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Sigi-Heinrich-Blog | Absteigen, bitte! Die Nationalelf muss vom hohen Ross

Sigi Heinrich

Update 15/11/2018 um 08:46 GMT+1 Uhr

Der neue Verhaltenscodex der deutschen Nationalmannschaft ist ein Schritt in die richtige Richtung, behandelt aber Dinge, die eigentlich selbstverständlich sein sollten, schreibt Sigi Heinrich in seinem Blog über die neue Charmeoffensive des DFB-Teams. Der erste Versuch, den Fans näher zu kommen, geht in einer Leipziger Schule eher holprig über die Bühne.

Frankreich vs. Deutschland

Fotocredit: Getty Images

Na, wer sagt's denn. Volles Haus. Die deutschen Auswahlkicker sind ja doch noch eine Zugnummer. Allerdings – und das sind klare Reaktionen aus dem Pleiten- und Pannenjahr 2018 - nicht so sehr für die Kernkompetenz, dem Spiel an sich. Denn für das Match gegen Russland in Leipzig sind noch jede Menge Karten verfügbar. Wer also will ...
Dafür war kein Stuhl mehr frei in der Aula der Leipziger Oberschule, als sich die Jugend aus dem Löw-Kader den frischen Fragen der Schüler stellte. Drei, die noch gar nicht so lange von der Schulbank weg sind, wurden zum Nachsitzen beordert. Schließlich gab es zuletzt keine allzu guten Noten.
Sogar die Versetzung ist in Gefahr. Leroy Sané, Julian Brandt und Timo Werner, alle drei 22 Jahre alt, schulterten ihren Ranzen. Und damit die Youngster auch alles richtig machen, begleitete sie Manuel Neuer. Oberlehrer Oliver Bierhoff war als Aufpasser dabei.

Vom hohen Ross zum Fußvolk

Die deutschen Fußballer steigen vermutlich ab. Oder eher jetzt erst mal runter. Vom hohen Ross nämlich, auf dem sie arrogant und fern vom Volk über die Fußballfelder geritten sind. Einem Ritter gleich, der mit Schild und Lanze bewaffnet den Feind ins Visier nimmt.
Blöd bloß, dass die DFB-Elf dem Feind nicht trotzen konnte und mehrmals vom Pferd fiel, um im Bild zu bleiben.
Es hat lange, fast zu lange gedauert, ehe man erkannt hat, dass es vielleicht besser ist, sich wieder mit dem Fußvolk zu verbinden, um gemeinsam zu marschieren. Die Aula der 94. Oberschule war ein guter Platz für einen Neuanfang, für eine Charmeoffensive.

Ein bisschen mehr wäre drin gewesen

Frisch und wohltuend waren die Fragen der Schüler. Sie hakten nach. Für das Quartett von Joachim Löw gab es kein Entrinnen. Die Leipziger Pennäler stürmen flott nach vorne. Und siehe da: Die deutschen Fußballspieler umwehte ein Hauch von Bescheidenheit.
Allerdings: Perfekt war es nicht, denn für ein paar Autogramme mehr hätten sich die Kicker schon noch Zeit nehmen können und ein paar Freikarten für das Spiel gegen Russland hätten einen wahrlich bleibenden und guten Eindruck hinterlassen.
Immerhin besuchte die Nationalmannschaft noch einige Sportvereine der Region und stellte sich tatsächlich dem normalen Sportleben in diesem Land.

Neue Benimmregeln für die Wohlfühloase

Ein Rückschritt, der ein Fortschritt war. Aber damit soll es nicht enden, denn jetzt schwören sich die Herren Millionäre auch noch ein wie Pfadfinder vor dem Sommercamp.
Ein Verhaltens-Codex soll das Miteinander erleichtern. Keine Handys mehr beim gemeinsamen Essen, keine Grüppchen-Bildung mehr. Als Ersatz stellte ich mir schöne Gespräche vor, nicht nur über Fußball, Tipp-Kick-Wettkämpfe und gemeinsame Gesellschaftsspiele.
Romantisch wird das. Die Nationalmannschaft lockt mit dem Angebot einer Wohlfühloase. Jeder liebt jeden. Ganz besonders die Abwehrspieler ihre vor ihnen postieren Mittelfeldakteure. Diese wiederum lieben ihre Stürmer, die dafür auch mal vor dem eigenen Strafraum aushelfen.
Und um Löw und Bierhoff weht der zarte Schleier eines Heiligenscheins.
Traurig ist dabei nur, dass es Benimmregeln gibt für Dinge, die selbstverständlich sein sollten. Aber in diesem Fall ist die Nationalmannschaft auch nur ein Spiegel der Gesellschaft.
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