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Ligue 1 | Neymars Tore und Skandale - hat sich PSG verspekuliert?

Sebastian Liggenstorfer

Update 19/05/2019 um 13:25 GMT+2 Uhr

Als Neymar vor fast zwei Jahren von Barcelona für die Rekordablösesumme von 222 Millionen Euro zu PSG wechselte, wollte der Klub mit ihm endlich die Champions League gewinnen. Zwei Saisons und zwei frühe Ausscheiden in Europa später tritt der französische Meister trotz der Millionen-Investitionen auf der Stelle. Der Brasilianer liefert zuletzt mehr Skandale als Erfolge. Hat sich PSG verspekuliert?

Hat sich PSG mit dem Transfer von Neymar verspekuliert?

Fotocredit: Getty Images

PSG gewinnt im Prinzenpark am Samstagabend das letzte Heimspiel mit 4:0 gegen Dijon und feiert den Gewinn der Meisterschaft. Die Spieler jubeln mit dem Pokal - mit dabei auch Neymar. Und das obwohl die Siegerehrung eigentlich ohne den 27-Jährigen hätte stattfinden sollen.
Wegen seines Ausrasters nach dem verlorenen Pokalfinale gegen Stade Rennes wurde er für drei Spiele gesperrt. Laut Regeln des Verbandes hätte er als gesperrter Spieler auch nicht im Innenraum des Stadions sein dürfen. Nun droht ihm deshalb womöglich eine Verlängerung der Sperre, der Verband hat sich dazu noch nicht geäußert.
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So feiert Neymar mit PSG die Meisterschaft

Neymars Skandale und Sonderbehandlungen

Es wäre ein weiterer Rückschlag für den Superstar, der eine schwere Saison mit zahlreichen Verletzungen und Skandalen hinter sich hat. Ende vergangenen Jahres verpasste er wegen Aduktorenbeschwerden fünf Spiele, hinzu verletzte er sich im Januar erneut am Fuß und musste 18 Spiele lang zuschauen, wie seine Mannschaft erneut früh in der Champions League ausschied. Danach leistete er sich auch noch einen üblen Ausrutscher auf Instagram, als er den Schiedsrichter der Partie beleidigte. Dafür wurde er von der UEFA für die ersten drei Gruppenspiele der kommenden Saison gesperrt.
Eurosports französischer Fußball-Experte Vincent Bregevin aus Paris sagte dazu: "Das Blöde für PSG war, dass er sich die letzten zwei Jahre vor der entscheidenden Phase in der Champions League verletzt hatte. Paris hat ihn verpflichtet, um in diesem Wettbewerb den nächsten Schritt zu machen, und er hat in dieser Hinsicht noch nicht bewiesen, dass sein Kauf gerechtfertigt war."
Neymar verbrachte den größten Teil seiner Zwangspause in der Heimat in Brasilien, ein Indiz für spezielle Privilegien, die er bei PSG genießt. Die französische Zeitung "Le Parisien" veröffentlichte vergangene Saison fünf angebliche Sonderrechte im Vertrag des 27-Jährigen. Er soll angeblich rund um die Uhr zwei Physiotherapeuten an seiner Seite haben, die sich nur um ihn kümmern. Zudem soll im Vertrag stehen, dass er weder im Training noch im Spiel Defensivaufgaben erledigen muss. Auch soll es dem Brasilianer erlaubt sein, bei allen Auswärtsfahrten mit seinem eigenen Equipment und privaten Sponsoren zu reisen. Laut seinem Vertrag sollen auch harte Tacklings im Training gegen ihn streng verboten sein und ab dieser Saison durfte er - um Streit zu verhindern anscheinend auch bestimmen - wer Elfmeter schießen darf.
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Neymar und Julian Draxler (PSG)

Fotocredit: Getty Images

Neymars Probleme mit Mitspieler und Trainer

Solche Spezialbehandlungen und vermeindliche Kabinenstreitereien mit Julian Draxler sorgen angeblich für ein schlechtes Klima innerhalb der Mannschaft. Hinzu kritisierte Neymar nach dem verlorenen Pokalfinale gegen Stade Rennes die jungen Spieler im Team: "Nach allem, was ich sehen kann, gibt es junge Spieler, die ein bisschen verloren wirken."
Weiter sagte er:
Sie sollten mehr zuhören und weniger reden. Das ist das, was ich getan habe, als ich jung war. Wir haben erfahrene Spieler, und die haben mehr Respekt verdient.
Dazu meinte Bregevin: "Er hatte nicht unrecht, als er die jungen Spieler kritisierte und die Konfrontation mit Draxler hat der Deutsche gestartet. Es war kein guter Schachzug von ihm, da er sich auf dem Platz versteckt und keine Leistung bringt, deshalb ist er nicht der Richtige, um Neymar zu kritisieren.
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PSG-Star Neymar (li.) mit Trainer Thomas Tuchel (re.)

Fotocredit: Getty Images

Zwischen Trainer Thomas Tuchel und seinem Superstar scheint das Verhältnis zuletzt auch eher angespannt. So sagte der Deutsche nach dem letzten Spiel gegenüber dem französischen Sender "Canal+", angesprochen auf eine mögliche Kapitänsrolle für Neymar: "Wir haben zwei Kapitäne: Thiago Silva und Marquinhos. Das wird sich nicht ändern."
Er ergänzte:
Neymar erfüllt nicht das Anforderungsprofil eines Kapitäns. Er ist ein Anführer mit seiner Technik und Kreativität, aber er ist kein Kapitän mit der Armbinde.

Projekt Neymar gescheitert?

All' diese Nebengeräusche sorgten zuletzt fast für mehr Aufmerksamkeit als seine Bilanz von 51 Toren und 29 Assists in 58 Pflichtspielen seit dem Wechsel aus Barcelona. Zumal nur vier nationale Titel (zweimal Meister, ein Pokalsieg, ein Ligapokal) zur Trophäensammlung hinzu kamen - und in dieser Saison sogar nur ein Titel. Darüber hinaus scheiterte PSG zweimal im Achtelfinale der Königsklasse.
Die großen Investitionen in Neymar und Kylian Mbappé haben auch weitreichende Folgen abseits des Platzes. Wegen Vorgaben des Financial Fairplay muss der französische Serienmeister bis zum 30. Juni Spieler für mindestens 60 Millionen verkaufen. Dies bei einem Kader, der sowieso schon nicht besonders breit bestückt ist. Tuchel beschwerte sich regelmäßig über fehlende Mittelfeldspieler. Die Probleme mit der UEFA wegen des Financial Fairplay und den möglichen Auswirkungen eines Champions-League-Ausschlusses ist ein großer Nachteil im Werben um neue Spieler.
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PSG: Thomas Tuchel gratuliert Neymar nach seinem Dreierpack in der Champions League

Fotocredit: Imago

Nach zwei Jahren scheint sich PSG verspekuliert haben und es bleibt abzuwarten, wie lange es dauert, bis das Projekt Neymar in Paris abgebrochen wird. Wie "Mundo Deportivo" kürzlich berichtete, soll im bis 2022 laufenden Vertrag des 27-Jährigen ab Juni 2020 eine Ausstiegsklausel von 170 Millionen Euro verankert sein.
Für Bregevin ist dennoch klar, dass der Transfer Sinn ergab und es sich gelohnt hat, Neymar zu holen, da er bei Weitem der beste Spieler der Liga sei:
Das Risiko war es Neymar und Mbappé zu holen. Hinzu kam, dass sie viele Mittelfeldspieler gehen ließen und 90 Millionen in Thilo Kehrer und Leandro Paredes investierten.
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