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Stürmer-Check DFB: Petersen, Wagner, Gomez - Wer hat die besten Karten bei Joachim Löw?

Oliver Scheel

Update 20/03/2018 um 08:58 GMT+1 Uhr

Mario Gomez, Sandro Wagner, Timo Werner oder doch die Überraschung Nils Petersen? Das Rennen um die Plätze im DFB-Team für die WM in Russland ist in vollem Gange. Eurosport.de macht den Formcheck für die Stürmer. Wer trifft derzeit am besten, wer fügt sich bedenkenlos ins System, was denkt Trainer Joachim Löw und was sagen die Spieler?

Mario Gomez wird für Timo Werner eingewechselt

Fotocredit: Getty Images

In weniger als 100 Tagen beginnt die WM in Russland. Am 17. Juni wartet mit Mexiko eine hohe Auftakthürde auf den Weltmeister. Wer wird für Deutschland bei der WM stürmen? Für die Testspiele gegen Spanien am 23. März (20.45 Uhr) in Düsseldorf und am 27. März (20.45 Uhr) gegen Brasilien in Berlin sind Mario Gomez, Sandro Wagner und Timo Werner nominiert.
Keiner hat das Ticket für Russland schon in der Tasche und mit Nils Petersen lauert ein weiterer Stürmer auf seine Chance. Eurosport.de macht den Formcheck. Wer trifft momentan, wer hat die besten Karten bei Trainer Joachim Löw und wer darf vielleicht auf den Überraschungseffekt setzen?

Aktuelle Form:

Löw kann aus dem Vollen schöpfen, er hat wirklich die Qual der Wahl. Am vergangenen Wochenende trafen gleich alle vier potenziellen Anwärter.
Petersen und Gomez spielten gegeneinander, dem Freiburger gelang ein Traumtor per gefühlvollem Heber, doch Gomez entschied mit seinen typischen Toren aus dem Strafraum das Spiel zugunsten seines VfB Stuttgart. Seit er das Trikot seiner alten Liebe wieder trägt, läuft es. Sechs Tore in zehn Spielen, dazu zwei Assists - mit Gomez verabschiedete sich der VfB aus der Abstiegszone. In dieser Form klar ein Mann für Jogi Löw.
Timo Werner ist das ohnehin. Der Leipziger traf am Sonntag gegen die Bayern, er hat schon elf Bundesligatore in dieser Saison auf dem Konto. Und obwohl er auch in der Europa League im Dauereinsatz ist, sind seine Sprints nach wie vor unwiderstehlich. Für Werner ist es angesichts der Vielzahl der Spiele kein Problem, mal auf der Bank Platz zu nehmen. Zuletzt hatte er aber erstmals eine echte Torflaute durchleben müssen, gegen die Bayern gelang ihm nach 543 torlosen Minuten endlich wieder ein Treffer. Eine Erlösung.
Sandro Wagner ist auch in guter Form. Er ist mehr als ein Lewandowski-Ersatz in München, das hat er mit seinen vier Toren in acht Einsätzen bewiesen.
Aber: Über all diesen Top-Stürmern thront tatsächlich Nils Petersen. Der Freiburger ist in der Bundesliga mit 13 Toren der erfolgreichste der vier Stürmer. Das macht ihn zu einer echten Alternative.

Wer fügt sich am besten ins System/Team?

Timo Werner ist so etwas wie Löws Musterschüler. Schnell, abschlussstark, er liebt den Weg in die Tiefe und passt daher hervorragend in Löws System. Bleibt er gesund und bleibt er vor allem in Form und weiterhin torgefährlich, dann ist er bei der WM dabei. Werner ist mit seinen 22 Jahren noch jung, für ihn wäre die WM ein Traum. Sicherlich würde er sich auch unterordnen, sollte ihm keine Hauptrolle zugewiesen werden. Das macht ihn umso wertvoller. Denn Gemecker im Kader kann bei einem so wichtigen Turnier dem Team das Genick brechen.
Mario Gomez ist eher der Typ Brecher. Ihn kann Löw gegen tief stehende Gegner oder körperlich robuste Verteidiger gebrauchen. Bei der EM 2016 hatte Gomez einen großen Auftritt gegen Nordirland, als er das 1:0-Siegtor erzielte. Nachher sagte der 32-Jährige, es sei seine Aufgabe gewesen, sich gegen die "beiden Ochsen", also die nordirischen Verteidiger, richtig reinzuhauen. Das könnte Gomez auch im WM-Spiel gegen die Schweden wieder tun. In anderen Partien mit dem Adler auf der Brust hing Gomez aber auch oft in der Luft, wirkte auf dem Feld wie ein Fremdkörper, wenn Toni Kroos, Mesut Özil und Co ihre Ballstafetten spielten.
Das gilt auch für Sandro Wagner, der sich aber etwas besser als Gomez bewegt. Für Wagner spricht zudem die Tor-Quote. Er hat in nur sieben Länderspielen fünfmal getroffen, allerdings nur gegen die nicht gerade als Schwergewichte bekannten Teams aus San Marino (3), Nordirland und Aserbaidschan.
Petersen hat noch kein Länderspiel für die Löw-Elf bestritten, er war aber Führungsspieler bei Olympia 2016 in Rio, als er mit der DFB-Auswahl Silber gewann und in sechs Spielen sechs Tore erzielte. Da zeigte der Torjäger, dass er ein Turnierspieler ist.

