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Gonzalo Castro wartet auf Chance im DFB-Team unter Joachim Löw - Thomas Tuchel fassungslos

Florian Bogner

Update 30/09/2016 um 15:05 GMT+2 Uhr

Gonzalo Castro hat sich mit hervorragenden Leistungen für die Nationalmannschaft empfohlen. Nominiert wird er dennoch nicht. Seinen Trainer von Borussia Dortmund, Thomas Tuchel, macht das richtiggehend fassungslos. "Ich bin zu hundert Prozent davon ausgegangen, dass Gonzo nominiert wird", sagte er am Freitag - und setzte zu einer wahren Lobeshymne an.

Gonzalo Castro von Borussia Dortmund fällt erstmal verletzt aus

Fotocredit: Imago

Am 21. November 2007 spielte er für Deutschland beim 0:0 in Frankfurt gegen Wales 57 Minuten lang. Tim Borowski zog damals die Fäden im Mittelfeld, Jens Lehmann stand im Tor. Es war eine andere Zeit.
Die Menschen standen Schlange für das erste iPhone, der VfB Stuttgart war deutscher Meister, Barack Obama noch nicht mal im Amt.
Fast neun Jahre danach ist das Thema plötzlich wieder akut. Gonzalo Castro hat sich mit hervorragenden Leistungen bei Borussia Dortmund empfohlen, Bundestrainer Joachim Löw kam am Dienstagabend persönlich vorbei, um ihn gegen Real Madrid (2:2) zu begutachten. Er lobte Castro überschwänglich. Aber auch am Freitagmittag fehlte der Name Gonzalo Castro wieder auf der Nominierungsliste - wie immer seit jenem trüben Novembertag.

Tuchel versteht Nicht-Nominierung nicht

Eine Tatsache, die BVB-Trainer Thomas Tuchel gar nicht verstehen kann. Tuchel am Freitag entgeistert:
Ich bin zu hundert Prozent davon ausgegangen, dass Gonzo nominiert wird. Weil die Leistungen jetzt seit so langer Zeit auf so hohem Niveau so herausragend gut sind, dass ich mir komplett sicher war. Das jetzt so zu hören, ist eine große Enttäuschung.
Der BVB-Coach lobte Castro über den grünen Klee, machte ihn so dem Bundestrainer weiter schmackhaft. Der Deutsch-Spanier sei "ein ganz wichtiger Spieler" für Dortmund geworden. "Alle wollen gerne mit ihm zusammenspielen, weil er diesen unglaublichen Fleiß hat, sich hundertprozentig in alle defensiven Abläufe einzubringen. Er hat auch die Qualität, offensiv die entscheidenden Dinge für uns zu tun."

Gonzalo Castro beim BVB sehr beliebt

Castro sei in Tuchels Kader "sehr beliebt", weil der 29-Jährige "er eine große Empathie hat, weil er eine unglaubliche Ruhe ausstrahlt und das mit ganz viel Qualität verbindet. Deshalb ist er menschlich sehr beliebt, alle haben einen engen Draht zu ihm."
Den Stammspieler-Status, den Castro jetzt habe, habe "er sich selbst verdient. Er hat hart dafür gearbeitet. Sehr, sehr bemerkenswert. Es ist großartig, sein Trainer zu sein", lobte Tuchel weiter, wurde sogar richtig euphorisch:
Er ist wahnsinnig professionell. Es ist ein Traum, einen solch belastbaren Spieler zu haben, der immer zur Verfügung steht und diese Belastungen auch verträgt. Ein Training ohne Gonzo - da kann man sich gar nicht mehr dran erinnern. Er ist auch ein guter Joker.
Castro selbst gab sich zuletzt immer zurückhaltend. "Ich versuche stets, mein Bestes zu geben. Aber wenn es nicht reicht, dann reicht's nicht", sagte der 29-Jährige. Die Hoffnung hat er niemals aufgegeben: "Klar wäre es schön, noch mal eingeladen zu werden. Das wäre etwas Großes."

Zahlen sprechen für sich

Nun kamen wieder Fragen auf: Gibt es etwas zwischen Gonzalo Castro und dem Bundestrainer, das zur Missachtung führen könnte? "Nein, da war nichts", beteuerte der Mittelfeldspieler im Interview mit dem "Express" am Freitag. Vor einigen Jahren hat Castro zwar Löw nahegelegt, mehr nach Leistung zu nominieren - aber da war er ohnehin schon lange draußen.
Seine BVB-Renaissance hängt mit seinem Wechsel von der Außenbahn ins Mittelfeld zusammen. "Früher, als Rechtsverteidiger, war die Außenlinie mein stärkster Gegner. Jetzt, im Mittelfeld, fühle ich mich viel freier. Ich habe viele Ballkontakte, kann dem Spiel meinen Stempel aufsdrücken", sagt Castro.
Wenn man auf die Scorerliste schaue, in der er sich mit drei Toren und sechs Vorlagen in neun Pflichtspielen verewigt hat, ließe sich vom besten Gonzalo Castro jemals sprechen. Aber, sagt er: "Ich würde mich nie selbst bewerten." Die Zahlen sprechen auch für sich: In 25 Bundesliga-Spielen der vergangenen Saison waren es drei Tore und sieben Vorlagen.

Eine andere Zeit

Die Liste von Castros Fürsprechern jedenfalls ist lang, vor dem Duell bei Bayer Leverkusen am Samstag (18.30 Uhr im Ticker) auch im Lager des Gegners. "Er bestätigt seine überragenden Qualitäten. Warum sollte er nicht sein Comeback geben?", fragt Bayer-Sportdirektor Rudi Völler: "Es ist auch immer eine Frage der Alternativen."
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Die gibt es in der Nationalmannschaft allerdings reichlich. Ironischerweise wäre seine größte Chance wohl derzeit die Rechtsverteidigerposition - doch die zu verlassen, hat den stets bescheidenen und höflichen Routinier ja so stark gemacht.
"Gonzalo ist ein unglaublich guter und intelligenter Fußballer", sagt BVB-Sportdirektor Michael Zorc. "Er war früher schon mal dabei und hätte es auf Grund seiner Leistungen eigentlich verdient, nominiert zu werden."
Castros nächste Chance, in die Nationalmannschaft berufen zu werden, wird nun der 11. November sein: das WM-Qualifikationsspiel in San Marino. Drei Tage zuvor wird Obamas Nachfolger gewählt, der VfB Stuttgart spielt in der 2. Liga. Es gibt das iPhone 7. Es ist eine andere Zeit.
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