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WM 2022: Wer ist Flitzer Mario Ferri? Der Mann mit Regenbogenfahne und sein "Last Dance" auf einem Spielfeld

Eurosport
VonEurosport

Update 30/11/2022 um 07:39 GMT+1 Uhr

Der Regenbogen-Flitzer aus dem WM-Spiel zwischen Portugal und Uruguay (2:0) ist wieder auf freiem Fuß. Der Italiener sei nach kurzem Arrest am Dienstagvormittag in Katar freigelassen worden, teilte das italienische Außenministerium mit. Weitere Konsequenzen muss Mario Ferri offenbar nicht befürchten. Der 35-Jährige war schon mehrfach bei früheren WM-Spielen als Flitzer auf den Platz gestürmt.

WM-Flitzer Mario Ferri stürmt Platz mit Regenbogenfahne

"Das Außenministerium hat den Fall zusammen mit der italienischen Botschaft in Doha verfolgt", teilte das Ministerium der Nachrichtenagentur "AFP" mit, ohne weitere Angaben zum Aufenthaltsort des Mannes zu machen: "Nach einem kurzen Arrest wurde der Mann von den Behörden ohne weitere Konsequenzen freigelassen."
Ferri war zu Beginn der zweiten Halbzeit auf das Spielfeld gerannt und befand sich etwa 30 Sekunden auf dem Rasen, bevor er von Sicherheitsleuten abgeführt wurde. Neben einer Regenbogenflagge trug er ein T-Shirt mit dem Schriftzug "Save Ukraine" ("Rettet die Ukraine") auf der Vorder- und "Respect for Iranian Woman" ("Respekt für iranische Frauen") auf der Rückseite.
Ferri selbst meldete sich nach zwölf Stunden bangen Wartens. "Ich bin frei, und es gibt keine rechtlichen Folgen für mich", schrieb der erleichterte Regenbogen-Flitzer Mario Ferri nach einer Nacht in katarischem Gewahrsam bei Instagram: "Ich danke allen für die Botschaften, die mich aus der ganzen Welt, dem Iran und der Ukraine erreicht haben."
"Wir alle haben seine Botschaft verstanden, die ganze Welt hat sie verstanden", sagte Portugals Nationalspieler Ruben Neves nach der Partie: "Ich hoffe, dem Jungen passiert nichts." Die Hoffnung erfüllte sich - wohl auch, weil Italiens Politik den Fall verfolgte.

Flitzer Ferri fordert: "Welt muss sich verändern"

"Die Welt muss sich verändern. Wir können es gemeinsam mit starken Gesten tun, die von Herzen kommen, mit Mut", schrieb er und fügte an: "Die Regeln zu brechen, wenn du es für einen guten Zweck tust, ist nie ein Verbrechen."
Das Turnier in Katar ist vor allem wegen der Lage der Menschenrechte in dem Golfemirat das umstrittenste in der Geschichte der Fußball-Weltmeisterschaften. Unter anderem ist Homosexualität in Katar unter Strafe gestellt.

Ferri flitzte auch bei Deutschland-Spiel

Mut kann dem 35-Jährigen, der in seiner Heimat als "Der Falke" bekannt ist, wahrlich nicht abgesprochen werden: 2010 war Ferri in Abu Dhabi verhaftet worden, als er beim Finale der Klub-WM den Rasen stürmte - mit der Botschaft "Free Sakineh" auf dem Shirt, in Anlehnung an eine iranische Frau, der die Todesstrafe durch Steinigung drohte.
Seinerzeit versuchte er an Bord eines Kreuzfahrtschiffes der Polizei zu entwischen, verbrachte dann aber "einen Tag in Gewahrsam mit Händen und Füßen in Ketten", wie er schilderte.
Während der WM 2010 in Südafrika stürmte er das Spielfeld beim Halbfinale zwischen Deutschland und Spanien, möglich wurde das durch einen Trick: "Ich hatte die Akkreditierung eines Fotografen genommen", verriet er später.
Flitzer Mario Ferri im WM-Halbfinale 2010 zwischen Deutschland und Spanien

Flitzer auch schon bei WM 2014 auf dem Platz

Auch bei der WM 2014 in Brasilien rannte er während der Achtelfinalpartie zwischen Belgien und den USA auf den Rasen, auf seinem Superman-Shirt stand die Botschaft "Rettet die Kinder der Favelas" und eine Erinnerung an den kurz zuvor bei Ausschreitungen in Rom umgekommenen italienischen Fan Ciro Esposito.
Um die Ordner zu täuschen, gab sich Ferri dabei diesmal als Rollstuhlfahrer aus, um möglichst nah an den Spielfeldrand zu gelangen und von dort zu seiner Aktion zu starten.
Sein Markenzeichen bei allen spektakulären Aktionen, die sich längst nicht nur auf internationale Partien beschränkten: Ein Superman-Shirt. Eigentlich wollte er bei seinen Auftritten am liebsten ein Nationalmannschaftstrikot seines Idols Antonio Cassano ragen, doch das konnte er seinerzeit nicht auftreiben - also griff er zum blauen Leibchen des Comic-Helden.
Mario Ferri
Seitdem hat der in Montesilvano in der Provinz Pescara geborene Ferri Dutzende Male Arenen weltweit zu seiner Bühne gemacht. Im brachten seine Einsätze Berühmtheit und Jobs, so verdient er neben seiner bescheidenen Fußballkarriere inzwischen auch stattliche Summen mit Veranstaltungen, als Restaurantbesitzer und "als Art Director in Diskotheken".

Flitzer Ferri: Ex-Fußballer und Helfer auf der Flucht

Denn Ferri ist mehr als ein Serienflitzer: Als Fußballer lief er erst vor wenigen Monaten für die Mannschaft SP Tre Fiori aus San Marino in der Qualifikation zur Europa Conference League auf, auch beim indischen Zweitligisten United Sports Club stand er unter Vertrag. Als im Frühjahr der Ukraine-Krieg ausbrach, kehrte er nach Europa zurück und half Frauen und Kindern bei der Flucht.
"Einmal habe ich eine Frau mit ihrem kleinen Sohn nach Polen gebracht. Als wir an der Grenze waren, habe ich entschieden, einfach bis nach Warschau zu fahren. Ich saß 15 Stunden am Steuer, zehn davon standen wir im Stau", sagte er im März dem TV-Konzern CBS: "Ich bezahle dann alles und möchte nichts zurück."
Zurücklehnen ist eben nichts für Mario Ferri, den "Falken". Schon gar nicht in einem Fußball-Stadion. Doch mit dem Flitzen soll nun erst einmal Schluss sein. "Ich werde meinen Auftritt 'The Last Dance' nennen", schrieb er: "Das war mein letzter Lauf auf einem Spielfeld."
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(mit SID)
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