Hamburgs Olympia-Entscheidung: Fragen und Antworten

VonSID

Publiziert 29/11/2015 um 21:50 GMT+1 Uhr

Die Hamburger Bürger haben sich am Sonntagabend in einem Referendum gegen Olympische und Paralympische Spiele 2024 in ihrer Stadt ausgesprochen. Etwa 51,7 Prozent Nein-Stimmen in Hamburg waren entscheidend. Ein Sieg der Befürworter war kurz vor dem Ende der Auszählung nicht mehr möglich. Im geplanten Segelrevier Kiel verlief das Referendum mit knapp 66 Prozent Ja-Stimmen positiv.

Hamburg wollte Olympia 2024

Fotocredit: Imago

Was bedeutet das Nein der Hamburger?
In erster Linie: Die deutsche Bewerbung um die Sommerspiele 2024 ist Geschichte. Weitere, tiefgreifende Konsequenzen werden folgen, sind im Detail aber kaum absehbar: Einschnitte in die Spitzensportförderung, weiter bröckelnde Sport-Vielfalt im TV, das Ende großer Sponsoren-Kooperationen oder auch personelle Konsequenzen - auf jeden Fall stehen "Sportdeutschland" ohne das große Konjunkturprogramm Hamburg 2024 harte Zeiten bevor.
Hat es so etwas schon mal gegeben?
Ja! Vor nur zwei Jahren scheiterte die Münchner Bewerbung um die Winterspiele 2022 ebenfalls am Nein der Bürger. Damals wie heute hatte die Bewerbung in Umfragen wenige Wochen vor dem Referendum noch stabile Mehrheiten von mehr als 60 Prozent erhalten. Insgesamt war es die siebte gescheiterte deutsche Olympiabewerbung.
Wieso haben die Hamburger mit Nein gestimmt?
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten: Die horrenden Kosten, noch fehlende Finanzgarantien des Bundes, Misstrauen gegenüber dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC), Angst vor Terror und Flüchtlingskrise, Enttäuschung über die dunklen Schatten auf dem "Sommermärchen" 2006 oder ständig neue Doping-Horrormeldungen. Wahrscheinlich war es eine Mischung aus zahlreichen Punkten.
Kam das Nein dennoch überraschend?
Durchaus. Noch kurz vor den Terroranschlägen in Paris am 13. November sprachen sich 56 Prozent für Olympia aus. Die Macher nutzten zudem einen fragwürdigen Kniff, um den Hamburgern Olympia schmackhaft zu machen. Die Stadtväter knüpften die Bewerbung an ein gewaltiges Stadtentwicklungsprojekt, schlossen aber aus, dass Hamburg mehr als 1,2 Milliarden der Kosten in Höhe von mindestens 7,4 Milliarden Euro selbst trägt. 6,2 Milliarden sollte bitte schön der Bund übernehmen. Doch auch die Aussicht auf steuerfinanzierte blühende Landschaften reichte den Hamburgern nicht aus.
Was hat die Olympiabewerbung bis Sonntag gekostet?
Schwer zu sagen. Seriöse Schätzungen gehen von rund sechs Millionen Euro aus. In erster Linie wurde diese Summe für Finanzplanungen und Architektenhonorare verwendet. Wäre es weitergegangen, hätten bis zur Endausscheidung in Lima im September 2017 50 Millionen Euro zur Verfügung gestanden.
Wollte sich Hamburg nicht auch um die Spiele 2028 bewerben?
Ja! Aber eigentlich nur, wenn man es bis Lima geschafft hätte. Obwohl im nun gescheiterten Referendum ausdrücklich nur nach 2024 gefragt wurde, scheint ein weiterer Vorstoß nach dem Debakel von Sonntag politisch kaum denkbar.
Wo finden nun die Spiele 2024 statt?
In Los Angeles, Paris, Rom oder Budapest. Keiner der verbleibenden Bewerber hat vor, seine Bürger vor der Entscheidung der IOC-Session in Lima im September 2017 um Erlaubnis zu fragen.
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