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Sigi-Heinrich-Blog: Diese Medaillen holen unsere Leichtathleten bei EM in Berlin

Sigi Heinrich

Update 06/08/2018 um 11:06 GMT+2 Uhr

In Glasgow und Berlin finden die European Championships 2018 statt, die besten Leichtathleten tragen ihre EM in der deutschen Hauptstadt aus. Europaspiele also, eine schöne Idee, findet Eurosport-Blogger Sigi Heinrich. Nie zuvor in der Geschichte hat der Deutsche Leichtathletik-Verband ein derart großes Team nominiert. Grund genug, um auf die Medaillenchanen zu tippn - natürlich ohne Gewähr.

Gina Lückenkemper bei der Leichtathletik-WM

Fotocredit: Imago

Der Blick ist frei. In jeder Hinsicht und an allen Wettkampfstätten. Kein unbesiegbarer Chinese steht bei den Wasserspringern auf der Plattform. Auch die Turner haben freie Bahn an Reck und Barren. Keine US-Amerikaner oder Japaner sind dabei. Die den Schwimmern pflügt kein Australier durch das Becken. Und erst die Leichtathleten. Nirgends sind schnelle Läufer oder Läuferinnen aus den USA oder der Karibik zu sehen.
Auch auf den Mittelstrecken heißt das Motto: Die Schnellsten fehlen. Keine Kenianer oder Äthiopier sind am Start. Fast keine jedenfalls, denn es gibt ja doch mittlerweile ziemlich viele, die Medaillen für einen europäischen Staat holen können. Das freilich lassen wir jetzt mal beiseite und freuen uns, dass wir als Europäer jetzt wenigstens sportlich so richtig im Mittelpunkt stehen, und dass wir Europäer uns dieses große sportliche Festival auch nicht von anderen vermiesen lassen werden.

König Fußball Paroli bieten

Europaspiele. Eine schöne Idee, längst überfällig und passt auch gut zu uns, zu Eurosport, weshalb wir schon angefangen haben, die ersten Wettkämpfe zu zeigen. Radsport und Rudern aus Glasgow etwa, wo die Mehrzahl der Sportarten ab sofort ihre Europameister ermittelt.
Die andere Destination, wie man das neudeutsch so schön sagen kann, heißt Berlin. In der deutschen Hauptstadt treffen sich die besten Leichtathleten des alten Kontinents auf der immer noch frischen blauen Bahn, auf der dereinst vor neun Jahren ein Jamaikaner Weltrekorde lief, die vermutlich noch Bestand haben, wenn der neue Berliner Flughafen eröffnet wird. Also so um die Mitte dieses Jahrhunderts. (Zum Glück musste man in Berlin für die Titelkämpfe kein neues Stadion bauen...)
Endlich einmal, so jubeln die Sportverbände, können sie sich kompakt präsentieren und dadurch dem Fußball Paroli bieten. Es liegt in der Natur derjenigen, die meist in die Ecke gedrängt werden, dass sie bei erstbester Gelegenheit etwas übertreiben, wenn sie mal kurz ein wenig Luft schnuppern dürfen. Denn natürlich bleibt König Fußball hierzulande trotz der Europaspiele der Regent der Einschaltquoten.

DSV-Leichtathleten mit großem Team

Immerhin: Man wehrt sich. Die Leichtathleten gar mit einem extrem großen Team. 128, auch weil man wohl weiß, dass die Leichtathletik unter all den derzeit ausgetragenen Sportarten noch immer die Nummer eins ist.
Noch nie in der Geschichte des Deutschen Leichtathletik-Verbandes hat es deshalb ein so großes Team gegeben für die kontinentale Medaillenvergabe. Aber es ist dennoch bei aller berechtigten Vorfreude nur eine kleine und sogar übersichtliche Gruppe, die auf das Podest springen kann.
Und Enttäuschungen, ja, die wird es auch geben. Sie gehören zum Wesen des Sports, der trotz aller Trainingswissenschaften immer die Komponente des Ungewissen ins sich trägt. Was auch seinen Reiz ausmacht.
Und ausnahmsweise mal und ohne Gewähr eine kleine Vorschau für die deutschen Leichtathletik-Fans. Damit alle nach der Europameisterschaft auch Gelegenheit haben, mir eine überzubraten (was ich mittlerweile übrigens prima aushalte).

Deutsche Medaillenausbeute ohne Gewähr

Auf Medaillen kann der DLV in folgenden Disziplinen hoffen (die Anzahl setze ich in Klammern dahinter): Mehrkampf Frauen (1), Mehrkampf Männer (1), Speer Männer (2), Diskus Männer (1), 100m Hürden (2), Staffel Frauen (1), 100/200m Frauen (1), 3000m Hindernis Frauen (1), 5000m Frauen (1), 110m Hürden (1), Weitsprung Frauen (1), Kugel Frauen (1), Kugel Männer (1), Gehen Männer (1), 10.000m Männer (1), Dreisprung Frauen (1), Hochsprung Männer/Frauen (1).
Vermutlich wäre Cheftrainer Idriss Gonschinska sehr angetan, wenn diese - mit meinen Kollegen Markus Röhrig abgesprochene - mögliche Medaillenausbeute Realität werden könnte, wobei auch festzuhalten bleibt, dass einige Paradedisziplinen der Vergangenheit gerade eine kleine Delle erleben. Aber das ist zum einen normal, weil es immer wieder diese Talsohlen gibt, die durchschritten werden müssen, und auf der anderen Seite ist das auch bei anderen Nationen der Fall.
Es gibt keine Leichtathletik-Mannschaft, die in der Lage ist, alle Disziplinen auf Medaillenniveau abzudecken. Dieser hehre Anspruch, den auch der DLV verfolgt, ist schlichtweg nicht durchführbar, auch wenn die Versuche dazu ehrenhaft sind.

Der Sport als Brücke für Europa

Wir werden uns dennoch bei unseren ausführlichen und kompletten Übertragungen aus Berlin (unter anderem sind im Eurosport Player viele Disziplinen einzeln abrufbar mit deutschem Kommentar) nicht davon abhalten lassen, auch immer wieder mal einen Blick nach Glasgow zu richten. Zu den Teilnehmern des Deutschen Turner-Bundes (DTB) etwa, die garantiert ebenso erfolgreich auf Medaillenjagd gehen werden wie die Wasserspringer, Schwimmer, Ruderer und Bahnradfahrer. Komplett sind sieben Sportarten aktiv.
Glasgow und Berlin kann deshalb eine richtungsweisende Tangente werden. In vier Jahren will man erneut einen solchen Versuch wagen. Wäre schön, wenn die Europaspiele Fuß fassen könnten in einem Europa, das politisch gerade vor einer Zerreißprobe steht. Vielleicht kann der Sport eine Brücke bauen, indem man dann noch mehr Städte und Länder Europas einbindet.
Wenigstens für eine Woche.
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