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Handball-WM | Christian Prokop 2.0: Vom Buhmann zum Hoffnungsträger

VonSID

Update 17/01/2019 um 12:13 GMT+1 Uhr

Vom Buhmann zum Hoffnungsträger: Vor neun Monaten noch fast gefeuert, hat Christian Prokop bei der Heim-WM mit neuer Lockerheit eine Handball-Euphorie entfacht. Der Bundestrainer zeigt sich in seinen Einsätzen sehr fokussiert, aber gleichzeitig nicht nervös. Zwischen Trainer und Mannschaft hat sich die Stimmung ganz offensichtlich verbessert.

Begeistert: Christian Prokop

Fotocredit: SID

Die Fans in der Arena brüllen seinen Namen, Kinder fragen nach Autogrammen und Selfies - und die Mannschaft preist den neuen Teamgeist: Bundestrainer Christian Prokop erlebt zurzeit die schönsten Tage seiner knapp zweijährigen Amtszeit. Der 40-Jährige, vor einem Jahr noch Buhmann der Handball-Nation, hat mit seinem Team eine neue Euphorie entfacht.
"Das merkt man, wenn man hier zum Presseraum kommt, wie einem die Zuschauer danken auf dem Weg", sagte Prokop in der Pressekonferenz nach dem Punktgewinn gegen Weltmeister Frankreich. Nach schwierigen Wochen und Monaten will der gebürtige Köthener die deutschen Handballer zur ersehnten Medaille führen - und sich damit endgültig aus der Schusslinie bringen.
"Das ist der Christian Prokop, den ich kenne und den wir verpflichtet haben", sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning und stellte seinem leitenden Angestellten vor Beginn der Hauptrunde ein sehr gutes WM-Zeugnis aus. Prokop habe sich in den vergangenen Monaten enorm bewegt und so die Mannschaft nach dem schmachvollen EM-Aus wieder hinter sich versammelt. "Am meisten lernst du, wenn du am Boden liegst", sagt Hanning rückblickend.

Neues Bild von Prokop

Tatsächlich zeichnen die Tage der WM-Vorrunde von Berlin ein neues Bild von Prokop. Im Vergleich zu seinem ersten Turnier wirkt der 40-Jährige wie ausgewechselt, tritt selbstbewusst auf, locker und kommunikativ. Hier und da bringt Prokop sogar ein Späßchen unter. Prokop 2.0 möchte man sagen. "Gefühlt ist die Stimmung im Team so gut wie noch nie", sagt Kreisläufer Patrick Wiencek.
Prokop und Mannschaft ziehen in den Tagen der Heim-WM deutlich sichtbar an einem Strang. Die Beziehung, die in Kroatien so unheilvoll begann, hat sich entwickelt und ist inzwischen von gegenseitigem Vertrauen geprägt. Sinnbildlich steht seine kurze Ansprache während eines Timeouts gegen Brasilien, in der sich Prokop mit den Worten "Paul kommt rein, was wollt ihr spielen?" ans Team richtete. Regisseur Martin Strobel gab anschließend den Spielzug vor - dies wäre vor einem Jahr undenkbar gewesen.
Auch in kritischen Momenten, wie es sie bei den Handball-Krimis gegen Russland (22:22) und Frankreich (25:25) beileibe zur Genüge gab, zeigten sich keine Anzeichen (mehr) von den viel diskutierten Dissonanzen, die es bei Prokops erstem Turnier als DHB-Coach noch gegeben hatte. Prokops Ansprache an die Mannschaft wirkt unaufgeregter, sein öffentliches Auftreten ist deutlich souveräner.

Prokop ist "sehr fokussiert"

Für die nicht zu übersehende Klima-Erwärmung im Team hat der DHB-Coach einiges getan. Prokop, in der Szene als detailverliebter Handball-Professor mit Hang zum Perfektionismus von vielen geschätzt, von einigen belächelt, zeigte sich bei der Aufarbeitung des EM-Debakels sehr selbstkritisch. Er holte sich vor der WM Rat von Weltmeister-Trainer Heiner Brand, außerdem arbeitet er mit einem Mentalcoach zusammen.
"Ich erlebe ihn sehr fokussiert und souverän", sagte Torhüter Andreas Wolff unmittelbar vor dem Turnier, "aber gleichzeitig nicht nervös." Genau das strahlte Prokop auch in der ersten WM-Woche aus.
Hinter Prokop, vom Verband als "Wunschtrainer" gepriesen und als Nachfolger von Goldschmied Dagur Sigurdsson mit einem Vertrag bis 2022 ausgestattet, liegt eine aufregende erste Zeit als DHB-Coach. Nach seiner Inthronisierung im Frühjahr 2017 wurde er als "Nagelsmann des Handballs" gefeiert, ehe er nach der EM auf der Kippe stand und erst nach einer außerordentlichen Präsidiumssitzung am 19. Februar, über drei Wochen nach dem Turnier, das Vertrauen ausgesprochen bekam.
Eine Verbandsentscheidung, die sich nun auszahlen könnte.
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