nicht nur weniger Zweikämpfe, er gewinnt sie auch seltener, nämlich nur noch 51 Prozent im Vergleich zu 59 Prozent in der vergangenen Saison.
Seine Passquote hat dagegen nicht gelitten (über 90 Prozent), ebenso wenig seine Laufbereitschaft (über elf Kilometer pro Spiel). Kroos spielt aber weniger Pässe, erobert deutlich weniger Bälle und wird wesentlich seltener gefoult, was indirekt auch auf eine gewisse Passivität schließen lässt - oder eine falsche Verwendung der Ressource Kroos durch Benítez.
Aberwitzig niedrig ist seither seine Torsucht: ganze zehn (!) Schüsse aufs Tor haben die Statistiker in seinen 46 Primera-División-Spielen notiert. Zwei Treffer sprangen dabei heraus.
Noch lässt ihn Benítez weiter so spielen. Immer, auch wenn er ihm eigentlich ein paar Ruhepausen versprochen hat. "Ich weiß, wie wichtig er für die Mannschaft ist", sagte der Coach neulich.
Wir brauchen einen frischen Kroos, ebenso wie wir einen frischen Modric brauchen.
Die Frage ist nur, ob er den deutschen Nationalspieler richtig einzusetzen weiß.
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