Was denkt der Bundestrainer?

Löw ist immer für eine Überraschung gut. Sollte Werner aussortiert werden, wäre das aber schon ein echter Paukenschlag. Werner ist der Stürmer, der Löw in seinem Puzzle lange fehlte. Die Zeit vor ihmr war die Zeit mit der "falschen Neun" und auch mit einigen Enttäuschungen.
Löw hält Werners Spiel für schwer zu verteidigen. Das gefällt dem Trainer, der den Sprinter einst für seinen "brutalen Zug zum Tor" lobte. Aber: Der 58-Jährige will Spieler, die "bedingungslosen Hunger auf Erfolg" haben. Er möchte sehen, wer mit welcher Leidenschaft zu Werke geht. Und wenn Werner da nicht mitzieht, kann es auch für ihn eng werden.
Auch Mario Gomez hat keine Garantie für die Russland-Reise. Begeistert ist Löw bei ihm wie auch bei Sandro Wagner von der Präsenz im Strafraum. Aber ob Löw beide bullige Stürmer mitnimmt? "Warum sollte das keine Variante sein", sagte er am Wochenende, als er in Freiburg Petersen und Gomez im direkten Duell beobachtete. Gegen Wagner spricht die geringe Einsatzzeit bei Bayern München. Gomez hingegen ist beim VfB gesetzt.
Und Petersen? Der wäre ein idealer Ergänzungsspieler. Für ihn wäre die WM-Teilnahme ein echter Traum. Er würde sich bedingungslos unterordnen, ihn kann man als Joker immer bringen. Petersen meckerte sogar in Freiburg nicht, als er von Trainer Christian Streich immer wieder nur als Joker gebracht wurde. Und er zahlte brav zurück - mit Toren. 2006 war die Nominierung von David Odonkor die große Sensation, 2014 durfte Erik Durm mit nach Brasilien. Vielleicht ist Nils Petersen die Überraschung der WM-Nominierung für 2018.

Was sagen die Spieler?

Die Stürmer selbst lassen derzeit ihre Tore sprechen, geben sich betont gelassen und zurückhaltend. Sie wissen, dass das DFB-Trainerteam keine Lautsprecher und Störgeräusche im Team haben will. "Habe ich jemals einen Schlachtruf über die Presse formuliert?", sagte Gomez nach dem Sieg in Freiburg schmunzelnd. Nein, das hält er nicht für nötig. Gomez adelte sogar seinen Konkurrenten Timo Werner. Er werde die nächsten zehn Jahre im Sturm dominieren, sagte Gomez über den zehn Jahre jüngeren Kontrahenten.
Werner genießt jedes Länderspiel und konzentriert sich auf sich. Seine sieben Tore in zehn Spielen sprechen für ihn. Wagner ist da schon etwas redseliger. Er hält sich für den besten deutschen Stürmer und tat dies auch schon häufiger kund. Er stehe "natürlich" zur Verfügung und würde seine Teilnahme dem Bundestrainer empfehlen. Aber grundsätzlich müsse "der Trainer die Entscheidung treffen. Er hat ja genug Erfahrung", wie er einmal der "Bild" sagte.
Und Petersen? Der gibt sich still und bescheiden. "Nein, ich habe keine Chance zur WM zu fahren. Die Nationalmannschaft ist eine eingespielte Truppe, in der Spieler super funktionieren", sagte er im Februar zu "t-online.de". Aber hat er wirklich keine Chance? "Ich würde niemals irgendwelche Forderungen stellen", sagte er in einem Interview mit "Amazon Music". Solche Typen mag Löw. Nicht auszuschließen, dass der Freiburger Löw den Freiburger Petersen als Joker mitnimmt.
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